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„Tetris“ im Kino: Warum Videospiel-Filme die neuen Comicverfilmungen sind

von Oliver Klatt
Will eigentlich irgendjemand wirklich noch eine einzige weitere Superheldencomic-Verfilmung sehen? Brauchen wir wirklich einen neuen Batman, Superman oder Spider-Man auf der Leinwand? Sieht so aus. Nach wie vor strömen Massen von Zuschauern in die Kinos, und Hollywood liefert eifrig Nachschub. 

Allein für die kommenden fünf Jahre sind 30 Umsetzungen von Comics von Marvel, DC und Co. in Arbeit. „Avengers: Age Of Ultron“ kommt 2015 in die Kinos, genau so wie „Ant-Man“; 2016 stehen unter anderem „Batman vs. Superman“ und „Captain America 3“ auf dem Spielplan. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Doch in Hollywood ist man längst auf der Suche nach einem neuen Patentrezept für klingende Kassen. Könnte ja sein, dass die Begeisterung für maskierte Helden irgendwann nachlässt. Die Lösung? Videospielverfilmungen. Das mag zunächst überraschen. Es ist kein Geheimnis, dass der Sprung eines Games auf die große Leinwand bisher noch kein einziges Mal gutgegangen ist. Man denke nur an den schaurigen „Super Mario Bros.“-Film von 1993. Oder an Machwerke wie „House Of The Dead“ oder „BloodRayne“ des auf Videospielumsetzungen abonnierten Regisseurs Uwe Boll.

Bei Games mit gutem Storytelling sind Verfilmungen eigentlich völlig überflüssig.

All das hält die Film- und Videospielfirmen jedoch nicht davon ab, weiterhin unheilige Allianzen einzugehen. Verfilmungen von erfolgreichen Spielereihen wie „Metal Gear Solid“, „Uncharted“ oder „Mass Effect“ sollen in den kommenden Jahren ihren Weg in die Lichtspielhäuser finden. Einerseits ergibt das überhaupt keinen Sinn: Diese Games sind gerade deshalb so beliebt, weil sie selbst in der Lage sind, hervorragende Geschichten zu erzählen. Eine Übertragung in das Medium Film ist eigentlich vollkommen überflüssig. Andererseits ergibt das aus geschäftlicher Perspektive unglaublich viel Sinn: Die Produzenten können sich darauf verlassen, dass Abertausende von Fans schon aus reiner Loyalität ins Kino gehen werden.

Trotzdem werden tausende Fans nur aus reiner Loyalität ins Kino gehen.

Die Suche der Filmindustrie nach verwertbarem Rohmaterial macht auch vor Spielen nicht halt, die über gar keine nennenswerte Handlungsebene verfügen. Dass das Bauklotzuniversums von „Minecraft“ als Animationsfilm umgesetzt wird, vermag man sich vielleicht noch vorzustellen. „The Lego Movie“ hat ja schließlich auch funktioniert – weshalb man bei Warner Bros. für das „Minecraft“-Projekt auch gleich die selben Produzenten angeheuert hat. Wirklich absurd wurde es allerdings, als das Wall Street Journal schrieb, dass eine Realverfilmung des Puzzleklassikers „Tetris“ in Arbeit sei.

In dem 1984 von Alexei Paschitnow entwickelten Spiel fallen aus Quadraten bestehende geometrische Figuren herab, die so gedreht werden müssen, dass sie am unteren Bildschirmrand ineinandergreifen. Der „Tetris“-Film soll jedoch kein abstrakter Formentanz werden, sondern „ein sehr großer, epischer Sci-Fi-Film“, wie Larry Kasanoff, CEO der Produktionsfirma Treshold Entertainment, erklärt. Werden darin also kastenförmige Asteroiden vom Himmel fallen? Oder kantige Aliens die Menschheit angreifen? Darüber schweigt sich Kasanoff, dessen Firma auch die unsäglichen Kinoversionen von „Mortal Kombat“ zu verantworten hat, noch aus.

Sicher ist nur eines: Auch dieser Film wird genügend Zuschauer finden, und den Weg für noch mehr Videospielverfilmungen ebnen: „Pong“ als Tennisdrama? „Snake“ als Dschungelabenteuer? Done deal! 

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