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Binaural Bits / „Reply All“ erzählt die wirklich wichtigen Geschichten aus dem Netz

von Hendrik Efert
Ein Podcast übers Internet? Wie langweilig. Eigentlich. Die Macher von „Reply All“ erzählen uns Geschichten, die aus dem Internet entstehen. Und die sind nicht nur spannend, sondern auch oft noch ziemlich relevant.

Suzanne aus San Francisco hat auf der populären Datingplattform OkCupid den perfekten Mann kennengelernt: John sieht blendend aus, ist zuvorkommend und intelligent. Nach einigen Wochen allerdings kommt Suzanne dahinter, dass John sie betrügt. Nicht mit einer, nicht mit zwei Frauen, John ist ein pathologischer Serial Dater — er unterhält verschiedene „Kreise“, in jedem befinden sich bis zu zehn Frauen, mit denen er gleichzeitig ausgeht. Allesamt Asian Americans — denn John hat das sogenannte Yellow Fever.

Am Anfang jeder Folge des Podcasts „Reply All“ steht ein Protagonist, der anfängt, seine Story zu erzählen. Suzannes Geschichte ist dabei nur das Vehikel um auf ein Grundproblem des Online-Datings hinzuweisen: „Sites like OkCupid and Match.com make it super easy for men with yellow fever to target their prey because all you have to do is click on the Asian box in the search engine and then bam, there it is. Asian Girl Theme Park!“ Der Podcast verteufelt das Dating im Internet nicht, zeigt aber eben auch was das Netz aus gesellschaftlichen Problemen macht. Typisch für „Reply All“ ist genau dieser angenehmer Grundtenor: Wir lieben das Netz, aber...

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Das Podcast-Unternehmen Gimlet Media — von manchen schon als das HBO der Audioformate beschrieben — holte sich für seine damals erst zweite Sendung (über den ersten Podcast „StartUp“ wurde an dieser Stelle auch schon geschrieben) zwei Urgesteine des Public Radio an Bord: Alex Goldman und PJ Vogt kümmern sich seit Ende letzten Jahres um die Geschichten aus und um das Netz.

In der Folge „An App Sends A Stranger To Say ‚I Love You‘“ zum Beispiel lernen wir zu Beginn einen Buchverkäufer kennen, dem im Laden plötzlich ein großgewachsener und völlig fremder Mann gegenübersteht und sagt: „It’s me! Arielle! I fucking love you, and I don’t know how to tell you.“ Wie es weitergeht und wo diese Episode ihre digitale Wendungs nimmt, hört ihr hier:

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Oder die Folge „We know what you did“: Wir lernen Ethan kennen, der einst eine Sache erfunden hat, für die er sich bis heute schämt: „I really did not mean to break the Internet. I really did not mean to bring this horrible thing into people’s lives. I really am extremely sorry about this.“ Unbedingt anhören!

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Davon, dass soziale Medien zu Ausgrenzung, ja sogar Rassismus führen, erzählt die Folge „The Writing on the Wall“. An vielen amerikanischen Unis ist die App Yik Yak ziemlich beliebt – was sie an der Colgate University auslöste, ist hier zu hören:

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Dennoch: Die Episode ist kein Plädoyer für die Abschaffung sozialer Medien. Sie erzählt — wie alle Folgen des Podcasts — nur diese eine Geschichte. „Reply All“ schaut immer auf die Mikroebene und verallgemeinert dabei selten. Die Übertragung auf die Makroebene, das große Ganze, bleibt dem Hörer überlassen. Bevor Vogt und Goldman von Gimlet abgeworben wurden, hosteten sie im Public Radio die nicht wenig erfolgreiche Sendung „TLDR“, die schon ganz ähnlich gestrickt war: Netzthemen ohne Tech, sondern eher als Sozialstudie. Legendär ist etwa ihre Sendung über einen Mann, der noch nie in seinem Leben online war.

Wie Vogt und Goldman schließlich zu Gimlet kamen, wird wiederum in einer Episode des „StartUp“-Podcast erzählt. Dort erfahren wir auch, dass die beiden ein sicheres Angestelltenverhältnis im Public Radio aufgegeben haben, um bei Gimlet ihre eigene Sendung mit Gewinnbeteiligung zu produzieren.

Das Konzept von „TLDR“ haben sie dabei in groben Zügen beibehalten: „Reply All“ beginnt im Kleinen mit den Erfahrungen oder der Geschichte eines Einzelnen in der digitalen Welt — und wird dann im Laufe einer halben Stunde größer und sogar gesellschaftsrelevant. Spannend und plausibel erzählt bis zum Schluss — das macht diesen Podcast übers Internet so neu und einzigartig. 

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