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Rundblick in Rio: Die Olympischen Spiele in Virtual Reality

von Karsten Lemm
Die Bildagentur Getty Images schickt ihre Fotografen mit 360-Grad-Kameras nach Brasilien. Dank Rundum-Sicht sollen Sportfans ihren Idolen während der Olympischen Spiele ganz nah sein können. Und das ZDF will Sendungen in Virtual Reality übertragen.

Wer Spitzensport hautnah miterleben will, ohne dabei ins Schwitzen zu kommen, darf sich freuen: Die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro, die am Freitag beginnen, werden erstmals auch umfangreich in Virtual Reality übertragen. 360-Grad-Aufnahmen sollen die Zuschauer mitten ins Geschehen versetzen und ihnen das Gefühl geben, selbst mit dabei zu sein.

Fernsehsender wie das ZDF und die amerikanische NBC konzentrieren sich dabei auf ausgewählte Wettkämpfe, weil die aufwändige Technik noch kein Dauerprogramm erlaubt. Die weltgrößte Bildagentur Getty Images hat sich derweil vorgenommen, alle wichtigen Ereignisse auch in der virtuellen Rundumsicht einzufangen: Sämtlichen ihrer Fotografen, die in Rio im Einsatz sind, gibt sie 360-Grad-Kameras mit auf den Weg.

Wir werden jeden Tag frisches Material liefern, es wird brillante Bilder geben

Hugh Pinney, Getty Images

„Wir werden Tag für Tag frisches Material liefern“, verspricht Hugh Pinney, Vice President of Editorial Content bei Getty. „Es wird brillante Bilder geben.“ Ob Eröffnungsfeier, 100-Meter-Lauf oder Boxen – immer sollen die Fotografen zusätzlich zu herkömmlichen Motiven auch neue Perspektiven finden, die das Publikum mitten ins Geschehen versetzen. 120 Mitarbeiter schickt Getty dafür nach Rio, doppelt so viele, wie die Deutsche Presse-Agentur im Einsatz hat.

Auf die Ergebnisse des VR-Experiments ist Pinney selbst gespannt. „Ich weiß nicht, wie die Bilder aussehen werden“, erklärt der Getty-Manager. In vielem befinde sich die neue Technologie noch immer in der Versuchsphase. Wie sich zum Beispiel Action-Szenen einfangen lassen, die nur Sekundenbruchteile dauern, „damit ringen alle noch“, sagt Pinney. Die gesamte Branche sei weiterhin dabei, „sich langsam in dieses neue Format hineinzufühlen“.

Gettys eigene Versuche reichen zurück bis zu den Olympischen Spielen 2012 in London. Seit damals hat die Agentur mehr als 12.000 Motive in 360-Grad-Fotografie produziert. Kein Vergleich zu den gut 100 Millionen herkömmlichen Aufnahmen, die sich in ihrem Bilderkatalog finden. Und doch wittert Getty in dem neuen Bildformat einen wichtigen Zukunftsmarkt.

Großereignisse geben neuen Formaten den nötigen Schub, um zu begeistern

Hugh Pinney, Getty Images

„Unsere Kunden wollen Geschichten mit 360-Grad-Aufnahmen erzählen“, sagt Pinney. Jenseits von Sport sieht er Einsatzmöglichkeiten für Reiseanbieter, die ihren Kunden einen Vorgeschmack auf das eigentliche Erlebnis bieten wollen, oder auch bei Dokumentationen und Bildungsthemen. „Stellen Sie sich vor, Sie stehen im Geschichtsunterricht mitten in Palmyra, können sich umschauen und ein Gefühl dafür bekommen, wie es damals war, dort zu leben“, schwärmt Pinney. „Das Potenzial ist enorm.“

Um es auszuschöpfen, hat Getty sich mit Google und Facebook zusammengetan und im Juni offiziell die Virtual Reality Group geschaffen. Google erhält Material für Google Expeditions, eine Lern-Initiative, an der nach Firmenangaben inzwischen mehr als eine Million Schüler weltweit teilgenommen haben. Facebook versorgt sich mit Rundum-Bildern für seine VR-Tochter Oculus Rift.

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Spezialbrillen wie die von Oculus lassen Zuschauer tiefer in das Geschehen eintauchen, sind aber nicht unbedingt nötig, um 360-Grad-Panoramen zu betrachten. Für Aufnahmen aus Rio genügt ein gängiger Browser. Zum Umschauen dreht man dann nicht den Kopf, sondern klickt mit der Maus. „Etwas umständlich“, räumt Pinney ein. Andererseits könnten Getty-Kunden die Rundum-Bilder ähnlich leicht in ihre Webseiten einbetten wie Videos. Auch die Agentur selbst will Aufnahmen bei sich ins Netz stellen – nicht zuletzt, um der neuen Technologie einen Schub zu geben.

„Virtual Reality ist noch nicht im Mainstream angekommen“, räumt Pinney ein, aber wenn alle Welt nun nach Rio schaut, kann das nur helfen. „Manchmal geben solche Großereignisse einem neuen Format den nötigen Schub, um Menschen zu begeistern.“ Für Pinney gibt es keinen Zweifel: Der Markt für VR-Brillen werde wachsen, die Technologie sich weiterentwickeln, und bei den nächsten Olympischen Spielen in vier Jahren in Tokio „wird es sich nicht seltsamer anfühlen, eine VR-Brille aufzusetzen, als wenn man für ein Buch zur Lesebrille greift“.

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