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Ein zweiter „Snowden“-Film kann nur Gutes bewirken

von Pearl Abbey-Obaro
Am 22. September läuft „Snowden“ in den deutschen Kinos an. Doch braucht es wirklich die Hollywood-Version einer Geschichte, die erst vor zwei Jahren als Dokumentarfilm Premiere feierte? Unsere Autorin Pearl Abbey-Obaro findet: Ja.

Die Geschichte des ehemaligen NSA-Mitarbeiters Edward Snowden, der im Juni 2013 die globalen Spionage- und Überwachungstätigkeiten der NSA offenlegte, wird ab dem 22. September nicht zum ersten Mal auf der Kinoleinwand zu sehen sein. Die US-amerikanische Filmemacherin Laura Poitras war tagelang mit der Kamera hautnah dabei, als Snowden in einem Hotelzimmer in Hongkong geheime regierungsinterne Daten preisgab. Ihr daraus entstandener Dokumentarfilm Citizenfour hat zahlreiche Preise gewonnen.

Der diese Woche erscheinende Spielfilm Snowden stammt hingegen aus der Feder des Filmemachers Oliver Stone, der sonst für Kriegsfilme wie Platoon und Geboren am 4. Juli bekannt ist. Doch wenn einige Kommentatoren den Film bereits vor der Veröffentlichung wütend als „amerikanische Massenware“ betiteln, übersehen sie das Potenzial, das dahinter steckt. Denn neben der pathetischen Inszenierung der NSA-Affäre hat Snowden auch die Möglichkeit, ein breiteres Publikum für sein Thema zu sensibilisieren.

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In der Hauptrolle spielt Joseph Gordon-Levitt den anfangs konservativen und schüchternen Edward Snowden, an seiner Seite Lebenspartnerin Lindsay Mills, gespielt von Shailene Woodley. Zu Beginn des Films scheidet Snowden aufgrund einer Verletzung aus der US Army aus und fängt daraufhin als Programmierer bei der CIA an. Der Zuschauer wird zum Zeugen seiner Entwicklung und lernt, wie aus einem staatstreuen Geheimdienstmitarbeiter ein Verfolgter wird, der seit nun mehr drei Jahren im Exil lebt.

+++ Interview: Der Hacker, der das Set von „Snowden“ beschützte +++

Gordon-Levitt verkörpert die innere Zerissenheit Snowdens authentisch und das soll vielleicht auch Verständnis dafür erzeugen, warum es Snowden so viel Zeit gekostet hat, mit seinem Wissen an die Öffentlichkeit zu treten. Durch dramatische Musik und panische Nahaufnahmen wird auch dem letzten Zuschauer die Macht deutlich, die der Whistleblowers durch sein Wissen hat – und die Gefahr, in der er deswegen steckt.

Der Film erzählt nicht nur Snowdens beruflichen Werdegang, sondern auch von seinem Privatleben und seiner emotionalen Entwicklung. An vielen Stellen wirkt das leider etwas überzeichnet, beispielsweise wenn Woodley und Gordon-Levitt sich tief in die Augen schauen, während im Hintergrund die hawaiianische Sonne untergeht.

Auch wenn die Doku Citizenfour einen realistischeren Blick bietet – Oliver Stones Film erfüllt einen anderen Zweck: Er gibt mit seiner Starbesetzung potenziellen Nicht-Informierten oder -Interessierten einen Zugang zum Thema. Er verhindert auch, dass das Thema in Vergessenheit gerät und erinnert daran, dass es immer noch höchst aktuell ist.

Drei Jahre liegt die NSA-Affäre zurück. Snowden kommt am 22. September in die deutschen Kinos und bringt das Thema Massenüberwachung zurück in die breiteste aller Massen – das Blockbuster-Kinopublikum. Das ist gut so und wichtig, selbst wenn dafür Hollywood-Kitsch nötig war.

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