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Hunde können ziemlich gute Piloten sein

von Cindy Michel
Und Hunde können doch fliegen – und zwar ein Flugzeug. Das will die britische Dokureihe „Dogs Can Fly!“ beweisen. Mit dabei: der Hund Shadow, der eigentlich eingeschläfert werden sollte. Dann fiel er einem Talent-Scout ouf. Der Sender Sky will das Format auf seinem neuen Kanal bald auch in Deutschland zeigen.

Ein Hund! Im Cockpit! O Himmel hilf! Hinter dem Steuerknüppel dieses Flugzeugs sitzt tatsächlich ein Staffordshire-Mischling! Ein hechelnder Hund mit vier Pfoten und Schnauze manövriert die Cessna durch die Lüfte. Ich blicke vom Bildschirm auf, zu meinem Hund rüber. „Taro, gib dir das mal“, sage ich eher zu mir als zu ihm, der da auf dem Sofa rücklings alle Viere von sich streckt. Ein kurzes Ohrenzucken seinerseits, unsere Blicke treffen sich, Taro gähnt, lässt den Kopf wieder sinken und grunzt etwas. Hm.

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Ich richte meine Aufmerksamkeit auf den Pilotenhund im TV. Neben ihm sitzt ein Mann, der ihm Anweisungen gibt wie „leicht rechts, dann wieder in die Gerade bringen“. Dahinter eine Frau, die Shadow, so heißt der Wundermischling nämlich, immer wieder einen „guten Jungen“ nennt und ihn daran zu erinnern scheint, dass er aufpassen müsse und der Blick aus dem Cockpitfenster wichtig sei: „Schau, da!“

Taro ist indes nicht mehr auf dem Sofa, sondern in seinem Körbchen. Wieder auf dem Rücken. Es ist ja auch sehr heiß heute, da kann man keine Kunststücke erwarten.

Zurück zu Shadow. Mittlerweile hat der einen Achter in der Luft manövriert und die Menschen in dem Video, Wissenschaftler, Hundetrainer wie Hundepsychologen, klatschen und rufen euphorisch: „Da wird gerade Geschichte geschrieben!“ Ja, offensichtlich. Einen Hund, der ein Flugzeug steuert, habe ich auch noch nie gesehen. Ich fand ja schon die skatende Bulldogge Tillman faszinierend.

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Shadow ist einer der zwölf Hundestars der britischen Fernsehproduktion Dogs Can Fly! In der sechsteiligen Dokureihe von Oxford Scientific Films und GroupM Entertainment geht es um nichts anderes als das Experiment, ob Hunde in der Lage sind, ein Flugzeug zu steuern. Einige der Trainer und Psychologen sollen schon 2012 an einem Experiment beteiligt gewesen sein, bei dem Tierheimhunden beigebracht wurde, ein Auto zu fahren.

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Nach eventuell geeigneten Flugschule-Kadetten für das haarige, hechelnde Dutzend, suchten Wissenschaftler und Hundetrainer in Tierheimen in ganz England. Die Hunde sollten selbstsicher sein, menschliche Signale gut lesen können und, wie Hundetrainerin Victoria Stilwell es im Guardian beschreibt, „etwas besitzen, was man normal von menschlichen Headhuntern erwartet: Die Fähigkeit diesen extra Schritt zu gehen, die Ausdauer zu haben und den Antrieb, Probleme selbst lösen zu wollen.“

Extra Schritte läuft Taro nur selten. Dafür ist er ziemlich gut in seinen Denk- und Geschicklichkeitsspielen. Die kann er. Wenn sie mit Hundekeksen vollgestopft sind. Ansonsten ist es ihm zu langweilig. Er ist ja nicht doof. Gerade liegt er immer noch in friedlich schlummernder Bewegungslosigkeit auf sein Kissen sabbernd. Vielleicht gibts ja doch noch Hoffnung, auch Taro kommt ursprünglich aus einem Heim, sogar aus einer spanischen Tötungsstation.

Ähnlich wie Pilot Shadow. Denn der sollte eigentlich eingeschläfert werden bevor er für die Sendung ausgewählt wurde. Seine houdiniähnlichen Ausbruchfähigkeiten hätten die Trainer allerdings überzeugt und so wurde Shadow einer der zwölf Kadettenanwärter.

Bewegung im heimischen Hundekörbchen. Taro kratzt sich am Ohr, dreht sich einmal um sich selbst, schnappt unmotiviert nach einer Fliege, die um seinen Kopf summt und lässt sich wieder auf das Kissen plumpsen. Gut, vielleicht ist er eher der Schläfer-Typ. Wir probieren es später, wenn er ausgeschlafen hat nochmal mit „Rolle“ und „Pfote geben“.

Bei Dogs Can Fly! gibt es keine Schläfer. Die sind alle top aufgeweckt. Gemeinsam mit ihren Hundetrainern müssen sie etliche Prüfungen absolvieren. Sogar Schlagzeugspielen steht auf dem Programm, sehe ich gerade in einem Clip. „Sie dürfen keine Angst vor Lärm haben“, erklärt Hundetrainerin Victoria Stilwell im Guardian die Übung bei der die Hunde dafür belohnt werden, wenn sie auf ein Schlagzeugpedal treten.

Ähnlich kurios, die Übungseinheit Marionettenshow, bei der die Hunde zu Puppenspielern werden. Taro zieht auch gerne die Fäden, allerdings unsere, wenn er gaaaaanz dringend nachts um 2 Uhr raus muss. Auch wenn es nur Nachbarskatze ist, die er riecht. Dann rockt er auch, jaulend vor unserem Bett, Verstärker braucht er dann übrigens keinen. Er ist laut genug.

Wenn die TV-Stars nicht gerade die Bühne rockten oder mit einem Schnellboot über die See schossen, dann durften die Vierbeiner in einem Landhaus in Sussex relaxen. „Ein eigenes Hundestudio, Sofas und unglaublich bequeme Betten gehörten zur Grundausstattung“, erklärt die Charlotte Wilde, die schon Tiere für Pirates of the Caribbean und Harry Potter trainierte, dem Guardian. „Die Hunde wurden während des kompletten Drehs wie königliche Hoheiten behandelt“, meint Stilwell. „Sie hatten ihren persönlichen Hundefriseur und einen Tierarzt, der 24 Stunden nur für sie da war.“

Die besten drei kamen eine Runde weiter – in die Hundeflugschule und lernten eine für sie „minimal umgebaute“ Cessna 182 zu fliegen. Gewinner waren die Hunde aber alle, denn das komplette Dutzend wurde nach dem Ende der Dreharbeiten in Familien vermittelt oder fand bei Crewmitgliedern ein neues Zuhause.

Das tierisch seltsame Format wurde im Frühjahr bei der Fernsehmesse MIPTV in Cannes vorgestellt und kam weltweit bei Einkäufern gut an. Demnächst werden Zuschauer in Japan und Dänemarkt Schadow, Wilfie und all den anderen auf ihrem Weg nach oben zusehen können. Auch deutsche Fans der Reality-Dokus können bald passiv Teil des Experiments werden. Eine Sprecherin des Senders Sky habe dem Medienmagazin DWDL gegenüber bestätigt, dass die synchronisierte Sendung auf seinem neuen Unterhaltungssender Sky 1 laufen wird. Ein Termin steht noch nicht fest.

Taro kommt, setzt sich vor mich, starrt mich an. Ich starre zurück. Er bellt. Dreht sich im Kreis. Bellt wieder. Vielleicht spielt er Rockstar. Wir gehen dann besser mal raus und üben „Rolle“ und „Pfote“.

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