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Facebook könnte seine Apps kindergerecht machen – will es aber nicht

von Johnny Haeusler
Die Kindersicherung für Facebook und WhatsApp ist lächerlich leicht zu umgehen. Doch das müsste eigentlich nicht sein. Andere Firmen investieren Geld in eigene Apps, um Eltern die Kontrolle über den Medienkonsum ihrer Kinder zurückzugeben. Facebook könnte das auch – wenn das Unternehmen es nur wollen würde, sagt unser Kolumnist Johnny Haeusler.

Facebook hat angekündigt, den bei Jung und Alt äußerst erfolgreichen Messenger WhatsApp im Zuge der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) erst ab 16 Jahren freizugeben – bisher war das Mindestalter 13, ein Umstand, der in der Vergangenheit schon zu Gerichtsprozessen geführt hat.

Whatsapp schützt sich mit seiner neuen Altersbeschränkung vor den Regeln des neuen Datenschutzgesetzes, das ab dem 25. Mai die Zustimmung der Eltern zur Datenverarbeitung für Jugendlichen unter 16 Jahren vorschreiben. Die Teenager selbst schützt das Unternehmen damit aber wohl kaum. Denn die vermeintliche Sperre für Menschen unter 16 lässt sich leicht umgehen: Man muss einfach ein falsches Geburtsdatum angeben. Ein anderer Altersnachweis ist nicht vorgesehen – weder von WhatsApp noch im Gesetz.

Beim Mutterkonzern Facebook ist das Mindestalter bei 13 Jahren geblieben. Wer jedoch jünger als 16 ist, muss sein Alter von einem Elternteil oder einem anderen berechtigten Erwachsenen bestätigen lassen – mit einem Mausklick. Auch dieser Schutz lässt sich natürlich genau so leicht umgehen.

Nun sollten wir aber vielleicht erstmal abwarten, bevor Ausweiskontrollen und Geburtsurkunden ins Spiel kommen, schließlich geht es zunächst auch darum, ein Bewusstsein bei Jugendlichen und Eltern zu schaffen. Dass 14-Jährige nun alle WhatsApp-Verbot bekommen, ist weder zu erwarten noch besonders sinnvoll. Erziehungsberechtigte müssen sich aber klar darüber sein – und auch ihren Nachwuchs darüber aufklären – dass sich jüngere Nutzerinnen genau betrachtet gesetzwidrig verhalten. Was eben auch bedeuten könnte, dass, wenn sie sich gegen Verleumdung oder Mobbing wehren wollen, keine juristische Unterstützen zu erwarten haben. In der Praxis könnte das knifflig für alle Beteiligten werden – außer Facebook und WhatsApp.

Sehr viel hilfreicher steht Google überforderten Eltern zur Seite. Zumindest im Fall von YouTube, dem Videokanal, an dem vor allem jüngere Mediennutzerinnen kaum vorbei kommen. Mit YouTube Kids hat Google seit einem halben Jahr eine spezielle Version der App auch in Deutschland und Österreich am Start, die durch eine erwachsene Person eingerichtet werden kann. Und die bestimmt dann auch, welche Funktionen für junge Benutzerinnen verfügbar sind.

Neben der Tatsache, dass innerhalb von YouTube Kids sowieso nur altersgerechte Videos zu sehen sein sollten, kann der Erwachsene mit einem Timer auch die Höchstnutzungsdauer festlegen und bestimmen, ob das Kind selbst nach Videos suchen kann oder nur Clips aus den Kategorien Serien, Musik, Lernen und Erkunden sehen darf.

Da jedoch der Algorithmus zur Erkennung von altersgerechten Videos nicht zuverlässig genug funktioniert oder wiederholt missbraucht und umgangen wurde, hat Google nun zusätzliche Einstellungsmöglichkeiten eingeführt, die das Leben von Eltern sehr junger Kinder nochmals vereinfachen sollen. Und bei denen Menschen bei der Auswahl der Clips helfen. Es ist also jetzt möglich, die für Kinder sichtbaren Videos auf solche zu beschränken, die manuell von einem Redaktionsteam ausgewählt wurden. Außerdem wird es Eltern möglich sein, nur bestimmte Kanäle oder Clips freizugeben, also selbst Redaktion zu sein. Und nicht zuletzt kann die Suche auf diejenigen Kanäle beschränkt werden, die von der YouTube-Redaktion (oder entsprechenden Partnerfirmen) als unbedenklich eingestuft wurden.

Dies alles sind gute, hilfreiche Schritte und Maßnahmen. Auch weniger technisch versierte Eltern können schnell herausfinden, wie sich ein Smartphone oder Tablet so einrichten lässt, dass für ein Kind nur bestimmte Apps installiert oder nutzbar sind, und auch die Einrichtung der App „YouTube Kids“ ist keine größere Herausforderung.

Selbst Google gibt natürlich zu, dass das eigene System noch nicht perfekt ist und vermutlich niemals sein kann. Doch es ist ein erster, wichtiger Schritt, und allein die Tatsache, dass Unternehmen in eine eigene Redaktion für Kinder-Apps investiert, sollte man gutheißen.

Jetzt sollten andere Unternehmen wie beispielsweise Facebook folgen. Denn YouTube Kids beweist: Es geht, wenn man nur will. Oder auch ein bisschen dazu gezwungen wird.

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