Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Trolle benutzen jetzt Werbeanzeigen, um auf Twitter zu hassen

von Michael Förtsch
Eigentlich soll sich auf Twitter dank der Block-Funktion jeder vor Nachrichten bestimmter Nutzer schützen können. Jedoch hat der Hacker und selbsternannte „weiße Nationalist“ Andrew Auernheimer diesen Mechanismus ausgehebelt. Dafür nutzte er die sogenannten Promoted Tweets. Er trollte und verbreitete mit dem Werbeformat rassistische Botschaften.

Im Jahr 2010 führte Twitter seinen Service für Promoted Ads ein. Hierbei werden Tweets gegen Bezahlung in den Twitter-Stream einer ausgewählten Nutzerschaft eingebunden, auch wenn diese dem Absender nicht folgt. Eine gezielte und eigentlich recht unaufdringliche Werbeform, da sich die betreffenden Einblendungen schnell überscrollen oder wegklicken lassen. Doch genau diese nutzte der berüchtigte Rassist und verurteilte Hacker Andrew „Weev“ Auernheimer nun, um kräftig für Unruhe zu sorgen.

Er startete Kampagnen, um auf den vermeintlichen Genozid an der weißen Rasse aufmerksam zu machen.

Wie Auernheimer auf Storify schreibt, habe er sich „entschieden, einige Pennies für Twitter-Werbung“ auszugeben, die etwas teuer aber effektiv sei. „Du kannst Menschen ansprechen, die für demokratische Kampagnen oder Tierrechte spenden (kann's kaum erwarten, diesen Leuten einige Pelze anzudrehen)“, erklärt der Hacker selbstgefällig. So startete er Kampagnen, in denen er auf den vermeintlichen „Genozid“ an der „weißen Rasse“ aufmerksam machen wollte. Er habe sehen wollen, „wie Frauen und Minderheiten“ darauf reagieren — welche Gruppen genau er ansteuerte, bleibt aber unklar.

Mit Promoted Tweets gelang es dem unter dem Twitternamen @rabite agierenden Troll dabei problemlos, auch Nutzer zu belästigen, die ihn eigentlich auf dem Social-Network geblockt hatten. „Promoted Ads umgehen natürlich Twitter-Blocks“, schreibt Auernheimer unbeeindruckt. „Später werde ich sicher viel Spaß damit haben, gezielte Werbung zu nutzen, um in den Timelines einiger Leute aufzutauchen, die meine Anwesenheit bestimmt verdammt fertigmacht.“ Tatsächlich gelten die bei Twitter unter „Security and privacy“, „Blocked Accounts“ und „Muted Accounts“ getätigten Einstellungen lediglich für Standard-Tweets, nicht aber für bezahlte Werbebotschaften.

Auernheimer gelang es somit schnell Aufruhr und Verwirrung zu stiften. Vielfach gingen empörte Nutzer ihn direkt scharf an, aber hinterfragten vor allem, warum Twitter Werbung an „bekannte Nazis“ verkaufe und rassistische Anzeigen zulasse. Leider ist das Promoted-Tweets-System von Twitter weitgehend automatisiert und wenig kontrolliert. Entsprechend hält sich Twitter bisher mit Erklärung zurück und gab lediglich an, dass die Tweets von Auernheimer zwischenzeitlich gelöscht wurden, da sie gegen die Bestimmungen der „Hate/Sensitive Ads Policy“ verstoßen. Ebenso wurde Weev für die Nutzung der Promoted Tweets gesperrt.

Mit seiner rassistischen Troll-Aktion hat der aktuell im Libanon lebende Amerikaner jedoch nicht nur für Hass gesorgt, sondern auch aufgezeigt, welche Lücken gezielte aber dabei unkontrollierte Werbesysteme wie die Promoted Tweets aufweisen. Wie Twitter in Zukunft gegen gegen derartigen Missbrauch des Programms vorgehen will, ist jedoch momentan vollkommen unsicher. Jedenfalls scheint eine gewisse menschliche Kontrolle unumgänglich zu sein.

Bekannt wurde Andrew Auernheimer einst durch das Abfischen von Kundendaten des US-Telekomriesen AT&T, wofür er 2013 zu 41 Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Dort schaffte er es dank einer Kommunikationsplattform namens CorrLinks trotz Internetverbot weiterhin zu twittern, wobei er vor allem die Haftbedingungen kritisierte und das Wachpersonal beleidigte. Im Oktober letzten Jahres outete er sich dann als „weißer Nationalist“ und Rassist und veröffentlichte Fotos seiner Hakenkreuz-Tatoos. 

GQ Empfiehlt
Mit einem Computerspiel zum Traumjob

Mit einem Computerspiel zum Traumjob

von Moritz Geier