Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

re:publica 15 / Keynote: Twitter weiß, welche Kellogg’s ihr am liebsten mögt!

von Martin Wiens
Für Nutzungsbedingungen interessiert sich im Internet keiner. Davon ist Mikko Hyppönen spätestens überzeugt, seitdem er es mit Kollegen selbst ausprobierte: Für ein Experiment richteten sie einen öffentlichen WLAN-Spot ein und schrieben in den Vertrag, dass mit der Einwilligung das erstgeborene Kind an sie abgegeben werden müsse. Alle willigten ein.

Gleich zu Beginn seiner Keynote auf der re:publica betont Hyppönen, dass er älter sei als das Internet. Vielleicht fühlt sich der Chief Research Officer von F-Secure deshalb dazu verpflichtet, erst einmal lang und breit die Geschichte des Internets zu erzählen. Spannend wird es erst, wenn er zum eigentlichen Thema und der Frage „Is our online future worth sacrificing out privacy and security?“ kommt.

Hyppönen lag falsch damit, als er Ende der Neunziger glaubte, dass Leute über „Payment Button“ ein paar Cent für lesenswerte Texte bezahlen würden. Das sagt er selbst zumindest. Zwar gebe es gute Versuche wie Flattr, deren Modell es sehr einfach mache, online für Inhalte zu bezahlen. Trotzdem habe sich zum jetzigen Zeitpunkt ein anderes Geschäftsmodell durchgesetzt: Der Verkauf von Daten und Nutzerprofilen an Werbetreibende.

Es sei augenöffnend, Unternehmen wie Google, Facebook und Twitter mal nicht aus Nutzersicht zu betrachten, sondern aus der Sicht eines Kunden. An Beispielen zeigt Hyppönen, wie genau sich Kampagnen aussteuern und Zielgruppen definieren lassen. So wisse Twitter nicht nur, ob ein Nutzer Kellogg’s mag, sondern auch welche genaue Sorte er am liebsten isst. Solche Informationen könne das Netzwerk nicht allein aus Tweets ableiten, sondern aus der Verknüpfung eingekaufter Daten mit den eigenen Nutzerprofilen. Das sei auch der eigentliche Grund dafür, warum Twitter bei der Anmeldung die Handynummer abfrage — „um das Real-World-Ich mit dem Online-Ich zu verbinden“.

Diese zweifelhafte Nutzung der Daten durch Unternehmen ist für Hyppönen aber nur eins von zwei grundlegenden Problemen: Längst sei es Realität, dass auch Regierungen die Privatsphäre von Bürgern missachten und Daten für ihre Zwecke nutzen. Gerade in Staaten wie den USA, Russland und China sei das ein Problem. Und das sei erst am Anfang. Was ihm Hoffnung gebe, seien Events wie die re:publica, auf denen Leute zusammenkommen, die etwas ändern wollen. 

GQ Empfiehlt
Das Geheimnis der Fußball-App Onefootball

Das Geheimnis der Fußball-App Onefootball

von Elisabeth Oberndorfer