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Darum lehnen Verbraucher Gesichtserkennung in Geschäften ab

von Michael Förtsch
Deutsche Kunden wollen nicht, dass ihre Gesichter beim Einkaufen gescannt werden. Vor allem nicht, wenn sie als Resultat personalisierte Werbung vorgeführt bekommen. Wie eine Umfrage jetzt zeigt, würden viele sogar Geschäfte meiden, die diese Technik einsetzen.

Im Mai dieses Jahres testeten der Einzelhändler Real und die Deutsche Post gemeinsam mit dem Unternehmen Echion ein System zur Gesichtserkennung. In 40 Real-Märkten und 100 Post-Filialen wurden Gesichter von Kunden beim Blick auf Werbebildschirme mit einer Kamera erfasst. Diese analysierten Alter, Geschlecht und Dauer des Blickkontaktes. Nach Besorgnis von Kunden und heftiger Kritik von Datenschützern wurde der Testlauf bei Real vorzeitig beendet – nicht aber bei der Post. Wie jetzt eine repräsentative Internet-Umfrage des Marktwächter-Teams Digitale Welt der Verbraucherzentrale NRW zeigt, dürften derartige Versuche auch künftig nicht gut ankommen.

Von 1001 befragten Personen zwischen 18 und 69 Jahren sollen rund 76 Prozent es „überhaupt nicht“ oder „eher nicht in Ordnung“ finden, wenn Gesichtserkennungssoftware in Geschäften für zielgruppenspezifische Werbung genutzt wird. Insbesondere die Analyse der Mimik beim Blick auf Werbetafeln oder Displays wird abgelehnt. Selbst wenn Gesichtserkennung einzelne Vorteile wie zielgruppengerechte Rabatte auf bestimmte Produkte ermöglichen würde, wären noch 71 Prozent der Befragten gegen den Einsatz. Mehr als zwei Drittel der Umfrageteilnehmer würden seltener oder gar nicht mehr in Geschäften einkaufen wollen, die auf Gesichtserkennung setzen.

„Verbraucher sind also grundsätzlich auch dazu bereit, Konsequenzen zu ziehen, wenn sie eine Gefahr für ihre Privatsphäre sehen“, sagt Ricarda Moll von der Verbraucherzentrale NRW. Ebenso vertrauen nur 24 Prozent der Befragten darauf, dass die erhobenen Daten nicht mit anderen Unternehmen geteilt würden. Aber auch sonst stehen die Deutschen der Gesichtserkennung kritisch gegenüber. 90 Prozent wollen auch nicht, dass ihnen von Social Networks Freunde auf Basis ihres Aussehens vorgeschlagen werden. Nur beim privaten Einsatz gibt es weniger Skepsis. Scannt eine Überwachungskamera an einer Haustür das eigene Gesicht, finden das 56 Prozent der Probanden eher problematisch.

Die Ablehnung der Technik stützt sich vor allem auf die Sorge, keine Kontrolle über die akkumulierten Daten zu haben. Ganze 82 Prozent fürchten, dass sie nicht bestimmen können, wer die personenbezogenen Informationen im Besitz hat und wie sie weiter verarbeitet werden. „Menschen müssen die Möglichkeit haben, an Lebensmittel zu gelangen, ohne dass dabei ihre Gesichter biometrisch gescannt und analysiert werden“, forderte daher bereits im Mai der Bürgerrechtsverein Digitalcourage, der auch Strafanzeige gegen Real und die Deutsche Post stellte.

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