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Pokémon ist auch nach 18 Jahren noch ein Kinderspiel

von Dominik Schönleben
Nach dem Hype um das Smartphone-Spiel Pokémon Go ist nun die Fortsetzung der klassischen Pokémon-Serie erschienen: Sonne und Mond. Doch lohnt sich die siebte Generation auf dem Handheld wirklich, wenn ihr eigentlich erst wieder durchs Smartphone zurück zu Pokémon gekommen seid? Wir haben das Spiel für euch getestet.

Das letzte Pokémon-Game, dass ich gespielt habe, war das verpixelte Original: Pokémon Rot und Blau für den Game Boy. Erst Pokémon Go brachte mich wieder dazu, mich mit den knuffigen Monstern meiner Kindheit zu beschäftigen. Nachdem die Smartphone-Version aber ein recht simples Sammelspiel ohne Story oder strategische Kämpfe war, regte sich der Wunsch nach mehr. So muss es vielen gegangen sein, die schon wenige Wochen nach dem Pókemon-Go-Hype wieder mit dem Spielen aufhörten. Dieses Verlangen nach einem richtigen Pokémon-Abenteuer könnte nun vielleicht vom neuen Nintendo-3DS-Titel Sonne und Mond gestillt werden.

Sonne und Mond zeichnet eine perfekte Welt, in der Pokémon und Menschen in wahrer Harmonie leben. Eine Zivilisation, in der es zwar Geld gibt, aber scheinbar jeder mehr als genug davon hat. Das Spiel wird so zum Ausflug in ein seltsames Utopia. An einen Ort, wo selbst die Bösewichte – dieses Mal Team Skull – eigentlich nur eine Bande von obercoolen Rabauken sind, die PokéBeeren von Sträuchern klauen und bloß verjagt werden müssen.

Eine frustrierende Sache, an die ich mich aus Rot und Blau erinnere, wurde entfernt: Es fehlt der Konkurrent, der selbstgefällige Nachbarsjunge, der dem Spieler bei all seinen Aufgaben zuvorkommt und überall schon auf ihn wartet, um sich über ihn lustig zu machen. Stattdessen begleitet mich mein Kumpel Hau durchs Abenteuer. Der will zwar auch ab und zu kämpfen, nimmt Niederlagen aber sportlich. Zusammen mit der mysteriösen Lillie bilden wir ein Team aus drei Freunden, die gemeinsam die vier Inseln auf der Suche nach wundersamen Monstern durchstreifen.

Die größte Stärke von Pokémon Sonne und Mond: Es ist ein Spiel voller Eskapismus, das einen in eine heile Welt schickt, die man erforschen kann. Das Motto des Originals und seiner zugehörigen Serie – „Ich will der allerbeste sein!“ – gilt nicht mehr, der Konkurrenzkampf tritt in den Hintergrund. Stattdessen können Pokémon nach den Kämpfen gepflegt, gestreichelt und gefüttert werden.

Pokémon Sonne und Mond steckt voll solcher Mini-Spiele: Neben der PokéPause, die an einen Haustier-Simulator erinnert, gibt es einen Modus, in dem Spieler Fotos von Pokémon schießen und dann auf einer Art Fake-Instagram hochladen können – inklusive simulierter Kommentare und Likes. Die Knipserei erinnert an das N64-Spiel Pokémon Snap. Im Festival-Plaza-Modus gibt es dann weitere Spiele mit süßen Pokémon. Es geht eben um mehr als nur ums Kämpfen.

Wer von Pokémon Go unbefriedigt zurückblieb und die neu gewonnene Begeisterung für die kleinen Monster jetzt durch Sonne und Mond stillen will, der wird aber vermutlich ähnlich enttäuscht werden. Das Spiel ist einfach viel zu leicht und bietet zu wenige Herausforderung. Dass dem Kampfsystem eigentlich eine hohe Komplexität zugrunde liegt, spielt keine Rolle. Um zu Gewinnen reicht es in den meisten Kämpfen, einfach mit der Standard-Attacke des eigenen Pokémon so lange anzugreifen, bis der Gegner umfällt. Duelle mit anderen Trainern oder das Kämpfen gegen wilde Pokémon werden so schnell zur langweiligen Routine.

Pokémon bleibt eben auch nach über 18 Jahren ein Kinderspiel. Ein schönes und wirklich nettes Kinderspiel, das ich sogar spielen würde, wenn es auf meinem Smartphone liefe – es wäre dann trotzdem seine 40 Euro wert. Die Investition in die dafür notwendige 3DS-Handheld-Konsole (159 Euro) lohnt sich jedoch nicht, vor allem jetzt, da die Nintendo Switch bereits kurz vor ihrer Veröffentlichung steht. Auch wenn es im Winter zu kalt zum Pokémon-Go-Spielen ist.

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