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Wie man mit Glibber Musik spielen kann

von Anna Schughart
Zum Musik spielen, braucht man keine Instrumente. Es reichen auch Spielzeugglibber oder ein selbst gemaltes Wasserfarbenbild. Ein Besuch beim Playtronica-Workshop.

In dem hellen Raum herrscht ein einziges Geräusche-Durcheinander: hohe Piepser, tiefe Bässe, dazwischen Trommelsound und Pianoklänge. Aber niemand hier hockt an einem Schlagzeug und niemand spielt Klavier. Stattdessen patschen Kinder auf selbstgemalten Bildern herum, streichen über silberglänzende Folie und stecken ihre Finger in grellbunten Glibber.

„Wie funktioniert das Papa?“, fragt ein kleiner Junge und schaut auf die gepinselten Bilder, die vor ihm liegen. „Aus dem Bild kommt Musik“, sagt der Vater, „die Farben spielen Musik.“ Fast richtig. Ja, aus dem Bild kommt Musik. Aber nein, das hat nichts mit Farben zu tun, sondern mit Strom.

Wie genau, das kann Sasha Pas von Playtronica erklären. Playtronica ist ein Künstlerkollektiv aus Moskau, das sich zum Ziel gesetzt hat, Kindern und Erwachsenen einen ungewohnten Zugang zur Musik zu verschaffen. Ohne das strenge Spiel nach Noten und ohne klassische Instrumente, bei denen klar wäre: Egal wie oft ich diese Taste drücke, es kommt immer die Note C dabei heraus. Playtronica will kreativer sein, intuitiver und so den Einstieg in die Musik und das eigene Musizieren einfacher machen. Ein Weg, das zu erreichen, sind Workshops wie dieser.

Bei Playtronica werden aus Alltagsgegenständen kurzerhand Musikinstrumente. Eine Gurke erzeugt, wenn man sie berührt, einen tiefen Bass-Sound, ein Kürbis spielt eine Melodie. Oder eben: Ein Kind malt ein Bild und plötzlich kann es darauf einen Song komponieren.

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Pas hat sich nach dem Studium kundig gemacht, wie man auf ganz neue Weise Musik an Kinder vermitteln könnte und ist dabei auf verschiedene Unternehmen gestoßen. Dazu gehören makeymakey, Touch Board oder Ototo, deren Technik Playtronica nun nutzt. „Im Prinzip“, sagt Pas, „funktionieren sie alle ähnlich.“

Nachdem die Kinder ihre Bilder mit Wasserfarben gemalt haben, tragen sie auf manche Stellen noch eine spezielle Farbe auf, die Strom leiten kann. An diese Punkte werden Klemmkabel gesteckt, wie man sie aus dem Physikunterricht kennt, die zu einem Chip führen. Die zwölfjährige Anna macht es vor: Sie berührt mit dem Finger einen leitenden Punkt des Wasserfarbenbildes, den Zeigefinger der anderen Hand steckt sie in eine Petrischale, die mit pinkem Glibber gefüllt ist. Der Strom kann jetzt durch sie hindurch fließen, der Stromkreis ist geschlossen. Das merkt der Chip und gibt dem Computer ein Signal, welchen Ton er spielen soll.

Streng genommen ist das kleine Kunstwerk also eher ein Touchpad als ein Instrument: Es erzeugt nicht selbst einen Ton, sondern gibt nur das Signal dafür.

Während Anna den einen Finger in die Petrischale bohrt, drückt sie mit dem anderen nach und nach auf die verschiedenen Muster, erst wahllos, dann plötzlich im Rhythmus. Pas stellt sich neben sie und steigt mit ein. Für etwa eine Minute sind die beiden eine kleine Band.

So lange er Strom leitet, kann man auf jedem Gegenstand Musik spielen. Bekannt sind vor allem die Gemüse-Songs. Doch das ist Playtronica mittlerweile zu banal: „Jeder wird ja heutzutage Vegetarier.“ Stattdessen versuchen die Organisation neue Ideen zu entwickeln, so wie zum Beispiel das kleine Labor, das sie auf einem der Tische aufgebaut haben. In den Petrischalen und Reagenzgläsern sind keine Chemikalien, sondern neonfarbener Glibber. Die zwei Männer und zwei Frauen von Playtronica geben darauf ein kleines Konzert. Dann sind aber schnell wieder die Kinder dran. Und auch wenn alle durcheinander spielen, die Beeps, die Bops und die Tschichks nur so durcheinander wirbeln, es klingt nie wie Krach.

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