Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Pop-Up-Confessions: Die New Yorker können bald bei einer KI beichten

von Michael Förtsch
Im Beichtstuhl kommt die Wahrheit ans Licht: Katholiken gestehen einem Priester auf der anderen Seite des Sichtschutzes ihre sogenannten Sünden und hoffen auf Absolution. In New York wird der Beichtvater für ein soziales Experiment nun durch eine Künstliche Intelligenz ersetzt.

Die Produktionsfirma Third Party Films plant vom 2. bis zum 30. Mai ein sogenanntes Pop-Up Confessional in New York City: Im Abstand mehrerer Tage soll zuerst im Central Park, dann auf dem Willoughby Plaza und vor dem Flatiron Building ein Metallcontainer aufgestellt werden. In diesem können New Yorker ihre Beichte ablegen oder einfach nur erzählen, was ihnen auf dem Herzen liegt. Der Clou daran: Auf der anderen Seite des durchlässigen Sichtschutzes sitzt kein Priester, sondern ein Computer.

Ob nun Ehebruch, Diebstahl, Betrug oder kleine Sünden des Alltags – der Rechner im Container hört zu. Jedoch soll er dank einer Künstlichen Intelligenz die Unterhaltung nicht einfach tumb aufzeichnen, sondern auch verarbeiten, analysieren und die Themen und Konflikte der Gesprächspartner erkennen.

Entsprechend soll der artifizielle Verstand „mit beruhigender Stimme“ auch selbst „Gedanken und Fragen“ zu den menschlichen Problemen äußern, die ihm gebeichtet werden. Ist eine Frage unangenehm, müsse man natürlich nicht antworten, sondern könnte einfach das Thema wechseln, sagen die Macher.

Laut Third Party Films geht es darum, zu beobachten, wie sich Menschen gegenüber dem digitalen Zuhörer und Ratgeber verhalten und auf seine Anregungen reagieren. Allerdings ist das Pop-Up Confessional nicht nur ein Experiment, sondern auch Teil einer geplanten Dokumentationsreihe des Senders HBO über die Entwicklung von Künstlichen Intelligenzen.

Die Beichtgänger werden also in Bild und Ton festgehalten, sollen aber in der Sendung letztlich nicht mit Namen genannt werden. Letztlich ist fraglich, ob nicht nur der elektrische Gesprächspartner, sondern auch die Kamerasituation das Verhalten der Teilnehmer beeinflusst. Wer bei der Künstlichen Intelligenz Abbitte leisten möchte, kann sich schon jetzt für eine Gesprächssitzung im automatisierten Beichtstuhl registrieren.

+++ Mehr von WIRED regelmäßig ins Postfach? Hier für den Newsletter anmelden +++ 

GQ Empfiehlt