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Nintendo stellt den Spielemarkt bloß

von Dominik Schönleben
Nintendo zeigt mit dem Papp-Baukasten Labo, warum das Unternehmen anderen Konsolenherstellern voraus ist. Es setzt Trends, statt zu imitieren.

Es gab viele Theorien im Netz, als Nintendo ein neues „interaktives Erlebnis“ für die Switch ankündigte. Allerdings hatte wohl niemand hatte hiermit gerechnet: Papp-Spielzeug. Mit Labo sollen sich Kinder ihr eigenes Klavier, eine Angel oder einen ganzen Roboteranzug basteln. Die Controller und der Monitor der Nintendo Switch werden dann in das jeweilige Papp-Gerät gesteckt. Fast schon kurios – aber wieder einmal ein Beispiel, warum Nintendo langfristig die innovativste Firma auf dem Konsolenmarkt bleiben wird: Das Spielestudio ist bereit, etwas auszuprobieren. Es kopiert Trends nicht einfach nur, sondern erschafft sie selbst – so liefert Nintendo erneut Hoffnung für einen stockenden Videospiele-Markt. (Lesen Sie auch: Das beste Zubehör für die Nintendo Switch)

Dessen Zustand lässt sich gut am Beispiel des Spiels Playerunknown’s Battlegrounds (PUBG) beschreiben: Noch vor seiner eigentlichen Veröffentlichung war der Indie-Titel das erfolgreichste Multiplayer-Spiel des Jahres. Der Grund: Das Spiel konzentrierte sich auf ein Erlebnis, das es sonst nirgends gab. Es war bis dahin einmalig.

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Im Anschluss passierte das, was auf dem Markt für große sogenannte Tripple-A-Spiele mittlerweile schon normal scheint: Entwickler kopierten den Battle-Royal-Modus und bauten ihn in ihre eigenen Spiele ein. Das Ziel: Den Erfolg von PUBG gleich mitkopieren, um ihn dann zu verkaufen. Diese Logik hat Schule gemacht. Immer wieder adaptieren Studios innovative Spielmechaniken (Crafting, Levelprogression oder Open-World-Towers). Je mehr bekannte Spielarten man in einen neuen Titel packt, desto besser. Neue oder eigene Konzepte bleiben häufig aus.

Sicher, auch Nintendo lässt sich von aktuellen Trends inspirieren, seine Entwickler kopieren aber nicht einfach nur. Das zeigte 2017 das Open-World-Spiel Zelda: Breath of the Wild. Vieles darin war nicht neu. Das Spiel verweigerte sich aber trotzdem vielen Trends des Genres und setzte eigene Akzente. Die meisten Quests etwa müssen Spieler selbst finden, und so erkdunden sie die Zelda-Welt als Abenteurer ohne X auf der Schatzkarte.

Nintendo ist mit solchen Versuchen auch schon gescheitert: Das berühmteste Beispiel dafür ist wohl die Wii-U-Konsole. Die kam durch ihren Zusatz-Monitor im Controller zwar innovativ daher, schuf aber keinen reizvollen Mehrwert für die Spieler. Auch die Virtual-Reality-Brille Virtual Boy aus dem Jahr 1995 sorgte bei längerem Spielen eher für Kopfschmerzen als für Spaß.

Labo ist ein Kinderspielzeug, steht aber für so viel mehr: Kein anderer Konsolenhersteller hätte solch eine Idee mit so viel Enthusiasmus angekündigt. Mit seinem Produkt stellt Nintendo einen schwerfälligen wie langweiligen Markt bloß. Labo ist ein frisches Produkt, für das es keine Vorbilder gibt – eine unsichere statt einer sicheren Wette.

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