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Künstliche Intelligenz in der Krebsbehandlung: weniger Fehler, bessere Therapie?

von Joely Ketterer
Es gibt viele gruselige Theorien, wohin Künstliche Intelligenz die Menschheit möglicherweise führen wird. Konkreter sind Anwendungen, die bereits Menschen nützen. In der Medizin helfen mitlernende Systeme jetzt dabei, Fehldiagnosen bei Krebs zu verhindern, und die Behandlungs-Chancen zu verbessern.

Maschinendenken beschäftigt viele Wissenschaftler und Entwickler in der Krebsforschung: Ein Projekt der Houston-Methodist-Krankenhäuser etwa will Künstliche Intelligenz anwenden, um schneller und zuverlässiger Brustkrebs zu entdecken – Googles DeepMind arbeitet derweil an einem Algorithmus, der in der Strahlentherapie helfen soll.

Im ersten Fall geht es um das Thema Falschdiagnose: Die Mammographie ist die meistgenutzte Technik, Brustkrebs zu diagnostizieren. Eine Patientin mit einem auffälligen Ergebnis bei der Mammographie muss sich einer Biopsie unterziehen, um eine detailliertere Untersuchung zu ermöglichen. Die ist in vielen Fällen unnötig. 20 Prozent der über 1,6 Millionen Brustbiopsien in den USA sind Resultat von fehlerhaften Diagnosen.

Die Wissenschaftler der Houston-Methodist-Krankenhäuser in Texas haben eine KI-Software entwickelt, die die Ergebnisse 30-mal schneller auswerten kann als Ärzte und in 99 Prozent der Fälle auch einen akkuraten Befund stellt. Vielen Patientinnen könnte die schmerzhafte Biopsie so erspart werden.

Um die Effektivität der Software zu testen, wurde sie mit Resultaten von Mammographie- und Pathologieberichten von 500 Brustkrebspatientinnen gefüttert, dazu Diagnosemöglichkeiten und Befunde für Brustkrebs-Unterarten. In einigen Stunden analysierte der Algorithmus das Krebsrisiko der gesamten Testgruppe. Zwei Ärzte brauchten für die gleichen Gutachten zwischen 50 und 70 Stunden.

„Die nächste Forschungsphase involviert Patienten, die bereits eine Mammographie hatten – sie ist schon im Gange.“, sagte eine Sprecherin des Forscherteams zu WIRED. Patienten erspart die Technologie Schmerzen, Ärzten Zeit, und obendrein könnte die neue Methode helfen, die Kosten von Krebsbehandlungen zu beschränken.

Auch Googles DeepMind-Gruppe arbeitet an einem Projekt, das die Behandlung von Krebs verbessern soll. Ihr Fokus liegt im Moment noch auf Hals- und Kopf-Krebs. Ein Algorithmus könnte Ärzten die Planung vor der Bestrahlung abnehmen – sie hätten dann mehr Zeit, sich um den Patienten selbst kümmern.

Um Scans, mit denen Strahlentherapeuten arbeiten, mit Machine Learning zu verbessern, hat sich das Londoner KI-Team von Google mit dem University College London Hospital zusammengetan. Das Team verwendet für seine Tests Ultraschallbilder von bis zu 700 ehemaligen Patienten des Krankenhauses.

In der Strahlentherapie werden Krebszellen mit Hilfe von Bestrahlung vernichtet. Hals- und Kopfkrebs ist besonders schwierig zu behandeln, weil sich in diesem Bereich so viele lebenswichtige Organe des Körpers befinden. Ärzte erstellen normalerweise mit Hilfe von Scans eine Karte, um die Strahlung richtig zu koordinieren und nicht umliegendes Gewebe zu zerstören. Dieser Prozess dauert vier Stunden. Mit DeepMind soll dieses Verfahren auf eine Stunde reduziert werden.

Die Künstliche Intelligenz soll Ärzte assistieren, in dem sie automatisch zwischen krebsbefallenem und gesundem Gewebe unterscheidet, so Dr. Yen-Ching Chang, klinische Leitung für Radiotherapie an der UCL Klinik. DeepMind-Mitgründer Mustafa Suleyman sagte: „Diese reale Anwendung von Künstlicher Intelligenz Technologie ist genau das, weshalb wir DeepMind gegründet haben.“

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