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12 Podcasts, die ihr noch vor der Wahl abonnieren solltet

von Michael Förtsch
Wer seinen politischen Horizont erweitern will, der sollte die Kopfhörer aufsetzen. Denn Podcasts entwickeln sich zum perfekten Format für Gespräche, Analysen und News rund um die Bundestagswahl, Trump, Nordkorea und den Rest des politischen Weltgeschehens. WIRED präsentiert euch 12 Polit-Podcasts, die ihr unbedingt hören solltet.

Am 24. September 2017 wird in Deutschland gewählt. Dann entscheidet sich, wer die Bundesrepublik auf welche Weise für die nächsten vier Jahre regieren wird. Dabei geht es um zentrale Fragen unserer Zukunft. Darunter die Beziehungen zu unseren Nachbarländern, unseren Umgang mit Flüchtlingen, die Energiewende aber ebenso Themen wie Breitbandausbau, Videoüberwachung und Netzpolitik. Auch sonst nimmt Politik, selbst wenn oft subtil und unbemerkt, einen wichtigen Teil unseres Lebens ein. Gerade entwickeln sich vor allem Podcasts zu einem grandiosen Weg, sich über das heimische und internationale Politgeschehen zu informieren.

Es lässt sich kaum bestreiten, dass Politik ein ziemlich sprödes oder auch irritierendes Thema sein kann. Genau hier versuchen gerade sowohl fachkundige Journalisten als auch engagierte und interessierte Hobby-Medienmacher einzugreifen. Ohne Scheu und mit umso mehr Elan gelingt es ihnen, mit verschiedensten Formen und Konzepten den Politzirkus aufzuschlüsseln und komplexe Themen verständlich darzubringen. Sie debattieren tagesaktuelle Ereignisse oder frischen auch längst vergessenes Schulwissen auf. Das ist mal sehr analytisch, dann wieder erfrischend bodenständig oder auch erheiternd witzig. Hörenswert ist das jedenfalls fast immer. Vor allem bei der morgendlichen Fahrt zur Arbeit oder dem baldigen Gang ins Wahllokal.

Lage der Nation

Seit über 60 Folgen treffen sich Journalist und Küchenradio-Gründer Philip Banse und Anwalt Ulf Buermeyer, um zumeist das aktuelle Geschehen des Politbetriebs und damit auch oft die Weltlage zu kommentieren. Unaufgeregt aber kritisch gehen sie in Lage der Nation auf den Nachhall des G20-Gipfels, das berüchtigte Burka-Verbot und die Airberlin-Pleite ein. Jedoch hinterfragen sie auch das Steuerkonzept der SPD und interviewen Peter Altmeier und Alexander Friedrich. Lage der Nation ist professionell produziert, informiert und schafft es elegant, einen ausgewogenen Überblick zu schaffen.

The Global Politico

Die Politik eines Landes ist schon lange nicht mehr unabhängig vom internationalen Geschehen. Auf eben das schaut Susan Glasser in The Global Politico. Sie spricht mehrmals im Monat mit Politikern, Journalisten und Aktivisten. Unter anderem erörtert sie mit Reporterin Hannah Dreier die Lage in Venezuela, lässt sich vom Ex-National-Security-Advisor Tom Donilon erklären, wer bei Krisen im Situation Room sitzt oder geht mit den Demokratinnen Michèle Flournoy und Wendy Sherman der Macho-Politik von Donald Trump auf den Grund. Dabei geben die Gespräche fast immer ungekannte Informationen und interessante Gedanken mit.

Logbuch: Netzpolitik

Schon über fünf Jahre existiert Logbuch: Netzpolitik. Hier befassen sich Podcast-Urgestein Tim Pritlove und CCC-Hacker Linus Neumann ein bis zwei Mal im Monat mit dem, was Angela Merkel als Neuland beschrieb. Nämlich mit dem Internet, aber auch damit verbundenen Themen wie Krypto-Währungen, Biometrie, Fake News, Hacking, Breitbandausbau, dem NSA-Untersuchungsausschuss und dem Staatstrojaner. Pritlove und Neumann zeigen sich in den ein bis drei Stunden langen Episoden stets fachkundig, engagiert und durchaus humorvoll.

WRINT Politikunterricht

Der Politikunterricht dürfte bei vielen schon eine Weile her sein. Daher setzt sich der Radiomoderator Holger Klein regelmäßig mit dem Sozialkundelehrer Thomas Brandt zusammen und lässt sich im WRINT Politikunterricht erläutern, wie Politik und insbesondere die Demokratie der Bundesrepublik funktioniert. Hier geht es um Prinzipien wie die Gewaltenteilung, den Ursprung des Sozial- und Rechtsstaats und unser Wahlsystem. Ebenso werden Phänomene wie Extremismus und der aktuelle Rechtsruck in Europa und den USA thematisiert. Der Ton ist dabei alles andere als oberlehrerhaft, sondern erfrischend amüsant und lapidar.

The Daily

Rund eine halbe Stunde nimmt der New-York-Times-Podcast The Daily die Hörer in Anspruch. Darin redet der Journalist und Moderator Michael Barbaro seit Februar dieses Jahres täglich über ein besonders prägnantes oder tagesaktuelles Thema aus Politik und Gesellschaft – das betrifft nicht nur die USA, sondern oft auch die Welt. Darunter die Droh-Duelle von Nordkorea und Donald Trump, die Lage der Frauen in Mossul oder auch Russlands Methode, Hacker zu rekrutieren. Dafür holt Barbaro auch immer wieder fachkundige Kollegen ans Mikrofon. The Daily ist kompakt, grandios produziert und wohl einer der derzeit besten Polit-Podcasts im Netz.

Politik | detektor.fm

Der Internetradiosender detektor.fm schafft es mit einer kleinen Redaktion eine grandiose Alternative zum Rundfunk-Radiobetrieb zu stemmen. Dazu gehören auch regelmäßige Berichte in und um das politische Geschehen. In rund 10-minütigen Berichten und kurzen Features gehen die Radiomacher auf die Chaos-Politik von Donald Trump und den Diesel-Gipfel ein, hinterfragen die Finanzierung der deutschen Parteien und die Videoüberwachung am Südkreuz – und wo all das uns hinführen könnte. Das ist kurzweilig, leicht hörbar und eine perfekte Ergänzung zur sonstigen Berichterstattung.

Stimmenfang - der Politik-Podcast

Explizit zur bevorstehenden Bundestagswahl hat Spiegel Online mit Stimmenfang einen Podcast gestartet. Darin schauen die Journalistinnen Yasemin Yüksel und Sandra Sperber aber nicht nur auf Wahlprogramme und Kandidaten, sondern auch darauf, was die Wahl und der Wahlkampf mit Deutschland machen. Menschen berichten, wie Freundschaften mit potentiellen AfD-Wählern zerbrachen oder warum sie wegen Martin Schulz in die SPD eingetreten sind. Ebenso gibt es Analysen zu Merkels „Ja“ zur gleichgeschlechtlichen Ehe und die Wichtigkeit der Grünen im Politbetrieb. Stimmenfang war zu Beginn etwas mutlos und steif, entwickelte sich aber zuletzt zu einem erstaunlich abwechslungsreichen Format.

Pod Save America

Als Donald Trump zum US-Präsident gewählt wurde, konnten es viele Amerikaner nicht fassen. So erging es auch Jon Favreau, Jon Lovett, Dan Pfeiffer und Tommy Vietor, die allesamt als Redenschreiber und Strategen für Barack Obama tätig waren. In Pod Save America treffen sie sich bei einem Bier, holen wechselnde Gäste ins Studio und plaudern über die US-Regierung unter Trump. Im heiterem Ton machen sie sich dabei lustig, feixen über den US-Präsidenten und seine Mannschaft, aber werden auch mal ganz ernst. Dabei gewährt Pod Save America tiefe Einblicke in die US-Politik und die zerrüttete Atmosphäre in Washington DC.

Der Neusprechfunk

Worte sind nicht nur ein Teil der Sprache, sondern auch Herrschafts- und Manipulationswerkzeuge. Sie können beeinflussen, wie wir Situationen beurteilen, Bedeutungen umschreiben oder uns von der Realität ablenken. Wie das funktioniert und wer sich diese Mechanismen zunutze macht, das besprechen der Linguist Martin Haase, die Informatikerin und CCC-Sprecherin Constanze Kurz und der Journalist Kai Biermann im Neusprechfunk. Im sporadisch erscheinenden Podcast zum themengleichen Blog picken sie konkrete Beispiele aus Politik und Medien heraus, durchleuchten und kritisieren fabrizierte Begriffe und ihre Erschaffer. Das ist so erhellend wie unterhaltsam.

Erscheinungsraum

In den Medien bleibt leider oft nicht genug Raum und Zeit, um komplexe Ereignisse so aufzubereiten, wie sie es verdient hätten. Diese Lücke versucht die Autorin und Journalistin Katrin Rönicke mit ihrem unregelmäßig veröffentlichten Podcast Erscheinungsraum zu füllen. Unter anderem spricht sie mit dem Journalisten Krsto Lazarewitsch über das mazedonische Fake-News-Dorf Veles und wie man sich gegen Lügennachrichten wappnen kann, lässt sich von Simone Schlindwein über Uganda berichten oder spricht darüber, was eigentlich geteilte Elternschaft bedeutet. Die einzelnen Episoden sind locker aber fokussiert und rund 30 Minuten kurz.

Foreign Times

Die Außenpolitik in, um und mit Deutschland: Genau der nehmen sich Marco Herack und Alexander Clarkson in ihrem gemeinsamen Podcast-Projekt Foreign Times an. In bislang sieben Folgen diskutieren und streiten der Mikroökonomen-Macher und der britische Polit-Dozent über die Strategie von Emmanuel Macron, die Brexit-Verhandlungen oder darüber, was nun eigentlich in der Ukraine los ist. Dabei begrüßt das Duo zeitweise auch Gäste wie die Journalistin Sylke Tempel. Der Ton ist bei Foreign Times durchgehend sachlich und sachkundig, unaufgeregt, aber durchaus auch kritisch.

Aufwachen!

Wer Nachrichten schaut, der erfährt zwar, was los ist, aber nicht unbedingt, was das bedeutet. Im Aufwachen!-Podcast finden sich der Jung-&-Naiv-Macher Tilo Jung und der Sozialwissenschaftler Stefan Schulz zwei Mal die Woche zusammen, arbeiten sich durch den Nachrichtendschungel oder blicken auf die Bundespressekonferenz zurück. Hierbei werden einzelne Aspekte ausgewählt und mit einer gehörigen Ladung Zynismus abgehandelt, aber auch fundiert eingeordnet. Das ist aufschlussreich und vergnüglich, aber bei Folgenlängen von bis zu über drei Stunden auch zeitintensiv.

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