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Der Horror wird wahr: „11:57“ ist der erste Gruselfilm für die Oculus Rift

von Max Biederbeck
Mittendrin im Schrecken: Niederländische Filmemacher haben einen Horror-Film gedreht, bei dem Zuschauer mit Hilfe von Oculus Rift selbst zum Opfer werden.

Es ist stockfinster, als der Fremde sein Opfer auf einem Stuhl festkettet. Er selbst sagt kein Wort, nur ein Flüstern hallt durch die Dunkelheit. Dann entfernt er sich mit knarzenden Schritten und verschwindet durch eine grell leuchtende Tür, der Gefangene bleibt zurück, scheinbar allein. Es ist still, bis das Geflüster von Neuem losgeht. Lichtblitze erhellen einen Tunnel, vielleicht ist es auch ein Kellergewölbe. Panisch dreht der Gefangene den Kopf, um etwas zu erkennen. Und dann ist sie da. Immer wenn das Licht blendend aufflackert, starrt die Frau ihn aus der Ferne an. Weißes Kleid, blass, lange schwarze Haare. Mit jedem Blitz springt sie näher heran, fängt plötzlich an, hysterisch zu schreien. Sie will ihr Opfer töten – den Zuschauer selbst. 

Der Claim des Films: Bei diesem Horror kannst du nicht wegschauen.

„Das ist der Moment, in dem die meisten anfangen, um sich zu treten“, erklärt Sanne van Hattum und lacht dabei ein wenig zu boshaft. Sie ist die Produzentin von „11:57“, einem Horror-Film, den sie neben ihrem eigentlichen Job zusammen mit einem ganzen Team von Entwicklern, Regisseuren und Technikern gedreht hat. Kein normaler Film, sondern der erste Schockerstreifen für die Virtual-Reality-Brille Oculus Rift. „Zu unserer Premiere in Amsterdam haben wir die Leute auf einem Stuhl festgebunden, um den Schrecken noch realer zu machen“, sagt van Hattum. Immer wieder hätten Besucher versucht, sich die Brille vom Kopf zu reißen, aber die Fesseln machten es ihnen unmöglich. Das passt zum Claim des Films: „Bei diesem Horror kannst du nicht wegschauen“.

Durch die Virtual Reality der Oculus wird der Zuschauer zum Protagonisten der Geschichte von „11:57“. Er selbst ist der Gefangene, sucht in Panik alle Ecken des Raums ab, hört die erschreckenden Geräusche von allen Seiten. Und am Ende bleibt ihm eben nur noch die Möglichkeit, wild um sich zu treten.

„Wir haben alle Aufnahmen mit einem Freedom 360 Video-Rig gefilmt“, erklärt Thomas Schenk, der für die Technik zuständig war. In dem Stativ stecken sechs GoPro HERO3+ Kameras, die in alle Richtungen filmen können. Das System an sich ist nicht neu, wurde aber noch nie für einen Oculus-Rift-Film eingesetzt. „Das Problem bestand darin, dass es kein ‚hinter der Kamera’ mehr gab wie bei normalen Dreharbeiten“, sagt Schenk. Das habe dazu geführt, dass sich das Team innerhalb der Kulisse verstecken musste, während das Material abgelichtet wurde. Insgesamt dauerte die Produktion zwei Monate. Herausgekommen sind vier Minuten Grauen. Länger ist auch wirklich nicht zu empfehlen.

Das Horror-Genre bot sich für den Versuch eines virtuellen Filmes laut den Machern gut an. „Wir konnten die dunklen Abschnitte benutzen, um die Sequenzen  zu schneiden“, sagt Schenk. Denn anders als bei einem herkömmlichen Film kann man bei der VR-Variante nicht einfach mit einem Perspektivwechsel von einer Szene zur nächsten schneiden. Henrik Leichsenring, einer der beiden Regisseure, fügt hinzu: „Ein Horrorfilm braucht keine aufwändige Story und auch keinen Text, den man hätte übersetzen müssen. Es zählen nur die Emotionen, die man durchlebt.“

Und die sind beim „11:57“ in der Tat grauenhaft. Wer sich traut, kann den Film für die Oculus kostenlos herunterladen. Eine Warnung aber vorab: Das Team um Sanne van Hattum musste schon vor der Premiere gleich mehrere Disclaimer aufstellen. Die niederländischen Behörden hatten Angst vor Herzinfarkten oder Panikanfällen. Vermutlich ist auch das Festbinden an einem Stuhl während des Films keine sonderlich gute Idee. 

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