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OKStupid / Ich hasse dich, hoffentlich ist dein Akku bald leer!

von Lara Giller
Online-Dating, Online-Beziehungen und vor allem Online-Schlussmachen. In ihrer Ausstellung „Modern Romance“ liefert unsere Autorin die Bilder zum viel beschriebenen digitalen Beziehungschaos. Ihr Fazit: „I won't apologize for having real feelings“, auch wenn es manchmal peinlich ist.

Ich war ziemlich nervös. Zu meiner ersten Ausstellung vor einigen Wochen kamen viel mehr Besucher, als ich dachte. Von den Professoren meiner Kunsthochschule hagelte schon vorher viel Kritik. Zu infantil sei das alles, zu einfach. Aber dann fingen die Leute wie wild an, meine Bilder zu knipsen, laut zu lachen. „That is so mean!“, brüllte einer durch den halben Raum. Da war mir klar: Ich habe doch mehr als nur meinen eigenen Nerv getroffen.

Ich wollte mich über mich selbst genauso lustig machen wie über andere. Meine Bilder zeigen, wie Textnachrichten jede Facette unseres Beziehungslebens durchdringen. Vom billigen Sexting-Aufreißen à la „Yo Babe, Send Nudes“ über die echten großen Gefühle, die unserer Generation so gerne abgesprochen werden. Von der Panik vor dem Schlussmachen, wenn die Sache eigentlich schon gelaufen ist, die Partner einander aber trotzdem immer weiter schreiben. Bis zum Kontrollzwang danach: Ist er noch online? Mit wem könnte sie nachts noch schreiben? Umgekehrt: Wie kann ich jemanden endlich aus meinem Leben löschen, um mich nicht mehr mit ihm beschäftigen zu müssen?

Viele finden es lächerlich, wie sehr Social Media unser Beziehungsleben definiert. Wie sehr wir uns damit wehtun können. Ich finde es lächerlich, wie peinlich es uns noch immer ist, das zuzugeben. „Ich bin verletzt davon, dass du dieses und jenes Bild gelikt hast“, das traut sich doch immer noch niemand zu sagen.

Genauso möchte niemand zugeben, dass es total nerven kann, dauernd und ständig mit einem Partner verbunden zu sein. Texten nach dem Aufstehen, Texten nach dem Mittagessen, Texten am Abend. Herr Gott, vielleicht noch Texten während man zusammen fernsieht? Meine Bilder sind eine Persiflage auf genau dieses Chaos.

Ich finde „Online-Dating“ ist ein überholter Begriff. Es geht längst nicht mehr nur darum, dass wir uns über Netzwerke wie Tinder oder OKCupid kennenlernen. Deswegen habe ich auch für meine Bilder bewusst die Instanz SMS-Nachricht gewählt. Hier spielt sich unser komplettes Beziehungsleben ab. Ich würde sagen, die Welt heute besteht aus Text-Dates, Text-Sex, Text-Zusammensein und Text-Breakups. Und das verändert unsere Art, miteinander umzugehen. Nicht irgend eine App, bei der ich nach links oder rechts wische.

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