Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Diskriminierung und Rassismus bei Uber und Lyft?

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Dienste wie Uber und Lyft sollen eine praktische Fortbewegungsoption für alle sein. Eine neue US-Studie zeigt jedoch, dass Frauen und Menschen mit dunkler Hautfarbe von vielen Fahrdienstanbietern benachteiligt und diskriminiert werden.

Tausende Menschen auf der ganzen Welt setzen auf den Online-Vermittlungsdienst Uber, um private Mitfahrgelegenheiten oder gewerbliche Taxis zu buchen. Der Service gilt als günstig, praktisch und schnell. Wie zuverlässig er tatsächlich funktioniert, scheint allerdings maßgeblich davon beeinflusst zu werden, wer ihn nutzt. In einer neuen Studie haben Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT), der Stanford University und der University of Washington herausgefunden, dass bestimmte Uber-Kunden häufig Diskriminierung und Ungleichbehandlung ausgesetzt sind.

Demnach warten Kunden afroamerikanischer Herkunft in den USA deutlich länger auf eine Fahroption als weiße Uber-Nutzer. Auch werden bestellte Fahrten schwarzer User der Studie zufolge häufiger abgesagt. Frauen hingegen werden laut der Wissenschaftler gezielt über längere Routen an ihr Ziel gebracht und zahlen infolgedessen mehr Geld für ihre Fahrten.

Für ihre Studie ließen die Forscher eine Gruppe von Passagieren in Boston und Seattle über einen Zeitraum von sechs Wochen hinweg etwa 1500 Fahrten buchen. In Seattle warteten schwarze Kunden demzufolge 35 Prozent länger auf ihre Mitfahrgelegenheit als weiße. In Boston wurden Fahrten von Fahrgästen mit afroamerikanisch klingendem Namen doppelt so häufig abgesagt wie jene von Kunden, die dem Namen nach weiß zu sein schienen.

+++ Mehr von WIRED regelmäßig ins Postfach? Hier für den Newsletter anmelden +++

Ein Problem, das neben Uber auch den Konkurrenzdienst Lyft betrifft. Dabei geben beide Unternehmen an, dass ihr Service weniger Diskriminierung verursache als eine klassische Taxifahrt. Fahrer und Kunden würden über einen Algorithmus miteinander abgeglichen und aufeinander abgestimmt. Lyft erklärte gegenüber CNET, dass man keine Form der Diskriminierung akzeptiere und gerade Menschen in schlecht versorgten Gebieten die Möglichkeit geben wolle, günstige Fahrgelegenheiten zu buchen. Lyft lege größten Wert auf eine offene und inklusive Nutzergemeinde. Ähnlich äußerte sich Uber gegenüber TechCrunch und erklärte, dass es bei seinem Angebot keinen Platz für Diskriminierung gebe und man die Studie als sehr hilfreich empfinde, um Verbesserungen vorzunehmen.

Erst vor wenigen Wochen wurde Uber mit Diskriminierungsvorwürfen anderer Art konfrontiert: Behindertenrechtler in den USA haben das Unternehmen verklagt, weil die angebotenen Fahrdienste nicht rollstuhltauglich sind. Ob Uber dazu verpflichtet werden kann, für behindertengerechte Fahrzeuge zu sorgen, ist noch offen.

Fest steht indes, dass Uber und Lyft Nachholbedarf im Kampf gegen Ungleichbehandlungen ihrer Kunden haben. Das sehen auch die Autoren der Studie so. „Viele dieser Dinge sind ein Lernprozess und man kann nicht erwarten, dass die Unternehmen von Beginn an alles perfekt machen“, sagte Christopher Knittel von der Sloan School of Management des MIT gegenüber Bloomberg Businessweek. Die Forscher schlagen unter anderem vor, Namen und Fotos von Kunden für Fahrtdienstanbieter zu verbergen, um vorurteilsbasierte Ablehnungen zu unterbinden.

Uber und Lyft sind mit dem Problem der Diskriminierung nicht allein, auch andere junge und webbasierte Dienstleistungsunternehmen kämpfen damit. Der Unterkunftsvermittler Airbnb etwa nahm erst vor wenigen Tagen eine Anti-Diskriminierungs-Klausel in seine Geschäftsbedingungen auf, der alle Nutzer zustimmen müssen. Grund dafür war, dass sich Berichte von Usern häuften, die wegen ihrer Herkunft oder ihrer sexuellen Orientierung von Anbietern abgewiesen worden waren. Ab sofort verpflichtet sich jeder Nutzer dazu, Kunden unabhängig von Nationalität und persönlicher Vorlieben zu akzeptieren. Zur Umsetzung dieser Vorgabe will Airbnb zahlreiche Maßnahmen ergreifen.

Das hauptsächlich in den USA genutzte soziale Netzwerk Nextdoor hingegen hat nach massiven Problemen mit fremdenfeindlichem Verhalten seiner User im vergangenen Sommer einen Algorithmus eingeführt, der gepostete Inhalte gezielt nach rassistischen Äußerungen durchsucht und filtert.

Ob und wann Uber und Lyft neue Maßnahmen gegen Diskriminierung ergreifen, ist unklar. Als Vorbild könnte der Konkurrenzdienst Flywheel dienen, der ebenfalls in der Studie untersucht wurde. Bei diesem konnten die Wissenschaftler kaum Anzeichen für diskriminierendes Verhalten ausmachen. Das führen sie unter anderem darauf zurück, dass das Unternehmen keine Fotos seiner Nutzer anzeigt.

GQ Empfiehlt