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„Ich hatte Angst, den Original-Todesstern zu zerstören“, sagt „Star Wars: Battlefront“-Entwickler Niklas Fegraeus

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
X-Wings, Kampfläufer, Lichtschwerter: „Star Wars: Battlefront“ ist das Spiel zum wohl meisterwarteten Film des Jahres. Um möglichst detailgetreu arbeiten zu können, durften die Entwickler von DICE auf George Lucas' Ranch die Originalrequisiten besichtigen. Gar nicht so ungfährlich, wie Chefdesigner Niklas Fegraeus im WIRED-Interview verrät.

Erschrocken fährt Niklas Fegraeus zusammen, als er erkennt, was da gerade in seinen Händen liegt: die DL-44 Blasterpistole, das Original von Han Solo. Er befindet sich gerade in einem der ikonischsten und geheimnisvollsten Orte der Filmgeschichte, den Lucasfilm Archives auf der Skywalker Ranch in der Nähe von Nicasio, Kalifornien.

Nur ganz wenige Menschen haben hier Zutritt, doch Niklas Fegraeus zählt zu diesen Auserwählten: Zusammen mit seinen Kollegen vom schwedischen Studio DICE entwickelt er mit „Star Wars: Battlefront“ das am 19. November 2015 erscheinende Videospiel zum Kino-Blockbuster „Das Erwachen der Macht“. WIRED hat den Chefdesigner des Games getroffen und mit ihm über wahr gewordene Nerdträume zu sprechen — und darüber, wie er einmal beinahe ein Stück Filmgeschichte demoliert hätte.


WIRED: Über „Star Wars“ redet nach wie vor die ganze Welt. Wie bist du in die heiligen Hallen der Skywalker Ranch gelangt, wo die X-Wings an Carbon-Fäden von der Decke hängen?
Niklas Fegraeus: Es war ziemlich surreal, weil damals nur sehr wenige Kollegen vom Disneys Deal mit Lucasfilm wussten. Eines Tages, vor ziemlich genau zweieinhalb Jahren, kam ich ins Büro. Wir wurden zu einem Team-Meeting ins hauseigene Kino gerufen und plötzlich spielte die Musik von John Williams. Wir summten alle mit, einer meinte sogar noch: „Macht das mal leiser, hier ist gleich eine Besprechung“. Doch da standen schon die Präsidentin von Disney, der CEO von Electronic Arts und unser Chef auf der Bühne, hinter ihnen das „Star Wars“-Logo auf dem großen Fernseher. EA und Disney hatten einen Vertrag über zehn Jahre abgeschlossen, wir würden das erste Spiel entwickeln. Wahnsinn. Wenige Monate später saß ich in einem Flieger nach Kalifornien, wurde mit meinem Team mit mehreren schwarzen Limousinen abgeholt und zur Skywalker Ranch gefahren.

Du willst nicht als der Typ in die Geschichte eingehen, der den Todesstern zerstört hat.

WIRED: Du warst mehrere Tage auf der Ranch. Wie kann man sich das vorstellen: Ist sie wie eine Villa mit angeschlossenen Firmengebäuden oder mehr ein George-Lucas-Themenpark?
Niklas Fegraeus: Vor allem ist sie groß. So groß, dass ich mich mehrmals verlaufen habe und nach dem Weg fragen musste. Der Gebäudekomplex hat rund 60.000 Quadratmeter. Ich glaube, das ist größer als das Weiße Haus. Die Skywalker Ranch hat sogar ihr eigenes Skywalker Fire Department mit zwei Löschzügen. In der Mitte befindet sich der Lake Ewok, ein großer See mit Bäumen und einer Replik des Original-Ewok-Dorfes auf Endor. George Lucas selbst hat ein Büro auf der Ranch, wohnt aber leider nicht dort und ist nur noch selten da, getroffen habe ich ihn nicht.


WIRED: Deine Arbeit für das Spiel „Star Wars: Battlefront“ begann in den Lucasfilm-Archiven. Muss man sich die vorstellen wie einen Keller mit Requisiten?
Niklas Fegraeus: Es ist eher eine Art Museumsbunker, wie ein Tresor mit spezieller Belüftung, um die Temperatur für die Requisiten immer auf gleichem Level zu halten. Besucher sind hier leider nicht erlaubt, ansonsten würde ich die Reise jedem Fan ans Herz legen.

WIRED: Wie ist es in den heiligen Katakomben?
Niklas Fegraeus: Surreal, faszinierend, ein wahrgewordener Nerd-Traum. Links steht die vergoldete Bundeslade aus „Indiana Jones: Jäger des verlorenen Schatzes“, rechts eine Figur mit der Lederjacke von Indy. Du gehst weiter und hast plötzlich das Original-Lichtschwert von Luke Skywalker in der Hand. Wie viele Menschen können das von sich behaupten?

WIRED: Was war die größte Überraschung für dich?
Niklas Fegraeus: Wie klein aber extrem detailliert die Raumschiff-Requisiten sind. Der Millenium Falcon misst nur 120 Zentimeter, die TIE-Fighter wurden damals mit Plastiksprengstoff in die Luft gejagt. Für unsere Arbeit ist diese Größe ideal, weil wir eine Technik namens Photogrammetrie nutzen. Wir machen dabei tausende Detailfotos aus unterschiedlichen Winkeln und erstellen mit der Software einen 3D-Scan. Wer im Spiel in einen X-Wing einsteigt, der fliegt den richtigen Film-X-Wing. Aber es war auch ganz schön beängstigend, weil ich mich für Nahaufnahmen tief über den richtigen Todesstern beugen musste. Ein großes Modell, alles Handarbeit. Mein Herz stand still, als ich mich ihm näherte. Du willst nicht als der Typ in die Geschichte eingehen, der den Todesstern zerstört hat.

Island ist der Ort, wo wir Schweden einen Todesstern bauen würden.

WIRED: Wir konnten beim Anspielen von „Battlefront“ schon in einen Snowspeeder und einen X-Wing einsteigen. Deren Cockpits kommen den Filmen tatsächlich extrem nahe. Wie habt ihr das gemacht?
Niklas Fegraeus: Die Cockpits wurden ja jeweils im Großformat gebaut, damit auch für die Kamera-Crews genug Platz bleibt. Die konnten wir also auch sehr detailliert fotografieren. Wir haben sogar Schmutz und Kratzer der Originale ins Spiel übernommen. Um die Atmosphäre der Schauplätze, etwa die richtige Farbe des Schnees und das Gefühl der Schlacht von Hoth einzufangen, sind wir in Norwegen auf den Gletscher Hardangerjøkul geklettert. Genau dorthin, wo vor 35 Jahren auch George Lucas für „Das Imperium schlägt zürück“ gedreht hat. Gelebte Filmgeschichte.

WIRED: J.J. Abrams dreht für „The Force Awakens“ wohl auf Island. Was macht das Land so besonders als Kulisse?
Niklas Fegraeus: Es gibt dort pechschwarze, scharfkantige Felsen und enorme Höhenunterschiede. Türkisfarbene Seen treffen auf glühend heiße, orange-rötliche Lava. Der Boden rumort ständig, du spürst die Schwingungen, siehst diese unheimlichen Rauchfahnen. Teile des Bodens werfen Blasen, es ist kalt und dunkel, aber auch ruhig und irgendwie faszinierend schön. Island ist farbenfroh und abwechslungsreich, das macht es spannend. Aber eben auch beeindruckend und bedrohlich. Es ist der Ort, wo wir Schweden einen Todesstern bauen würden. Also, wenn unsere Regierung mehr Geld hätte als die USA

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