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​Diese zehn Farbfilme solltet ihr in Schwarzweiß sehen

von Michael Förtsch
Mit „Black & Chrome“ hat ein Fan zuletzt eine fantastische Schwarzweiß-Fassung von „Mad Max: Fury Road” ins Netz gestellt. Doch nicht nur das Staub-und-Benzin-Spektakel macht ohne Farbe etwas her. So einige eigentlich bunt gedrehte Filme entfalten auf dieses Weise eine ganz besondere Wirkung.

Seit einigen Jahren erlebt der Schwarzweiß-Film eine Renaissance. Einige bekannte Beispiele sind neben der Oscar prämierten Stummfilm-Hommage „The Artist“ etwa Alexander Paynes Drama „Nebraska“, die Schlachtenhistorie „A Field in England“ oder Joss Whedons eigensinnige Shakespeare-Verfilmung „Viel Lärm um nichts“. Allesamt jedoch sind sie aber wohl eher als Kunst und Experiment statt nur als pure Unterhaltung anzusehen — und „dürfen“ sich daher dieses Stilmittels bedienen.


Aber das Mainstreamkino? Da ist Farbe anscheinend immer noch Pflicht. Mit dieser ungeschriebenen Regel begründete nämlich „Mad Max: Fury Road“-Regisseur George Miller den indirekten Zwang zur Farbfassung seiner Postapokalypse-Schrottpresse. Schade eigentlich.

Die Reduktion auf das visuelle Minimum sorgt nämlich für einen höheren Kontrast, lässt Strukturen deutlicher hervortreten und ein Spiel von Licht und Schatten ausmachen, das sonst oft im bunten Rauschen untergeht „Bei Farbaufnahmen dreht sich alles um die Farben der Klamotten des Charakters, des Grases, des Himmels“, erklärt etwa Ben Wheatley, Regisseur von „A Field in England“, seine Entscheidung für das Monochromatische. „Bei Schwarzweiß hingegen geht es um die Zeichnung des Gesichtes, die Mimik, die Haare und die Textur des Grases.“ Auch der Aufbau von Szenen, die Kunst hinter der Konstruktion des Bildes und die simple Ästhetik der eigentlichen Situation würden sich so, nach Wheatley, stärker offenbaren.

Steven Soderbergh, der Regisseur von „Solaris“ und „Magic Mike“, veröffentlichte im September 2014 etwa eine Schwarzweiß-Version von „Jäger des verlorenen Schatzes“, die zudem ohne Dialoge und Originalmusik daherkommt. Sie sollte als Lehrstück dafür dienen, welche Virtuosität hinter den Bildern und Schnitten des Kultfilms steckt und wie detailverliebt Steven Spielberg und sein Kameramann Douglas Slocombe das Geschehen ins Szene setzten. „Dieser Filmemacher hat seit seinem ersten Dreh mehr über Inszenierung vergessen, als ich heute weiß“, lobt Soderbergh selbst.

Aber nicht nur „Indy“ kommt ohne Kolorierung großartig daher. Auch so einige andere mehr oder minder moderne Farbfilme wirken ohne das ganze Spektrum des Lichtes intensiver, anders oder einfach nur ziemlich beeindruckend. Selbst erleben? Kein Problem, meistens reicht es schon, wenn man bei den Videoplayern oder gar dem Monitor oder TV, die Farbsättigung einfach auf null setzt. Das haben zumindest wir getan und die folgenden zehn Filme unter die Schwarzweiß-Lupe genommen.

#1 „Blade Runner“


Der 1982 erschiene Klassiker von Ridley Scott ist zweifelsohne einer wichtigsten Filme des Science-Fiction-Kinos. Stilistisch gesehen ist er auch ein Spross des Film noir. Schlagschatten, Lichtfinger, erleuchteter Nebel und Dampf finden sich in vielen Szenen ebenso wie halb verdeckte Gesichter. Stilelemente und Bilder also, die ohne Farbe gesehen die detaillierten Umgebungen und das Minenspiel der Figuren in den Vordergrund rücken. Ebenso lassen sie unweigerlich Erinnerungen an Noir-Meisterwerke wie „Chinatown“ und „Im Zeichen des Bösen“ aufkommen, die Scotts Werk geprägt haben.

#2 „Fargo“


Das preisgekrönte Provinzepos der Coen-Brüder steckt voller schwarzem Humor, absurder Situationen und wunderschöner Bilder. Doch eigentlich ist die Geschichte um eine aus dem Ruder gelaufene Entführung gleichsam ein blutiger und schwermütiger Thriller, der sich lauernd hinter der farbigen Kulisse versteckt. Schwinden die Farben aus dem Film, verwandelt sich „Fargo“. Dann mutiert die idyllische Kulisse von Minneapolis nämlich plötzlich zum rauen und unterkühlten Hinterland, das keine Gnade kennt.

#3 „The Descent


Eingepfercht in einem Labyrinth aus engen Höhlengängen wird eine Gruppe von Kletterinnen von blutrünstigen Monstern gejagt. Eine ebenso simple wie beängstigende und optisch gnadenlos inszenierte Story. Ist die Farbe auf Null gesetzt, wird die sowieso schon klaustrophobische Kulisse von „The Descent“ noch drückender — und die Fratzen der fleischgierigen Unterweltbewohner noch beängstigender. Gruselig!

#4 „Cosmopolis


Die Romanverfilmung von David Cronenberg folgt dem Jungmilliardär Eric Packer, der mit seiner Limousine eigentlich nur zum Friseur will, aber sich letztlich auf eine kafkaeske Odyssee voller Gleichgültigkeit, Sex, und Irrsinn begibt. Entledigt man „Cosmopolis“ seines Kolorits, tritt die geradezu fieberhaft zynische Atmosphäre des Films und der entmenschlicht-düstere Charakter des arroganten Asset-Managemers überhaupt erst gänzlich zu Tage. Zieht das Monochrome doch eine weitere Ebene der Abstraktion ein, die die emotionalen Bande zum eigentlichen Geschehen intensiviert.

#5 „Brick


Ein mysteriöser Anruf, ein totes Mädchen und ein Ex-Freund, der ihrem Mörder nachspürt: Perfekter Stoff für einen düsteren Großstadt-Thriller? Richtig. Und genau deswegen versetzte Rian Johnson die Handlung statt nach New York oder Los Angeles in die Highschool-Szenerie eines Teenie-Streifens á la „American Pie“. Schräg und genial. In Schwarzweiß zeigt sich „Brick“ jedoch zumindest optisch wie es sich für sein Genre gehören würde — eben im sättigungsarmen Gewandt eines Streifens wie „Asphalt Dschungel“. Diese Erfahrung ist faszinierend und irritierend zugleich.


#6 „Insidious


Neben „The Descent“ ist „Insidious“ einer der bemerkenswertesten Horror-Streifen der 2000er Jahre. Das verdankt er neben einem ziegenbeinigen Dämon und gelungenen Schockmomenten vor allem der eindringlichen Bildgestaltung von Horror-Ikone James Wan und dessen Auge für Licht, Schatten, Textur und Schärfentiefe. Wie bedacht der Regisseur mit alldem jongliert, kommt in Schwarzweiß erst richtig Geltung und spitzt den subtilen Horror in vielen Szenen noch mehr zu. Das gilt übrigens ebenso für die Nachfolger wie auch „The Conjuring“.

#7 „Melancholia“


Lars von Triers „Melancholia“ zeichnet ein stilles und zugleich überwältigendes Bild vom Ende unserer Welt. In dem Drama lässt der streitbare Däne die depressive Justine und ihre Familie in einem edlen Herrenhaus darauf harren, dass ein fremder Planet mit der Erde kollidiert. Sowieso schon abstrakt, fahrig und fiebrig entpuppen sich die blassen Farben in „Melancholia“ hier letztlich tatsächlich als ein unnötiges Zugeständnis ans Massenpublikum.

#8 „Der Nebel“ („The Mist“)


Regisseur Frank Darabont hatte eigentlich vor, diese Verfilmung von Stephen Kings Roman in Schwarzweiß zu drehen. Eine „Hommage an die frühen Jahre des Horrors“ sollte der Streifen über die kleine Stadt Castle Rock werden, die plötzlich von einem dichten Nebel eingehüllt wird. Und unzweifelhaft: der Monochrom-Look und die bedrohliche Stimmung lassen an Klassiker wie „Die Vögel“ und „Das Ding aus einer anderen Welt“ denken. In diesem Fall muss man aber nicht mal selbst an der Farbschraube drehen. Denn mit der „Director’s Choice“-Version existiert mittlerweile eine offizielle Schwarzweiß-Fassung, die in einer Sammleredition des Films veröffentlicht wurde.

#9 „Brazil“


Terry Gilliams „Brazil“ ist bizarr, verstörend und ein echtes Meisterwerk, das nicht zuletzt für seinen Stil und seine eigentümliche Optik gefeiert wurde. Denn die „1984“-artige Geschichte um den Verwalter Sam Lowry, der in die Maschinerie eines wirren Bürokratieapparates stolpert, ist mit ihren Weitwinkelaufnahmen und verzerrten Bilder ziemlich eigen. Inspiriert wurden der Look, die Welt als auch ihre Figuren von Klassikern wie „Metropolis“, „M“ und „Der Dritte Mann“. So ist es nicht verwunderlich, dass auch „Brazil“ farblos geradezu betörend wirkt.

#10 „Dark City


Eigentlich ist es schade, dass Alex Proyas seinen Kultstreifen „Dark City“ nicht als Schwarzweiß-Film angelegt hat. Denn die „Matrix“-Inspiration von 1998 kommt monochrom nicht nur ganz anders daher, sondern fühlt sich dank ihres Beleuchtungskonzepts so erst richtig authentisch an. Nahtlos schmiegen sich die düsteren Charaktere und überzeichneten Kulissen der bizarren Geschichte um eine „falsche“ Stadt in die unbunte Bilderwelt, ohne auch nur feinste Schattierungen einzubüßen oder Tiefe zu verlieren. Kein Wunder, dass Fans schon vor Jahren Black-White-Fan-Cuts erstellt haben.


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