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Von Epicore bis Relaxative: Diese Website findet die Musik, die wirklich zu euch passt

von Oliver Klatt
Rockfan oder Hip-Hopper? Akustik oder elektronische Klänge? Alternative Musikszene oder doch eher Mainstream? Eines ist sicher Die Begriffe, mit denen wir unsere Lieblingsmusik zu umschreiben versuchen, sind oft viel zu ungenau. Das Webprojekt Every Noise At Once versucht jetzt, etwas mehr Klarheit zu schaffen.

Auf einer farbig kodierten Weltkarte listet die vom Spotify-Klangforschungslabor The Echo Nest entwickelte Website 1376 Musikrichtungen auf — von Deep Tech House bis Spanish Classical, von Dark Black Metal bis African Percussion. Genres, die weiter oben stehen, lassen sich eher dem elektronischen Spektrum zuordnen, nach unten hin wird es zunehmend handgemachter. Die Musik auf der rechten Seite ist klanglich sehr dicht, während es rechts eher luftig zugeht. Klickt man eine der Stilrichtungen an, ertönt ein passendes Klangbeispiel. Ein Pfeil neben jedem Genre führt darüber hinaus zu einer weiteren Word Map, die aus Bands und Künstlern besteht, die dem jeweiligen Musikstil nahestehen — vorausgesetzt sie sind beim Musik-Streaming-Dienst Spotify vertreten.

Je mehr Genres McDonald hinzufügte, umso beliebter wurde die Website.

Ausgedacht hat sich dieses System Glenn McDonald, sogenannter Data Alchemist bei Spotify. Für Every Noise At Once knöpfte er sich die Daten zu Online-Hörgewohnheiten vor, die er und seine Kollegen von The Echo Nest seit Jahren sammeln und analysieren — und brachte sie in eine intuitive, lesbare Form. „Anfangs war ich der Meinung, dass diese Art der Visualisierung vermutlich zu unübersichtlich ist“, sagt McDonald. „Ich konnte mir nicht vorstellen, dass viele Menschen Lust darauf haben, sich durch all diese Stilrichtungen zu scrollen. Und damals waren es erst 400!“

Doch je mehr Genres er zu Every Noise At Once hinzufügte, umso beliebter wurde die Website. Und das hat zwei Gründe: Zum einen findet man über die Karte schnell zu Musik, die einem gefällt, weil sie den eigenen Hörgewohnheiten sehr ähnlich ist. Auf der Word Map zu SwedishProg etwa steht die Band Kenny Håkansson Psychedelic Dream gleich neben Knäckebröderna und Torkel Rasmusson — Gruppen, die klanglich recht nah beieinander liegen. Zum anderen lädt Every Noise At Once aber auch dazu ein, unbekannte Stilrichtungen zu erkunden, die ebenfalls nur einen Mausklick entfernt sind — schwedischen Prog-Rock zum Beispiel.

Die meisten Tools verlangen, dass man schon weiß, wonach man sucht.

Glenn McDonald

„Ich glaube, die Menschen sind viel neugieriger auf unbekannte Musik, als wir manchmal vermuten“, sagt McDonald. „Die meisten Tools verlangen von einem aber, dass man bereits weiß, wonach man sucht. Oder sie geben einem einfach nicht genug Kontext über das an die Hand, was man gerade hört.“ Every Noise At Once dagegen visualisiert diesen Kontext und macht Zusammenhänge zwischen Genres und Bands erkennbar.

Doch nicht jeder Musiker lässt sich auf Anhieb einem Stil zuordnen. Und nicht jede Musikrichtung verfügt bereits über einen etablierten Namen. „Hin und wieder lassen unsere Daten eine Gemeinsamkeit unter bestimmten Künstlern erkennen, für die noch keine Stilbezeichnung im Umlauf ist“, sagt McDonald. „In solchen Fällen muss ich mir dann selbst etwas einfallen lassen.“

Epicore: Musik, die nach unheilvollen Kino-Trailern klingt

Zu den extravaganteren Wortschöpfungen McDonalds gehören Epicore („Musik, die nach unheilvollen Kino-Trailern klingt“), Laboratorio („gedankenschwere und oftmals etwas abstrakte Musik, die eher in ein Labor passt, als auf die Bühne“) und Relaxitive („Das musikalische Äquivalent zu jener Sorte Nahrung, die man zu sich nimmt, nachdem man sich den Magen verdorben hat“).

Mehr über die Arbeit von The Echo Nest — und darüber wie die Musikvorscchläger von Spotify funktionieren — erfahrt ihr in diesem Artikel aus unserem WIRED-Special zur Zukunft der Musik

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