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In Berlin entsteht die größte Computerspiele-Sammlung der Welt

von Steve Haak
Verwaiste Werke, kaputte Disketten und Kopierschutz: Die Macher der weltgrößten Computerspielesammlung, die in Berlin entsteht, haben es nicht leicht. Dabei ist die größte Frage noch unbeantwortet: Wie lassen sich bis zu 30 Jahre alte Spiele der Öffentlichkeit zugänglich machen?

Andreas Lange ist Kurator des Computerspielemuseums Berlin. Und er hat ein Problem. Zehntausende Games aus mehreren Jahrzehnten Computerspielegeschichte drohen zu zerfallen. „Unser Bestand an C64-Disketten hatte vor ein paar Jahren schon rund zehn Prozent Ausfall“, sagt er im Gespräch mit WIRED am Rande der Berliner Konferenz „Kulturgut Computerspiel ...". Aufhalten lässt sich das nur durch eines: Archivierung. Durch das Kopieren der Spiele von den alten Datenträger wie Disketten und CDs auf neue Medien können die Werke erhalten bleiben und für alle zugänglich gemacht werden.

Das ist wichtig, denn „Computer- und Videospiele sind als Kulturgut, als Innovationsmotor und als Wirtschaftsfaktor von allergrößter Bedeutung“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel kürzlich. Computerspiele seien aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken.

Das sieht auch Lange so. Deshalb müssen die alten Spiele so schnell wie möglich auf neue Datenträger kopiert werden. Das kann zum Beispiel bei der Internationalen Computerspielesammlung Berlin-Brandenburg (ICBB) geschehen, die Lange mit aufbaut. Rund 400.000 Euro hatte die Bundesregierung dafür zur Verfügung gestellt. Dadurch, dass Bestände anderer Institutionen zusammengelegt wurden – die der USK, der Universität Potsdam und der Zentral- und Landesbibliothek Berlin – soll die Sammlung 50.000 Titel umfassen.

Beim Archivieren werden die Sammler auf weitere Probleme stoßen. Nur für einen Bruchteil der Titel besitzen sie das Recht, den Programmcode kopieren zu dürfen. Das sind so genannte verwaiste Werke: Die Rechteinhaber lassen sich nicht ausfindig machen. Für den restlichen Bestand müssen die Sammler die Rechteinhaber um Erlaubnis bitten. Eine mühsame Arbeit.

KryoFlux kopiert den Kopierschutz gleich mit

Das Übertragen der Daten ist dann nicht mehr so schwierig. Viele alte Spiele besitzen zwar einen Kopierschutz, aber dafür hat Lange eine Lösung gefunden: KryoFlux. Das ist ein Controller, der von einer Community entwickelt wurde, die sich mit der Erhaltung von Software beschäftigt. KryoFlux umgeht den Kopierschutz nicht, sondern kopiert diesen mit auf einen neuen Datenträger. So lässt sich der Code unverändert erhalten.


Wir brauchen nur eine Cloud, in der die Sammlung vorliegt, und die könnte man auf Servern bereithalten

Andreas Lange

Ist die Sammlung erst einmal vollständig archiviert, ist die Arbeit der Archivare nicht beendet. Aktuelle Spiele müssen der Sammlung hinzugefügt werden. Viele Games gibt es aber nicht mehr auf Datenträgern oder sie können per Code nur wenige Mal aktiviert werden. „Das Erhalten der Daten, die man via Download akquiriert, mache zwar grundsätzlich keinen Unterschied zu bisherigen Methoden“, sagt Lange. „Wir brauchen nur eine Cloud, in der die Sammlung vorliegt, und die könnte man auf Servern bereithalten.“ Aber das erfordere eine Bereitschaft der Publisher und Spieleentwickler, der Sammlung die Daten zur Verfügung zu stellen. Die Spiele für die Nachwelt zu erhalten und zugänglich zu machen, dürfte aber im eigenen Interesse der Entwickler sein, schätzt Lange.

Nutzer sollen sich jederzeit in ein Spiel reinwählen können

Zugang ist für Lange vom Computerspielemuseum übrigens wesentlich. Nicht in seinem Museum, dort sei dies „nur in einem limitierten Maße möglich und es kommt dort vor allem auf die haptische Erfahrung“ an. Aber in einer Sammlung wie der geplanten ICBB mit seinen 50.000 Exponaten sollten Spiele „so niedrigschwellig und so breit wie möglich“ zur Verfügung stehen. Und am besten hardware- und ortsungebunden. Über Emulatoren könnten sich Nutzer zum Beispiel in ein Spiel reinwählen und spielen.


Im Internet gibt es das bereits. Auf der Seite archive.org lassen sich Tausende Computer- und Arcadespiele der letzten Jahrzehnte im Browser starten und spielen. So ähnlich könnte auch die ICBB ihre Sammlung irgendwann anbieten. „Eine Sammlung ist ein Zugang zu einem Ausschnitt unseres kulturellen Erbes“, sagt Lange. Darum sei der Zugang über einen Stream eigentlich der beste Weg, von jedem Ort aus dieses Erbe erfahrbar zu machen.


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