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Binaural Bits / Speed Listening: Warum Menschen Podcasts in doppelter Geschwindigkeit hören

von Hendrik Efert
Wer viele Podcasts hört braucht eine Menge Zeit — das Angebot ist riesig. Manche greifen deshalb regelmäßig auf eine kleine Funktion in ihrer Podcast-App zu und erhöhen einfach die Abspielgeschwindigkeit. Logisch: Wer schnell hört, hat am Ende mehr Zeit. Unser Autor Hendrik Efert findet das bedenklich. 

Regelmäßig schreiben wir vom Radiobüro an dieser Stelle über Audio im Netz. Das machen wir aus Leidenschaft, weil wir Audiostücke lieben und die Möglichkeiten des Internets spannend und toll finden. Früher wurden große, aufwendig produzierten Hörstücke nur von den etablierten Rundfunkanstalten gemacht (was sie auch immer noch auf besten und höchsten Niveau tun, zum Beispiel lohnt immer ein Blick auf die Feature-Produktionen des Deutschlandradios). 

Doch sie haben damit keine Alleinstellung mehr: die Technik, die es zur Produktion braucht, ist für jeden erschwinglich geworden. Und eine teure und äußerst rare UKW-Frequenz zur Erreichung der Masse braucht es dank Internet auch nicht mehr. Die Ausspielung übers Netz hat noch einen weiteren, schlagenden Vorteil: den Rückkanal. Hörer können kommentieren, sogar direkt mit den Machern kommunizieren. Aber auch schon während des Hörens haben sie dank des Digitalen viel mehr Möglichkeiten und können viel selbstbestimmter konsumieren. Das fängt beim ort- und zeitunabhängigen Hören an und endet noch lange nicht beim Setzen von Lesezeichen oder Kapitelmarken: Hörer haben auch die Möglichkeit, selbst über die Abspielgeschwindigkeit zu bestimmen.

Fast alle Podcast-Clients bieten die Funktion, Audiostücke in anderthalbfacher oder sogar doppelter Geschwindigkeit zu hören. Lange dachte ich, die Funktion sei lediglich eine Vorspul-Suchhilfe. Ein kurzes, nicht repräsentatives Umhören bei Twitter ergab jedoch, dass tatsächlich nicht wenige die Funktion alltäglich nutzen. 

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Regelmäßig schreiben wir vom Radiobüro an dieser Stelle über Audio im Netz. Das machen wir aus Leidenschaft, weil wir Audiostücke lieben und die Möglichkeiten des Internets spannend und toll finden. Früher wurden große, aufwendig produzierten Hörstücke nur von den etablierten Rundfunkanstalten gemacht (was sie auch immer noch auf besten und höchsten Niveau tun, zum Beispiel lohnt immer ein Blick auf die Feature-Produktionen des Deutschlandradios). 

Doch sie haben damit keine Alleinstellung mehr: die Technik, die es zur Produktion braucht, ist für jeden erschwinglich geworden. Und eine teure und äußerst rare UKW-Frequenz zur Erreichung der Masse braucht es dank Internet auch nicht mehr. Die Ausspielung übers Netz hat noch einen weiteren, schlagenden Vorteil: den Rückkanal. Hörer können kommentieren, sogar direkt mit den Machern kommunizieren. Aber auch schon während des Hörens haben sie dank des Digitalen viel mehr Möglichkeiten und können viel selbstbestimmter konsumieren. Das fängt beim ort- und zeitunabhängigen Hören an und endet noch lange nicht beim Setzen von Lesezeichen oder Kapitelmarken: Hörer haben auch die Möglichkeit, selbst über die Abspielgeschwindigkeit zu bestimmen.

Fast alle Podcast-Clients bieten die Funktion, Audiostücke in anderthalbfacher oder sogar doppelter Geschwindigkeit zu hören. Lange dachte ich, die Funktion sei lediglich eine Vorspul-Suchhilfe. Ein kurzes, nicht repräsentatives Umhören bei Twitter ergab jedoch, dass tatsächlich nicht wenige die Funktion alltäglich nutzen. 

@breitband ich nutze das bei podcasts wie auch bei YouTube. Spart Zeit und Informationen bleiben erhalten

— Jens Kubieziel (@qbi) 30. Juni 2015

@breitband @RadioNukular @hendrikefert mindestens 1.5x immer, ja

— Marco Kellershoff (@BabbaFresh) 30. Juni 2015

@breitband @hendrikefert Gehört das nicht zum normalen Nutzungsverhalten? Welcher Podcastplayer hat denn das Feature *nicht*? Cc @neleheise

— Der Modellansatz (@modellansatz) 30. Juni 2015

Und in den USA ist Speed Listening scheinbar noch verbreiteter. Ich bin zwiegespalten, was diese Entwicklung betrifft: Ja, Nutzer sollen alles so hören können, wie sie wollen. Dazu gehört dann in letzter Konsequenz auch der Eingriff in die Abspielgeschwindigkeit. Schließlich lässt sich die Geschwindigkeit auch drosseln, ein guter Schritt in Richtung Barrierefreiheit. 

Andererseits bin ich als Produzent von Audiostücken stark daran interessiert, dass meine Sachen so gehört werden, wie ich sie unter Studiobedingungen aufgenommen, komponiert und gemischt habe. Denn auch wenn die Speed-Funktionen der meisten Podcast-Apps eine Geschwindigkeitserhöhung ohne Tonhöhenveränderung schaffen — die Stücke klingen einfach anders. Nehmen wir als Beispiel die vorangegangenen Sätze:

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Doch muss man auch fragen: Wer hört die Stücke schon unter den Bedingungen, wie wir sie im Studio produzieren? Wer etwas zum Beispiel bei 140 km/h auf der Autobahn hört, gewinnt sicher einen anderen Eindruck, als jemand, der mit Kopfhörern auf dem heimischen Sofa sitzt. Und wer bin ich, dass ich den Leuten vorschreibe, wie sie etwas hören? Wer etwas liest, entscheidet immer selbst über die Rezeptionsgeschwindigkeit. Das ist jetzt beim Hören eben auch so.

Das aufgezeichnete Interview unterscheidet sich vom Gedruckten darin, dass die in der Stimme liegenden Emotionen mitgeliefert werden. 

Hendrik Efert

Dennoch kann ich mich nicht gegen das Gefühl wehren, dass Speed Listener einfach nur mit möglichst geringem Zeitaufwand möglichst viel Informationen aufsaugen wollen, ohne die Feinheiten der Produktion zu berücksichtigen. Ist ja auch nicht schlimm, als Produzent muss ich damit klarkommen. Aber sind Audios für den puren Informationsverzehr das richtige Medium? Speed Listener argumentieren, dass sie fein Gebautes, mit Musik, verschiedenen Texten und Atmo-Sounds gar nicht, selten oder nur mit geringer Geschwindigkeitserhöhung konsumieren. Oft heißt es auch: nur bei Interviews. 

Ich halte dagegen: Die Form des aufgezeichneten Interviews unterscheidet sich vom Gedruckten darin, dass die in der Stimme liegenden Emotionen mitgeliefert werden. Und die vermitteln sich durch Geschwindigkeit, Tonhöhen und Pausen.

Vor wenigen Tagen fand bei den Kollegen von detektor.fm dieses Interview statt. Darin ereifert sich der Kunsttheoretiker Bazon Brock über die geplanten Kunstverkäufe des Westdeutschen Rundfunks:

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Was für ein tolles Beispiel für die Stärken des Audiointerviews! Diese Emotionalität lässt sich nur hören, und niemals nachlesen. Und wer hier an der Geschwindigkeit spielt, greift ein in den Inhalt des Gesagten. Der digitale Fleischwolf erhält zwar die puren Wörter, aber nicht ihre Qualität. Und was schon für reine Interviews gilt, das gilt für die anderen, verspielteren Formen des Audios erst recht. Speed Listener, nehmt euch wieder mehr Zeit zum Hören!

In der letzten Folge „Binaural Bits“ stellte euch Teresa Sickert die Charts der CC-Musik im Netz vor.

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