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Weil die Vorteile überwiegen: Ökonom fordert drei Tage Wochenende

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Vier Arbeitstage und drei Tage Wochenende – eine Forderung des britischen Wirtschaftsökonomen David Spencer sorgt derzeit für Aufsehen. Denn wer sich alle möglichen Folgen ansieht, erkennt, dass weniger hier mehr sein kann. Und zwar nicht nur für die Arbeitnehmer.

Nicht erst in Zeiten, in denen die Burnout-Diagnosen zunehmen, rückt der Wunsch vieler in den Fokus: Die Work-Life-Balance so zu gestalten, dass Erschöpfung die Ausnahme bleibt und Erholung einen festen Platz in der Woche hat. In den meisten Unternehmen bleibt das jedoch nur eine Willensbekundung.

Dass der herkömmliche Neun-bis-fünf-Tag, Überstunden und Wochenendbereitschaft nicht optimal sind, wurde schon häufig erkannt. Deshalb gibt es Gegenbewegungen. Zum Beispiel wurde das Buch The 4-Hour Workweek (deutscher Titel: Die 4-Stunden-Woche: Mehr Zeit, mehr Geld, mehr Leben) von US-Unternehmer und -Autor Tim Ferriss ein Bestseller. Aktuell testet Amazon mit einem kleinen Team, ob eine 30-Stunden-Arbeitswoche umsetzbar ist. Und jüngst stieß der Brite David Spencer, Wirtschaftsexperte an der Leeds University Business School, eine Debatte um ein ebenso interessant klingendes Konzept an: das Drei-Tage-Wochenende

Spencer zufolge sollten Wochenenden einen Tag mehr als üblich dauern – und das im ganzen Jahr. Dieser Ansatz sei aus verschiedenen Aspekten besser für die Menschen und ihre Umwelt. Denn wie verschiedene Studien bereits gezeigt haben, steigt die Produktivität nicht mit der Anzahl an Arbeitsstunden an. Ganz im Gegenteil: Wer länger arbeitet, dessen Leistung lässt nach, was sich beispielsweise in Konzentrationsschwäche zeigt. Daraus resultieren Fehler.

Ferner können längere Arbeitszeiten körperliche Folgen nach sich ziehen. Entweder kommt es zur psychischen Überlastung, also zu Erschöpfungszuständen und Burnout, oder zu physischen Beschwerden, etwa Schlafstörungen, Rückenschmerzen und auch Herzprobleme. Weiterhin werden Krankheiten wie Typ-2-Diabetes begünstigt.

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Ein weiterer negativer Faktor von langen Arbeitszeiten sind die sozialen Probleme: Man sieht Familie, Freunde und Bekannte seltener. Dadurch wird das Leben weniger lebenswert – die Balance ist nicht mehr gegeben. David Spencer meint ebenso, dass durch die kurze Freizeit die Möglichkeit fehle, seine Talente und Neigungen auszuleben. Deswegen fordert er das Drei-Tage-Wochenende, das für jedermann gelten sollte.

Darüber hinaus setzt sich Spencer nicht nur für ein längeres Wochenende ein, sondern auch für die Verkürzung der Arbeitsstunden. Seinem Konzept nach soll also der neu gewonnene Tage nicht durch Mehrarbeit in den anderen Arbeitstagen ausgeglichen werden, stattdessen soll es eine Reduzierung der Wochenarbeitsstunden auf 30 Stunden geben. In dieser verkürzten Zeit würden die Arbeitnehmer deutlich konzentrierter und effektiver arbeiten. 

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So sieht das unter anderem auch Ryan Carson, CEO des amerikanischen E-Learning-Anbieters Treehouse. Er bezeichnet längere Arbeitszeiten als „unmenschlich“ und führte deswegen mit Erfolg eine Arbeitszeitreduzierung auf 32 Stunden pro Woche ein. Stephan Aarstol, CEO und Gründer von Tower Paddle Boards in San Diego, ist ebenfalls davon überzeugt, dass in Bezug auf Arbeit weniger oft mehr ist – und lässt seine Angestellten nur von 8 Uhr bis 13 Uhr arbeiten. Experimente in Schweden unterstreichen diese Aussagen: Durch mehr Freizeit wurden arbeitsbedingte Krankheiten reduziert und die Produktivität erhöht. Eine Win-win-Situation für Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

Nicht zuletzt bedeutet ein Drei-Tage-Wochenende einen Gewinn für die Umwelt. Die US-Ökonomen David Rosnik und Mark Weisbrot argumentieren in diese Richtung. Sie zeigten schon 2006 in ihrer Veröffentlichung Are Shorter Work Hours Good for the Invironment?, dass man in den USA den Energieverbrauch um 20 Prozent reduzieren könnte, wenn die Arbeitnehmer weniger arbeiten würden. Im Jahr 2007 wurde das beispielsweise im US-Bundesstaat Utah überprüft: Durch den Wegfall des Freitags als Arbeitstag konnten in zehn Monaten 1,8 Millionen Dollar an Energiekosten eingespart werden. Damit einher ging auch eine CO2-Reduzierung um 12.000 Tonnen pro Jahr, weil die Pendler einen Tag weniger mit Autos, Zügen oder Bussen unterwegs waren.

Das Drei-Tage-Wochenende wäre somit in vielerlei Hinsicht ein Gewinn. Oder wie es der amerikanische Politiker Michael N. Gianaris ausdrückt: „Es hilft der Umwelt. Die Menschen mögen es. Das ist ein No-Brainer.“

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