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Zum Sterben geboren: In Südafrika werden Mutanten-Tiere für reiche Jäger gezüchtet

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Der Jagdtourismus in Südafrika boomt: Hobby-Jäger aus Europa und den USA zahlen viel Geld, um sich Wildtiere als Trophäen schießen zu dürfen. Der neueste Trend unter reichen Safari-Schützen: die Jagd nach besonders exotischen Exemplaren, die eigens auf ansässigen Farmern gezüchtet werden. Weiße Löwen und Gnus mit goldfarbenem Fell bringen den Züchtern riesigen Profit — in freier Wildbahn würden sie jedoch nicht lange überleben.

In Südafrika ist der Jagdtourismus seit Jahren auf dem Vormarsch. Dabei könne die Trophäenjagd auf gefährdete Wildtiere „in Einzelfällen akzeptiert werden“, schreibt das Bundesamt für Naturschutz. Sie soll nämlich dazu geführt haben, dass die Wilderei abgenommen und Schutzgebiete ausgeweitet werden konnten. Allerdings sorgt Südafrika immer wieder für negative Schlagzeilen. Im vergangenen Jahr erreichte etwa die illegale Nashorn-Jagd einen traurigen Höchststand.

Für hoch angepasste, einzigartige Tiere gibt es immer eine hohe Prämie.

Barry York, Züchter

Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, hat sich im Land nun ein neuer Trend durchgesetzt: Farmer spezialisieren sich darauf, besonders selten vorkommende Tiere zu züchten, die zum Beispiel wegen ihrer exotischen Farbkombinationen bei Freizeit-Jägern beliebt sind — und für deren Tötung die Schützen sehr viel Geld hinblättern. Zum Beispiel weiße Löwen oder Gnus mit goldfarbenem Fell. „Wir züchten sie, weil sie anders sind“, zitiert Bloomberg den Züchter Barry York, der eine Farm mit 600 Gnus betreibt. „Für hoch angepasste, einzigartige, seltene Tiere wird immer hohe eine Prämie gezahlt.“

 

Für ein Gnu mit goldfarbenem Fell bezahlt man beispielsweise rund 50.000 Dollar, das Hundertfache des Preises für ein Tier mit normaler Haarpracht. Auch mit anderen Arten machen die Züchter Profit: Eine Schwarzfelsenantilope, die normalerweise rehbraun ist, bringt in der Variante mit schwarzem Fell 45.000 Dollar ein, ein weißer Löwe immerhin noch 30.000 Dollar.

Für den Büffelbullen Mystery zahlten Investoren fast 3 Millionen Euro.

Das sogenannte Big-game hunting und die Hatz nach Ausnahmetieren lockt nicht nur wohlhabende Hobby-Jäger aus Europa und den USA an: Der südafrikanische Milliardär Johann Rupert führte 2013 eine Investorengruppe an, die die Rekordsumme von 40 Millionen Rand (umgerechnet etwa 3 Millionen Euro) für den Büffelbullen Mystery zahlte.

Diese Tiere sind Frankensteins Laune der Natur. Das hat nichts mit Arterhaltung zu tun.

Peter Flack, Unternehmer und Artenschützer

Dass die Spezialzucht und die Jagd nach den Tierexoten so boomt, liegt nicht zuletzt an den einmaligen Jagdgesetzen Südafrikas: Dort lebenden Menschen ist es erlaubt, Wildtiere zu besitzen, in sie zu investieren, sie zu züchten und zu jagen. Eine direkte Folge davon: Seit dem 19. Jahrhundert gab es in Südafrika nicht mehr so viele große Säugetiere wie heute. Laut Wouter van Hoven, emeritierter Professor an der Universität Pretoria, ist die Population von 575.000 Exemplaren in den Sechzigerjahren auf etwa 24 Millionen heute hochgeschnellt, darunter Löwen, Büffel und zahlreiche Antilopengattungen.

Doch Ainsley Hay von der Wildlife Protection Unit der NSCPA kritisiert die Vorgehensweise der südafrikanischen Züchter. Die meisten Tiere mit besonderer Farbkombinationen könnten in freier Wildbahn nicht überleben; weiße Löwen etwa liefen Gefahr, Hautkrankheiten, Krebs, Fußprobleme und Brachyurie zu bekommen. Peter Flack, früherer CEO des südafrikanischen Goldbergbauunternehmens Randgold Resources und selbst Jäger und Artenschützer, findet ebenfalls deutliche Worte: „Diese Tiere sind Frankensteins Laune der Natur. Das hat nichts mit Arterhaltung zu tun, sondern ausschließlich mit Profit.“ 

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