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Trailer ruinieren unsere Filme!

von Dominik Schönleben
Sie kommen zu früh. Sie verraten zu viel. Sie haben zu viel Einfluss auf die Handlung. Trailer ruinieren Filme, meint unser Angry Nerd.

Früher waren Trailer gute Werbung. Sie sollten uns auf einen Film kurz vor dessen Kino­start hinweisen, uns auf ihn gespannt und bestenfalls bereits zu Fans machen. Wir bekamen erzählt, worum es im Film geht. Zugleich ließ der Trailer uns oft verwirrt zurück. Wir gingen mit einem Haufen Fragen ins Kino.

Vorbei. Heute sind Trailer Mini-Filme und ihre eigenen Hype-Maschinen. Manche Trailer haben bereits einen EIGENEN TEASER!

So verschießen die Hollywoodstudios vorab das ganze Pulver ihrer Blockbuster. Jede große Actionsequenz der Filme wird angerissen, jeder Held darf seine beste Pointe schon mal ausspucken. Trailer sind voller Spoiler: Das groß­artig inszenierte Tony-Stark-Cameo im neuen Spider-Man? Gähn, habe ich längst als Fünf-Sekunden-Überspringmich-Werbung auf YouTube gesehen. Und ja, Terminator: Genisys war grauenhaft – aber vielleicht wäre er erträglicher gewesen, wenn der Trailer nicht vorab schon den entscheidenden Plot-Twist verraten hätte.

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Trailer tauchen mittlerweile absurd lange vor dem Kino­start auf YouTube auf. Im April lud Disney den ersten Clip für den nächsten Star-Wars-Film Die letzten Jedi hoch, ACHT MONATE vor dem Release. Selbst der komplett unnötige Reboot des Kinderfilms Jumanji trailerte schon ein halbes Jahr vor dem Kinostart am 21. Dezember. Wer hat bis dahin nicht vergessen, dass der Film überhaupt existiert? Ich würde es mir wünschen. Denn hinter allem steckt ein finsterer Plan, na klar.

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Superfrüh gepostete Trailer sind heute in Wahrheit Testballons. Eine LÄCHERLICHE Marketingmasche, mit der Holly­woodstudios prüfen, wie die Filme wohl bei uns Fans ankommen werden. Und wir lieben es! Wir schlabbern die Trailer auf wie Futuramas Zoidberg, der eine Ladung frischen Müll entdeckt hat. Damit machen wir uns mitschuldig daran, dass Filme am Ende dann oft genau das werden, Müll.

Die Studios sehen jeden erhobenen und gesenkten Daumen auf YouTube. Sie zählen mit, um die Stimmung der Fans einzufangen. So können die Studios ihre Blockbuster-Tanker zur Not noch wenden, bevor die an den Kinokassen absaufen: Die ursprüngliche Idee des Regisseurs wird einfach durch Umschneiden oder Reshootings entkernt. Es wird vermeintlich ein Film nach Fan-Wunsch erschaffen.

Da kommt dann so was wie Suicide Squad heraus. Warner Bros. ließ vorab einen lustigen Trailer anfertigen, Regisseur David Ayer hatte aber einen düsteren Film gedreht. Ooops! Und: egal! Das Studio gab nicht dem Regisseur das Recht zum Final Cut, sondern faktisch uns DC-Fans. An Ayers Material wurde so lange herumgedoktert und ihm Neues hinzugefügt, bis aus Suicide Squad die vom Trailer versprochene Gaudi wurde und das Testpublikum zufrieden war. Der Film hatte keine echte Handlung mehr, weshalb die Kritiker sich mit Verrissen überboten. Aber eben: egal! Suicide Squad spielte fast 800 Millionen Dollar ein. Wir Fans hatten gewonnen und uns durch Kinokartenkäufe artig bedankt.

Die Studios können sich bestätigt fühlen. Werden sie künftig weiter gehen und vorab per Trailer zum Beispiel testen, wie das Ableben einer Hauptfigur von uns aufgenommen wird? Statt Han Solo könnte Chewie sterben. Nicht weil es die Dramaturgie verlangt, sondern weil wir Fans es so lieber haben. YouTube würde zum Kolosseum: Die Daumen unterm Trailer würden über Leben und Tod von Filmfiguren entscheiden. Jeder von uns Fans wäre ein kleiner Cäsar.

DAS WILL ICH ABER NICHT! Ich will entscheiden dürfen, was ich esse oder welche Partei ich wähle. Aber nicht, wie Filme ausgehen. In der Kunst soll bitte die Diktatur der Künstler herrschen, demokratische Teilhabe macht da alles nur kaputt.

Ich will als Fan ernst genommen werden. Bedeutet: Ein Film soll mich vor lauter Spannung in den Kinosessel drücken, er soll mich überraschen und überwältigen. Aber nicht vor jedem Plot-Twist um Erlaubnis fragen.

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