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Fabu will spielen / Lang lebe das kurze Game!

von Fabu
Es kommt doch auf die Länge an. WIRED-Kolumnist Fabu meidet in der Regel Videospiele, die länger als sechs Stunden dauern – weil sie einfach zu viel Lebenszeit verschlingen.

Eigentlich habe ich gar keine Zeit, diese Kolumne zu schreiben. Auf mich warten zahlreiche Verpflichtungen: The Witcher 3: Blood and Wine, Doom, Stellaris und vieles mehr. Außerdem will die aktuelle Folge Game of Thrones geguckt und verdaut werden, meine Bikinifigur bedarf einer Auffrischung und irgendwo wartet bestimmt eine Oma, die von mir über die Straße geleitet werden möchte.

Allein für das Add-on von The Witcher 3 müsste ich mir voraussichtlich 35 Stunden Lebenszeit freischaufeln. Bei aller Liebe für aufwändig inszenierte Spiele: Ich wünsche mir mehr Titel, für die man keinen Urlaub einreichen muss. Spiele, die sich wie ein Film in einem Rutsch in zwei bis drei Stunden konsumieren lassen. Meinetwegen auch fünf oder sechs, aber alles was da drüber liegt, wird von mir sehr wahrscheinlich eh nie beendet.

Ich möchte meinen Alltag nicht nach meiner Steam-Bibliothek ausrichten

Viele Spiele werben mit ihrer zeitintensiven Komplexität. Mich schreckt das ab. Games sind super, ja, aber ich möchte meinen Alltag nicht nach meiner Steam-Bibliothek ausrichten, sondern in Bezug auf virtuelle Welten nach Belieben kommen und gehen, ohne wochenlang im Hinterkopf zur Rückkehr genötigt zu werden.

Gute Spiele bewegen uns dazu, sie abzuschließen. Doch wenn der Abschluss in weiter Ferne liegt, wirkt das auf mich nicht motivierend. Eher das Gegenteil ist der Fall. Ich benötige ein greifbares Ende, um nicht das Interesse zu verlieren. Es liegt nicht an den Spielen, es liegt an mir. Ich kann durchaus verstehen, dass Menschen Gefallen daran finden, 50, 100 oder mehr Stunden in ein Spiel zu investieren. Aber für mich ist das nichts.

Ich zähle zur Zielgruppe, die für Episodenspiele wie The Walking Dead und Life is Strange empfänglich ist. Zwei Stunden eintauchen, kurz reflektieren, abhaken und im Idealfall ein bisschen Vorfreude im Nachhall. Das lässt sich releativ problemlos ins Leben integrieren, ohne ständig Prioritäten setzen und verwerfen zu müssen.

Wirft man einen Blick in die Kommentarspalten der einschlägigen Portale, erweckt es jedoch den Anschein, dass viele Käufer kurze Spiele mit Schimpf und Schande abstrafen. Mehr ist mehr. Bla. Ich denke, dass das etwas mit dem Alter und der Fähigkeit zu tun hat, Qualität und Quantität getrennt voneinander betrachten und bewerten zu können.

Wer so wie ich das kurze, intensive Spielerlebnis vorzieht, wird beispielsweise bei Steam unter dem passenden Schlagwort fündig. Itch.io ist als Anlaufstelle ebenfalls zu empfehlen. Es macht aber auch Sinn, Game Jams auf dem Radar zu haben. Entwickler-Wettbewerbe wie Ludum Dare bieten wahnsinnig viel kostenlosen Spielspaß, der sich wunderbar zwischen Tür und Angel konsumieren lässt, ohne dass es an Ideenreichtum und Tiefgang mangelt. Bitte mehr davon. Wir haben doch keine Zeit!

Letztes Mal bei „Fabu will spielen“: Spiele wie Battlefield 1 machen das Grauen des Krieges zur Schießbude. 

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