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Sieben Restaurants in drei Stunden: Die Bitemojo-App im Test

von Gründerszene
Das Startup Bitemojo bietet kulinarische Stadtführungen per App. Gründerszene-Autorin Anne-Katrin Schade hat den Service getestet und kann ihn empfehlen – trotz kleinerer Probleme.

Seit vier Monaten wohne ich in Berlin – in der Stadt, deren Norden ich schon ganz gut kenne. Der andere Teil ist mir dagegen noch fremd. Umso mehr freue ich mich jetzt darauf, diese Gegend mit Bitemojo kennenzulernen. Das ist eine App, die die beiden Israelis Yael Weiss-Gadisch und Michael Weiss gerade in Berlin gelauncht haben und die mit verschiedenen Touren durch die Hauptstadt führt. Das Besondere dabei: Man hält an bestimmten Restaurants und Feinkostgeschäften, kostet dort einen Happen und zieht weiter. So lernt man die Gegend zu Fuß und über verschiedene Lebensmittel kennen.

Auf der Bitemojo-Website klicke ich auf „Charlottenburg Romantic Tour“ – eine vier Kilometer lange Wanderung. 25 Euro kostet sie, ich zahle mit Paypal. Danach lade ich die App herunter. Buchen kann man die Touren aber auch direkt über die App. Als ich mich dort anmelde, findet sie schnell die bereits gekaufte Tour, für die man laut der App drei Stunden braucht. Ich würde sie aber gerne in zwei Stunden schaffen und beschließe, einfach schneller zu laufen. Ein Fehler, wie sich später herausstellen wird.

Der erste Versuch
Mit dem aufgeladenen Handy in der Hand fahre ich zum Savignyplatz, dem Startpunkt der Tour. Einen Stadtplan habe ich nicht dabei, ich verlasse mich komplett auf Bitemojo. Auf dem Platz öffne ich die App. Es kann losgehen. Zuerst lese ich in einem Infokasten, wie die Tour funktioniert. Vor allem soll ich der Route auf der Karte folgen, steht da. Die App ortet meinen Standpunkt permanent und zeigt mir den richtigen Weg.

Außerdem gibt es ein paar weitere Infos zu den Restaurants, den Gerichten und der Gegend, beispielsweise, dass man dort ab und zu Promis aus Politik, Sport und Kultur sehen soll. Solche Texte erhalte ich an mehreren Stellen der Route. Seltsamerweise wird der Text manchmal nach ein paar Absätzen im Satz abgeschnitten. Wahrscheinlich ein technischer Fehler.

Mir ist das egal, ich laufe mit Hilfe der Karte ein paar Meter weiter und finde schnell den ersten kulinarischen Stop: ein israelisches Restaurant namens Koshary Lux. Als ich dort hineingehe, ruft mir der Verkäufer zu: „Wir haben geschlossen.“ Da merke ich, dass ich zu spät für die Tour bin. Man kann sie zwar am Tag von 12 bis 17 Uhr machen – und es ist erst 15 Uhr. Doch offenbar sollte man die vorgeschriebenen drei Stunden der Tour auch wirklich einplanen, sonst schließen die Läden. Mein Fehler? Sicherlich. Das mit dem Schnell-Laufen war eine blöde Idee bei einer Food-Genießer-Tour. Ärgerlich ist es dennoch. Ich fahre hungrig zurück ins Büro.

Versuch Nummer 2
Am nächsten Tag geht es dafür umso früher los. Ich finde das Restaurant sofort wieder und dieses Mal bekomme ich auch etwas zu Essen. Und zwar innerhalb von fünf Minuten, nachdem ich mich mit der App im Restaurant angemeldet habe. Mit einem Kellner musste ich dafür nicht sprechen. Welches Gericht ich bekommen würde, stand bereits beim Buchen der Tour fest. Während die App die Sekunden herunterzählt, bereitet der Koch das Essen zu. Gerade, als ich zweifle, dass er das so schnell hinkriegt, bringt er mir das Gericht, 30 Sekunden vor Ablauf der Fünf-Minuten-Frist.

Vor mir steht ein kleiner Teller mit Koshari, einer Mischung aus Reis, Linsen, Makkaroni und anderen Leckereien. Und dazu noch ein frischer Salat mit Walnüssen. In echt sieht das Gericht genauso aus wie auf den Fotos der App. Es duftet süß nach karamellisierten Zwiebeln und schmeckt in der Kombination mit dem warmen Reis-Nudel-Kichererbsen-Mix und dem säuerlichen Salat mit Olivenöl so lecker, dass ich es spontan bedauere, dass das Restaurant nicht näher an meinem Büro liegt.

Obwohl Bitemojo nur Häppchen bei den einzelnen Stops verspricht, bin ich nach diesem ersten schon recht satt. Jetzt fragt mich die App nach einer Bewertung des Essens. Drei Kategorien stehen zur Auswahl: Service, Qualität und Interessantheit. Ich gebe überall drei Sterne. Volle Punktzahl.

Drei Sterne für drei Suppen
Weiter geht’s: Eine große Straße führt mich an einer Konditorei, mehreren Spezialitätengeschäften und einem Bonsailaden vorbei bis zu dem Suppen-Restaurant Vegg & Bones. Hier bedient mich eine Frau, die zwar von der App schonmal gehört hat, aber nicht weiß, wie sie das jetzt abbuchen soll. Sie entschuldigt sich mehrfach. „Das hat mein Sohn immer gemacht“, sagt sie und versucht, ihn ans Telefon zu kriegen, erreicht ihn aber nicht.

Die Suppe bekomme ich dennoch. Genauer: Drei Miniportionen Suppen, von jeder etwa vier, fünf Esslöffel viel. Dazu gibt es frisches Ciabatta. Alle drei Suppen schmecken hervorragend.

Ich lasse der Frau meine Handynummer da, falls es Probleme mit der Abbuchung geben sollte. Und bekomme ein paar Stunden später von ihrem Sohn eine SMS, in der er mir für die Unannehmlichkeiten eine Gratissuppe anbietet. Ich lehne dankend ab.

Restaurant Nummer drei heißt Dilipasha, ein vegetarischer Inder, den ich über eine belebte Fußgängerzone erreiche. Hier bekomme ich zwei verschiedene Reishäppchen, dazu einen Mango-Lassi.

Wie Pizza, nur besser
Jetzt habe ich noch drei Stationen vor mir und freue mich, dass zwischen den einzelnen Stops ein paar Meter zum Laufen liegen. Vielleicht rutscht dann in meinem Magen das Essen nach unten und macht Platz für Neues. Happen vier im italienischen Restaurant La Piadina ist dann allerdings so lecker, dass ich ihn ganz aufesse, obwohl ich wirklich schon sehr satt bin. Es ist ein Stück Piadina, ein Teigfladen mit einer Füllung aus Rosmarin, Käse, Speck und Meersalz. Besser als Pizza. Und dazu gibt es Wasser zum Herunterspülen.

Danach habe ich nur noch ein kurzes Stück der Tour vor mir, denn die nächsten beiden Stops liegen direkt nebeneinander: Bei Königsberger Marzipan bekomme ich zwei Pralinen und im schönen Kontrast dazu bei Blomeyer’s Käse drei Stück Camembert aus dem Allgäu und ein Glas Bergapfelsaft aus Südtirol.

Der Käse hat 70 Prozent Fett in der Trockenmasse, er zerfließt im Mund zu einer nährenden Masse. Ich überlege, die Tour jetzt abzubrechen – was soll nach dem Dessert und der Käsekrönung noch kommen?

Ein Schlückchen Grauburgunder
Der letzte Stop der Tour ist der Weinladen Vinum. Rot oder weiß, fragt mich die Verkäuferin – und ich wähle einen Grauburgunder aus der Pfalz, der ohne zugesetzte Hefen gegoren ist. Er schmeckt so frisch und blumig, dass ich noch eine weitere Flasche kaufe und einpacken lasse, als Geschenk für einen Freund.

Mein Fazit: Wenn ich den Preis durch die Anzahl der Happen teile, habe ich für jeden rund 3,60 Euro gezahlt. Das finde ich fair dafür, dass ich sehr gut gegessen habe, weder Hunger noch Durst habe und eine Menge von Charlottenburg gesehen habe.

Was man allerdings bei einer solchen Tour nicht tun sollte, sind zwei Dinge: Ein Handy mit wenig Akku mitnehmen, denn die automatische Ortung in der App zieht viel Energie. Außerdem sollte man für die Tour die Zeit einplanen, die angegeben ist. Sie scheint mir realistisch berechnet. Und: So interessant die Tour auch ist, sie ersetzt keinen Reiseführer. Denn die Informationen, die man zur Gegend erhält, sind eher spärlich. Das gute Essen steht ganz klar im Vordergrund.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Gründerszene.

Business Insider Deutschland

Dieser Artikel erschien zuerst bei Business Insider Deutschland
Das Original lest ihr hier.

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