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„The Walking Dead“ geht weiter — WIRED Germany hat einen Zombie für die Serie vertont

von Dominik Schönleben
Gestern in den USA, heute in Deutschland. Eine Serie wie „The Walking Dead“ innerhalb von 24 Stunden nach Deutschland zu bringen, stellt Synchronisierungs-Studios vor enorme Herausforderungen. Wo das Problem liegt, hat WIRED-Reporter Dominik Schönleben herausgefunden, als er einen Walker für das Midseason-Finale der fünften Staffel vertont hat.

(Spoiler-Alarm!) Zwei Gruppen mit Überlebenden. Beide bis an die Zähne bewaffnet. Beide zu allem bereit, völlig abgestumpft vom ewigen Kampf gegen immer neue Horden an Zombies. Und beide mit Geiseln des jeweils anderen. Die Hoffnungen auf ein harmonisches Ende sind klein beim Midseason-Finale der fünften Staffel von „The Walking Dead“. Ein Finale, auf das Fans nicht warten wollen.

Was früher mehrere Monate dauerte, passiert jetzt in zwölf Tagen.

Früher dauerte es mehrere Monate, bis eine amerikanische Serie für den deutschen Markt synchronisiert war. In Zeiten von Video on Demand und Streaming-Seiten, von Netflix, Watchever und Amazon Prime. Auch in Zeiten von illegalen Angeboten wie Kinox.to und Movie4k, muss es schneller gehen. Unternehmen wie AMC und Fox stehen unter enormem Druck. Eine Serie muss möglichst früh in Deutschland veröffentlicht werden, um Fans einen Grund weniger zu geben, etwa auf illegale Streams zurückzugreifen. Aber auch die legalen Angebote verändern die Erwartungshaltung der Zuschauer.

„The Walking Dead“ etwa wird deshalb bereits 24 Stunden nach dem US-Release in Deutschland ausgestrahlt. Anstatt Monate dauern der dahinterliegende Synchronisierungsprozess nur noch zwölf Tage.

„Das ist alles immer holterdiepolter und der Aufnahmeleiter steht kurz vor dem Nervenzusammenbruch“, beschreibt das Uschi Hugo im Interview mit WIRED Germany. Sie ist die deutsche Synchronstimme der Katana-Kämpferin Michonne, einer der Hauptrollen in „The Walking Dead“. Für die Aufnahme ihrer Stimme hat das Studio ein Zeitfenster von zwei bis drei Tagen. Damit der enge Terminplan eingehalten werden kann, müsse sie oft Abends noch aufnehmen, sagt sie. Das sei bei anderen Serien nicht nötig. Wie schnell sich ein Synchronsprecher bei so einem kleinen Zeitfenster  auf eine Rolle einspielen muss, hat WIRED Reporter Dominik Schönleben selbst herausgefunden, als er einen Walker für das Staffelfinale von „The Walking Dead“ eingesprochen hat.

Im Video: WIRED Germany synchronisiert zusammen mit Uschi Hugo einen Walker.
 

Es ist ein Rennen gegen die Zeit. Wenn eine Serie gegenüber dem US-Original nur um wenige Wochen verzögert ausgestrahlt wird, ist es meist schon zu spät. Die härtesten Fans einer Serie, und damit auch die Zielgruppen von PayTV-Sendern mit Premium-Serien, sind dann bereits zu illegalen Streams im Netz abgewandert. Oder präferieren sowieso den englischen Original-Ton.

Es ist nie abzusehen, ob ein Synchronsprecher für den engen Zeitrahmen auch wirklich zur Verfügung steht.

Bernd Kupke

Dem versucht jetzt Fox mit der Blitz-Synchronisierung von „The Walking Dead“ entgegen zu wirken, ähnlich wie es auch Sky mit der Serie „Game of Thrones“ macht. Zusätzlich werden die englischen Original-Fassungen über einen Online-Dienst angeboten. Weil dieses Modell aber so aufwendig ist, wird es nur für Premium-Serien umgesetzt.

Am problematischsten sei die Planung der Studiotermine, sagt Bernd Kupke, Geschäftsführer von EuroSync, dem Studio, bei dem „The Walking Dead“ vertont wird. Es sei nie abzusehen, ob ein Synchronsprecher für den engen Zeitrahmen auch wirklich zur Verfügung stünde. Irgendwann, so ist er sicher, könne das schiefgehen und die Stimmen müssten getauscht werden. Eine Katastrophe.

Das Midseason-Finale der 5. Staffel wird am 1. Dezember um 21 Uhr auf dem PayTV-Sender Fox ausgestrahlt — 24 Stunden nach der US-Premiere. Das englische Original wird in Deutschland über den Online-Dienst Fox HD veröffentlicht. 

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