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Vom Karriere-Abstellgleis zu Star Wars: Alan Tudyk im Interview

von Dominik Schönleben
Vom kultisch verehrten Sci-Fi-Darsteller auf dem Abstellgleis zur Rolle im neuen Star-Wars-Film: Die Karriere von Alan Tudyk klingt selbst, als sei sie in Hollywood verfasst worden. WIRED sprach mit dem Schauspieler über die Herausforderung, in Rogue One einen Roboter zu spielen und darüber, warum er den Job fast für seine eigene Webserie abgesagt hätte.

Alan Tudyk war lange Zeit eher berüchtigt als wirklich berühmt für seine Rolle des Piloten Hoban Washburne in Firefly. Eine Serie, die schon nach einer Staffel abgesetzt wurde, sich aber vielleicht genau deshalb zum Kulthit entwickelte. Danach fiel Tudyk in ein kleines Karriereloch, etwas das früher vielen Darstellern von Science-Fiction-Serien passierte. Doch diese Durststrecke ist spätestens jetzt vorbei, weil er eine Rolle im ersten Star-Wars-Spin-of bekommen hat: Rogue One. Darin spielt Tudyk per Motion Capture den Roboter K-2SO, einen von den Rebellen umprogrammierten imperialen Droiden.

Seine Zeit vor Star Wars hat Tudyk in der selbstproduzierten Webserie Con Man verarbeitet. In der von Fans auf Kickstarter finanzierten Show spielt er eine Loser-Version von sich selbst: Wrey Nerely, berühmt durch die obskure Science-Fiction-Serie Spectrum, dessen Karriere zum Stillstand gekommen ist und der sich mit Auftritten auf Fan-Conventions finanziell über Wasser hält. Ein Schicksal, das Tudyk eine Zeit lang auch für sich selbst kommen sah.

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Nicht nur Rogue One: A Star Wars Story kommt kurz vor Weihnachten 2016 ins Kino (15. Dezember), die zweite Staffel von Con Man erscheint eine Woche vorher, am 8. Dezember. Nicht auf Vimeo wie die erste, sondern über das amerikanische Streamingportal Comic Con HQ. Und deshalb auch mit mehr Budget, wie Tudyk sagt.

Im Interview erzählt Tudyk, wie sein Looser-Alter-Ego Wrey Nerely fast einen Cameo-Auftritt in Star Wars bekam und warum für ihn seine eigene Webserie und Star Wars so eng verbunden sind.

WIRED: Im neuen Star-Wars-Film spielst du einen schlaksigen Roboter namens K-2SO. Wie unterscheidet sich das von einer menschlichen Rolle?
Tudyk: In der Vorbereitung auf den Charakter macht das erst mal keinen Unterschied: Man liest die Story und versucht herauszufinden, wer er ist, was er will und wie Menschen ihn behandeln. Aber dann muss man die physischen Eigenschaften der Figur betrachten. K-2SO ist fast 2,20 Meter groß, hat wirklich lange Arme und dürre Beine.

WIRED: Und vor allem keine Mimik. Muss man einen Roboter körperbetonter spielen, um Persönlichkeit herüberzubringen?
Tudyk: Ja. Als Schauspieler kannst du normalerweise mit sehr kleinen Handlungen sehr viel sagen, etwa mit einer gehobenen Augenbraue. Diesen Luxus hatte ich mit K-2 nicht. Ich musste die Emotionen, die er fühlt, körperlich ausdrücken. Als ich damit anfing, erwachte er zum Leben.

Er fragte: Willst du in Star Wars mitspielen? Und ich antwortete: Solange nicht im Juni gefilmt wird

Alan Tudyk

WIRED: Das vergangene Jahr hast du vor allem an deiner eigenen Webserie Con Man gearbeitet, deren zweite Staffel bald erscheint. Wie war es, auf einmal in einem Hollywood-Blockbuster mitzuspielen?
Tudyk: Ziemlich verrückt. Wir hatten gerade erfolgreich die zweite Staffel von Con Man crowdfinanziert und planten, im Juni mit den Dreharbeiten loszulegen, als ich den Job in Rogue One bekam. Der Regisseur Gereth Edwards bot mir die Rolle auf einer Star-Wars-Fan-Convention an. Er fragte: „Willst du K-2 spielen?“, und ich antwortete: „So lange nicht im Juni gefilmt wird.“ Das hört sich im Nachhinein verrückt an, aber ich fühlte mich einfach verpflichtet gegenüber den Menschen, die uns Geld gegeben hatten, um Con Man zu produzieren. Zehn Tage nach Ende der Dreharbeiten zu Con Man flog ich für Star Wars nach London.

WIRED: Das muss ein ziemlicher Kulturschock gewesen sein.
Tudyk: Was sofort auffiel, war der Unterschied in der Größe, darin, wie viele Menschen an diesem Film mitarbeiteten. Im einen Moment drehte ich noch eine Webserie über ehemalige Science-Fiction-Schauspieler, die jetzt nur noch über Fan-Conventions tingeln – und im nächsten einen riesigen Sci-Fi-Kinofilm. Das ist eine Filmrolle, für die mein Charakter aus Con Man seinen rechten Arm gegeben hätte.

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WIRED: Dein Charakter aus Con Man, Wray Nerely, hätte ja sogar fast in Star Wars mitgespielt.
Tudyk: Ja! Er wurde leider rausgeschnitten. Das zeigt einfach, wie cool die Star-Wars-Crew ist. Sie sind Fans von Con Man und unterstützten mich, als ich während den Dreharbeiten die Serie geschnitten habe. Es gab diesen Moment, da schaute sich die Crew einige Aufnahmen von Star Wars während den Dreharbeiten an und sie sagten zu mir: „Wir würden gerne danach Con Man sehen.“ Ziemlich starke Konkurrenz, aber den Leuten gefiel es. Der Co-Produzent John Swartz gab mir danach eine kleine Rolle als imperialer Pilot, aber später wurde das Skript umgeschrieben und die Szene unnötig. Als mir das auffiel, sagte ich zu John: „Warte mal. Genau hier hat Wray Nerely seine Rolle verloren“, und er antwortete: „Ja, tut mir leid.“

WIRED: Das könnte eine Szene aus Con Man sein, in der es für Nerely ja auch oft schiefläuft. Erwartet uns das in der zweiten Staffel?
Tudyk: Das muss in die dritte. Während der Dreharbeiter zur zweiten Staffel ahnte ich noch nicht, dass Wray später wieder aus dem Film geschnitten würde.

Es macht Spaß, diese Idioten-Version von mir zu schreiben – und es dann selbst anders machen zu können

Alan Tudyk

WIRED: Könnte es Wray Nerely doch noch so gehen wie dir? Bekommt er noch eine große Rolle?
Tudyk: Ich glaube nicht. Wray würde nie für Star Wars gecastet werden. Er muss alles verlieren, nur das macht die Geschichte interessant: Jemand, der nicht wertschätzen kann, was er hatte, muss erst alles verlieren, bevor er es zurückbekommen kann.

WIRED: Deine eigene Story – für eine Kultrolle verehrt, aber als Schauspieler stillgelegt, dann wieder erfolgreich – ist also nicht so interessant?
Tudyk: Nein, überhaupt nicht. Es macht viel mehr Spaß zu sehen, wie Wray abstürzt und Fehler begeht. Wie er verrückte Leute um sich hat, die ihn ebenfalls in den Wahnsinn treiben. Es macht Spaß, diese Idioten-Version von mir zu schreiben – und es dann selbst anders machen zu können.

WIRED: Wenn man über Con Man im Kontext von Star Wars spricht, kommt einem sofort Mark Hamill in den Sinn, ein Schauspieler, der mit den frühen Star-Wars-Filmen berühmt wurde, aber danach nie wieder eine vergleichbare Rolle gespielt hat. Siehst du da eine Parallele?
Tudyk: In gewissem Sinne setzte er seine Karriere nach diesem Punkt nicht fort. Aber es gibt einen entscheidenden Unterschied: Mark Hamill ist reich. Die Original-Schauspieler von Star Wars waren am finanziellen Erfolg des Films beteiligt – und der war enorm. Er musste nicht arbeiten. Wray dagegen braucht Arbeit. Wray versucht das zu erreichen, was Mark Hamill bereits hat.

WIRED: Dennoch scheint eine solche Rolle für einen Schauspieler auch ein Fluch zu sein. Fürchtest du dich davor, dass deine Karriere nach Star Wars wieder ins Stocken gerät?
Tudyk: Ich denke nicht. Ein erfolgreicher Film eröffnet einem eher Möglichkeiten, weil Produzenten danach mit einem zusammenarbeiten wollen, um den finanziellen Erfolg zu replizieren. Im Fernsehen ist das anders. Wenn man da eine Rolle für mehrere Jahre gespielt hat, kann man sich in eine Ecke spielen. Die Menschen sehen dich dann nur noch als den Charakter, mit dem sie aufgewachsen sind. Wenn du acht Jahre lang Teil einer Serie bist, werden Kinder in dieser Zeit erwachsen.

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