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Thor: Tag der Entscheidung macht Superheldenfilme wieder sehenswert

von Angela Watercutter
Zu viel Hintergrund-Story und zu wenige Überraschungen: Filme aus dem Marvel-Universum waren in den vergangenen Jahren kaum innovativ. Das ändert sich jetzt mit „Thor: Tag der Entscheidung“. Der Film befreit sich vom Ballast seiner Vorgänger und ist einer der witzigsten Kino-Erlebnisse des Jahres.

In der nordischen Theologie heißt es, Ragnarok bedeute das Ende der Welt. Eigentlich sollte ein Film also schwer verdaulich sein, der auf solch einer Erzählung basiert. Umso mehr ist Thor: Tag der Entscheidung eine echte Überraschung. Der Film kommt mühelos daher und ist ein Hochgenuss – trotz der Anwesenheit einer Todesgöttin.

Seit dem Erscheinen von Marvel’s The Avengers im Jahr 2012 wirkten Filme aus dem Marvel-Universum zunehmend überladen. Grund dafür sind die Einführung neuer Filmcharaktere wie Doctor Strange und Ant-Man sowie das ständige Vermengen immer neuer unterschiedlicher Handlungsstränge, die ein zusammenhängendes Marvel-Universum erzählen sollen. Beispiele dafür wären The First Avenger: Civil War und Avengers: Age of Ultron. Der neue Thor scheint davon allerdings nicht betroffen zu sein und erzählt stattdessen eine Geschichte, die auch Thor und seine Freunde auf großer Abenteuerreise hätte heißen können. Er erinnert daran, warum man sich früher überhaupt für Superhelden interessiert hat.

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Diese Ehre gebührt zu großen Teilen Regisseur Taika Waititi. Der gebürtige Neuseeländer begann seine Karriere mit TV-Komödien und Filmen, die einen trockenen Humor mit einer emotionalen Grunderzählung verknüpften. In den Vereinigten Staaten ist Waititi bekannt für seine Mitarbeit an der TV-Serie Flight of the Conchords und Filmen wie Boy und Hunt for the Wilderpeople. Seine bisherige Arbeit macht sich auch in Thor: Tag der Entscheidung bemerkbar, in dem er seine Charaktere sogar für Marvel-Verhältnisse eine eigenwillige Entwicklung durchlaufen lässt. Da wären etwa Thor (Chris Hemsworth) und dessen Bruder Loki (Anthony Hopkins), deren Beziehung zueinander Waititi in einen actionreichen, knapp zweistündigen Film packt. Die Liebe der Charaktere zueinander wird durch ständige Witzeleien überspitzt.

Achtung: Spoiler! Ab hier werden kleinere Handlungsstränge des Film verraten.

Zur Geschichte des Films: Zu Beginn kehrt Thor, der seit Age of Ultron nichts mehr mit den Avengers zu tun hat, in seine asgardische Heimat zurück. Dort findet er heraus, dass sein vermeintlich toter Bruder als König die Thronfolge seines Vaters Odin übernommen hat. Anschließend reisen Loki und Thor mit Hilfe von Doctor Strange (Benedict Cumberbatch) nach Norwegen, um Odin zurückzuholen. Der warnt sie davor, dass ihre Schwester Hela (die Todesgöttin, gespielt von Cate Blanchett) wieder nach Norwegen zurückkehrt, um Asgard zu regieren und Ragnarok herbeizuführen. Als sie auf ihren Heimatplaneten zurückkehren, um die Todesgöttin zu stoppen, führt eine Fehlfunktion von Bifröst, der Regenbogenbrücke, dazu, dass sie in das Weltall katapultiert werden. Sie landen auf Sakaar, einem Planeten, der vom Grandmaster (Jeff Goldblum) regiert wird, der seine Kraft in Gladiatorenkämpfen einsetzt. Loki schmeichelt sich bei ihm ein, während Thor von Valkyrie (Tessa Thompson) entführt und an den Grandmaster verkauft wird. Dadurch ist Thor gezwungen, seinen Freund Hulk (Mark Ruffalo) zu bekämpfen.

Das ist zwar viel Geschichte, aber nur in der ersten Hälfte des Films. Später wird daraus eine Vergnügungstour voller komödiantischer Einlagen (die „Bromance“ zwischen Hulk und Thor ist besonders charmant) und eine Verfolgungsjagd, als Thor versucht, Loki, Hulk und Valkyrie – die ehemalige asgardische Kriegerin – zu vereinen, um Hela zu besiegen. Das alles ist sehr schön anzusehen und wird nicht überlagert durch Bezügen zu Hydra, Thanos oder anderem Marvel-Müll und lässt den Film sehr kurzweilig erscheinen.

Aber es gibt noch einen weiteren Grund, warum Thor: Tag der Entscheidung ein gelungener Film ist: die Besetzung. Von Oscarpreisträgerin Cate Blanchett, die als erster weiblicher Bösewicht in einem Marvel-Film mitspielt, bis zum zurückkehrenden Antihelden Hiddleston, ist jeder Schauspieler grandios.

Und das kommt heraus, wenn ein Film den Spielraum erhält, der er benötigt. Marvel Filme waren immer lustig, aber in den jüngsten Ablegern war die Handlung zu überlagert mit politischen Intrigen und Hintergrunderklärungen, so dass kaum Spielraum für lustige Szenen blieb. Ragnorak unter Regie von Waititi versprach im Vorfeld einer der lustigsteren Marvel-Filme zu werden und übertrifft die Erwartungen sogar.

Thor: Tag der Entscheidung hat bei Rotten Tomatoes jetzt schon eine Bewertung von 97 Prozent. Er ist sogar erfolgreicher als Joss Whedons erster Avengers-Film. Es ist gut möglich, dass die amerikanischen Kinos dieses Wochenende über 100 Million US-Dollar einnehmen werden. Zugegeben: Es ist nicht der kritischste Film im Marvel-Universum? Dafür wird er aber einer der beliebtesten sein.

Dieser Artikel erschien zuerst auf WIRED.com.

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