Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

„Entscheidet selbst, was ihr glaubt“ — Edward Snowden beantwortet Fragen auf Reddit

von Michael Förtsch
Bei den Oscars wurde die Snowden-Doku „Citizenfour“ als bester Dokumentarfilm geehrt. Einen Tag später haben sich Edward Snowden, die Filmemacherin Laura Poitras und der Journalist Glenn Greenwald auf der Website Reddit den Fragen der User gestellt. Snowdens Nachricht: Er bereut nichts — und wäre am liebsten schon viel früher zum Whistleblower geworden.

US-Präsident Obama hat es getan, ebenso Microsoft-Gründer Bill Gates, Astronaut Chris Hadfield auch — und nun Edward Snowden. Am Montagabend wandte sich der Whistleblower, der im Sommer 2013 Dokumente über die Spähprogramme des US-Geheimdienstes NSA leakte, in einem sogenannten „Ask Me Anything“ (AMA) an die Netzcommunity Reddit.

Unter dem Nutzernamen SuddenlySnowden beantwortete er in dem Frage-Antwort-Format aus seinem Versteck in Moskau zahlreiche Fragen zu seiner Person und den NSA-Enthüllungen. Unter anderem stellte Snowden klar, dass er seine Taten keineswegs bereue. Allerdings wünsche er sich, „ich hätte die Überwachungsprogramme früher enthüllt“.

Lasst das in eurem Land nicht zu!

Edward Snowden

Aus Snowdens Sicht hätte ein schnelleres Handeln seinerseits vielleicht dazu geführt, dass sich die internationale Überwachungsmaschinerie nicht gar so tief in der Gesellschaft verwurzelt. „Wenn du einer Regierung einmal eine neue Macht oder Autorität zugestehst, wird es exponentiell schwieriger, diese wieder aufzuheben“, schrieb der von den USA gesuchte Whistleblower. „Lasst das in eurem Land nicht zu!“ Der Enthüller findet es bedenklich, dass Regierungen mittlerweile mehr Energie darauf verwenden würden, ihre Bürger zu überwachen, als sich mit den Bedenken ihres Volkes über eben jene Überwachungs- und Kontrolltechnologien auseinanderzusetzen.

Außerdem forderte Snowden stärkeren Schutz für Whistleblower wie ihn, die allzu oft „den Märtyrer spielen müssen“. Doch er zeigte sich auch von seiner lockeren Seite. „Um ehrlich zu sein, ich habe über NPH gelacht“, kommentierte Snowden den Witz von „How I met your Mother“-Star und Oscar-Moderator Neil Patrick Harris. Der Schauspieler hatte anlässlich des Oscars für „Citizenfour“ gescherzt: „Edward Snowden is unable to attend for some treason.“ Glenn Greenwald sah die Äußerung kritischer. „Ich fand das jämmerlich“, urteilte der Reporter, der als erster Snowdens Dokumente öffentlich machte. „Ich versuche es aber nicht zu ernst zunehmen.“

Es wird einen Nachfolgefilm zu ‚Citizenfour‘ geben.

Auch die für ihre Snowden-Doku geehrte Filmemacherin Laura Poitras meldete sich zu Wort. Während ihrer Arbeit an dem heiklen Projekt sei sie mehrmals an der US-Grenze festgehalten worden und habe den Film daher in Berlin schneiden müssen. Zudem offenbarte sie auf Reddit, dass es definitiv einen Nachfolgefilm geben wird. Denn nicht alles an Material und Interviews habe es in „Citizenfour“ geschafft. So sollen zum Beispiel weitere Gespräche mit Edward Snowden und Wikileaks-Gründer Julian Assange in der neuen Dokumentation Verwendung finden.

Für Verunsicherung während des AMA sorgte derweil eine vorübergehende Schreibblockade des Whistleblowers. Die Reddit-Moderatoren hatten Snowden gesperrt, weil er über einen anderen Nutzer-Account schrieb als ursprünglich geplant. „Wir dachten, er wäre ein Fake“, erklärten sie.

Nach der Untebrechung nahm sich Snowden zwei Stunden Zeit und räumte auch einige Mutmaßungen aus der Welt: Nein, er werde nicht vom russischen Geheimdienst gelenkt. Das Gerüchte, die berühmte russische Spionin Anna Chapman sei auf ihn angesetzt, kommentierte er mit: „Lol, nein.“ Letztlich, so Snowden, zwinge er aber niemanden, ihm zu glauben: „Ich möchte, dass ihr euch umschaut und selbst entscheidet, was ihr glaubt.“ 

GQ Empfiehlt