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SNES Classic: Nintendo macht Geschäfte zum Ärger seiner treuesten Fans!

von GQ
Die Retro-Konsole SNES Classic Mini ist ab heute auf dem Markt – mal wieder in nicht ausreichender Stückzahl. Unser Autor ärgert sich darüber und fragt: Warum geht Nintendo auf solch lieblose Weise mit seinen treuesten Kunden um?

In der Theorie wird ab heute verkauft. Also Nintendo verkauft sein SNES Classic Mini. In der Praxis können wir das „Verkauft“ getrost weglassen. „Verschickt“ trifft es eher. Nur wer die Retro-Konsole vorbestellt hat, hat überhaupt eine (kleine) Chance, sie heute in den Händen zu halten. Im regulären Handel bekommt man sie jedenfalls nicht – ihre Auflage ist geradezu winzig. Fans sind deshalb verärgert – und ihre Wut lässt sich nachvollziehen. Nintendo sollte seine treuesten Kunden nicht zum Teil seines Geschäftsmodells machen.

Das Vorgehen des japanischen Elektronikkonzerns hat System. Das SNES Mini ist nicht die erste Spielekonsole des Herstellers, die am Tag der Veröffentlichung in den Läden kaum zu bekommen ist. So ähnlich war es auch beim Vorgänger NES Classic Mini, das vor einem Jahr auf den Markt kam. Wer die Retrokonsole nicht bei Amazon oder bei anderen Online-Märkten vorbestellte, hatte kaum Chancen, das Gerät im regulären Handel zu bekommen. Das Ergebnis: Auf Auktionsplattformen wie eBay wurde das NES Classic Mini teilweise für das Dreifache des regulären Preises von 79 Euro versteigert. Erst Ende des vergangenen Jahres teilte Nintendo dann mit, dass es die Produktion einstellen wolle. Man wolle sich ganz auf den Start der neuen Spielekonsole Nintendo Switch konzentrieren.

Nur, wer die Switch nicht vorbestellt hatte, der…na? Richtig! Ging leer aus. Das Gerät wurde am 3. März 2017 hierzulande veröffentlicht. Selbst Wochen nach dem Verkaufsstart bekam man die Konsole nur selten im Laden. Und wenn ein paar Geräte geliefert wurden, waren sie im Handumdrehen wieder weg. Immerhin, mittlerweile hat Nintendo mit der Produktion aufgeholt.

PAKETMANN, WO BLEIBST DU #SNESClassicMini pic.twitter.com/BibvTSYNaB

— Celina (@fluegelversengt) 29. September 2017

Bei einer neuen Konsole wie der Nintendo Switch ist es noch ansatzweise nachvollziehbar, wenn anfangs weniger Geräte produziert werden. Die Herstellung jeder einzelnen Konsole kostet Geld. Was ist, wenn sich die Konsole wie der Switch-Vorgänger Wii–U schlecht verkauft? Nach dem Umsatzrückgang im vergangenen Jahr wollte Nintendo auf Nummer sicher gehen und lieber nicht zu viele Switch-Geräte herstellen.

Aber bei der SNES Classic Mini war der Erfolg abzusehen. Mit fast 50 Millionen verkauften Einheiten war das original SNES die meistverkaufte Spielekonsole in den 90er Jahren. Dementsprechend hoch ist der Nostalgiefaktor bei der Generation, die mit dem Gerät aufgewachsen ist.

Das beweisen doch die Verkaufszahlen des NES Classic Mini. Davon hat Nintendo laut eigenen Aussagen zwei Millionen Geräte an Händler ausgeliefert. Viel zu wenig, wie die hohe Nachfrage damals schon gezeigt hat. Wer wirklich wollte, musste teilweise über Wochen die Elektronikfachmärkte deutschlandweit abtelefonieren und sich über die hohen Preise auf Auktionsplattformen ärgern.

Bei Saturn gab's das #SNESMini heute schon! Bis jetzt jedenfalls. :D #SNESClassic #SNESClassicMini #Gaming pic.twitter.com/oeQqFbzM8s

— Victor Redman (@victorredman) 28. September 2017

Warum Nintendo so mit seinen Fans umgeht, ist nicht nachvollziehbar. Sein Argument, dass keine „unbegrenzten Ressourcen“ für die Produktion vorhanden seien, ist nicht schlüssig. Allein die Nintendo-3DS-Familie umfasst derzeit mit dem New Nintendo 3DS, 3DS XL, 2DS XL und 2DS fünf Geräte, die gleichzeitig produziert werden. Dazu kommen die Switch und andere Produkte wie die Amiibo-Sammelfiguren. Die zusätzliche Herstellung eines Gerätes, das keine aktuelle Hardware wie einen Touchscreen oder Bewegungssensoren benötigt, dürfte ja wohl nicht allzu schwierig sein. Im Gehäuse befindet sich lediglich eine Platine, dieselbe wie beim NES Classic Mini. Außerdem hat Nintendo Erfahrungen mit der Produktion großer Stückzahlen und kann den weltweiten Markt mit seinen anderen Geräten ausreichend beliefern. Nicht Können? Wohl eher nicht Wollen!

Bleibt also eins: Seltenere Ware ist gefragt. Produktverknappung nennen es Volkswirtschaftler. Genau das macht Nintendo mit der niedrigen Produktionsmenge seiner Konsolen. Seine Geräte noch attraktiver zu machen, als sie ohnehin schon sind, erhöht den Umsatz. Und verärgert, wie beim SNES Classic Mini, potenzielle Käufer. Nintendo schafft künstlich ein Bedürfnis, das bei den Retro-Fans längst vorhanden ist. Aus echter Hingabe wird dadurch ein Geschäftsmodell auf dem Rücken der wartenden Kunden.

Und schlimmer noch, Nintendo scheint das durchaus zu wissen. Vor wenigen Wochen hat das Unternehmen mitgeteilt, das NES Classic Mini im Sommer kommenden Jahres wieder produzieren zu wollen. Auch vom SNES Classic Mini sollen laut Nintendo bis Jahresende weitere Stückzahlen in die Läden kommen. Und über den Nachfolger, das N64 Classic Mini im kommenden Jahr, wird schon gemutmaßt. So hält man die Aufmerksamkeit und auch die Nachfrage stetig oben. Auch die Fans der Kultkonsole N64 würden es Nintendo sicherlich danken, wenn sie ihr Gerät tatsächlich einfach ohne Probleme kaufen könnten. Sonst fühlt man sich unweigerlich veräppelt.

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