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Die 5 „besten“ Szenen aus Til Schweigers Tatort-Trailer

von Nilz Bokelberg
Vergesst Tarantino! WIRED-Kinoexperte Nilz Bokelberg möchte diese Woche trotz „Hateful Eight“ lieber über einen ganz anderen harten Kino-Kerl sprechen. Die Trailer-Analyse zu Til Schweigers „Tatort“-Kinofilm „Tschiller: Off Duty“.

Heute läuft der neue Tarantino an, den muss man halt gucken, angeblich sein drittletzter Film. Doch ein anderes großes Kinoereignis wirft längst seine Schatten voraus: „Tschiller: Off Duty“ startet in einer Woche. Til Schweiger bringt seinen „Tatort“-Kommissar ins Kino, auf die große Leinwand. Mit ordentlich Budget und viel Bumm-Bumm.

Oft wurde Schweiger dafür gescholten, aus seinem „Tatort“ ein Action-Spektakel gemacht zu haben, doch das ficht ihn nicht an. Und, allen Unkenrufen zum Trotz: Er hat in kürzester Zeit geschafft, wovon die allermeisten „Tatort“-Ermittler nur träumen können. Er hat seinen Kommissar ins Kino gebracht. Wo alteingesessene deutsche Schauspieler vielleicht schon aufgegeben haben, da macht Schweiger es einfach. Dafür auf jeden Fall: Chapeau!

Bleibt nur noch die Frage, was einem beim ersten Kino-„Tatort“-Kommissar seit Schimanski erwartet. Aber weil Schweiger Pressevorführungen ja nur für diejenigen macht, die auch bestimmt was Gutes schreiben (wenn überhaupt) bleibt uns nur die Traileranalyse. Praktischerweise geht der fast eine Minute, das passt für unsere Top Fünf ganz hervorragend.

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Hier also das Ranking der besten Zehn-Sekunden-Szenen aus dem neuen Trailer zu „Tschiller: Off Duty“:

Platz 5: Sekunde 1-10
Alles beginnt mit einem lauten Knall und einer fetten Explosion. Ist für einen Actionfilm ja nie verkehrt und die Nanosekunden, in denen man den Feuerball sehen kann, sehen auch super aus. Es wird ja sowieso nur noch viel zu wenig gesprengt in deutschen Filmen. Ich als Kind der 80er bin da immer etwas traurig. Früher gab es in jedem Didi-Hallervorden-Film mindestens einen spektakulären Stunt, oft mit Explosionen und einem Auto, das auf zwei Rädern fahren musste. Heute sieht man Explosionen fast nur noch in lieblosen Stuntshows, aber nicht mehr in deutschen Filmen. Da wird lieber alles besprochen. Was für ein Quatsch! Sprengt doch im nächsten Beziehungsdrama einfach mal alles in die Luft! Auf die Explosion folgt im Trailer das lauteste Flüstern aller Zeiten, Tschiller sagt „Ich hab gesagt, wir sehen uns wieder!“ und dann sehen wir ihn mehrere Male schießen. Garniert mit einem Zitat aus dem cineastischen Fachmagazin People: „Ein Tatort wie ein Bondfilm. Til Schweiger ist sensationell!“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

Im deutschen Kino wird sowieso viel zu wenig gesprengt!

Platz 4: Sekunde 11-20
Geile Random-Szenen, die bei Licht betrachtet ziemlich nichtssagend sind. Eine Dachspringszene, die ein bisschen nach Jason Bourne aussieht, eine Crash-Nahaufnahme und eine Szene, anscheinend mit Schweiger und Fahri Yardim, in einem Leseraum oder so, es ist wohl sehr dunkel. Vielleicht spielt Yardim jetzt einen Bibliothekar? Man weiß es nicht so genau. Dazu wieder Pressezitate, diesmal von TV Movie und den Filmexperten-Horten Playboy und Radio Hamburg. Letzteres bescheinigt dem Film: „Ein deutscher Action-Film, der in Hollywood mithalten kann!“ Dann hört man eine ausländische Stimme sagen: „Nice to meet you, Mr. Tschiller.“

Platz 3: Sekunde 21-30
Hui, jetzt wird es actionreich: Der Bösewicht, wird von Tschiller irgendwohin weggezogen, dann sehen wir ihn vor einem landenden Hubschrauber stehen. Warum nehmen die Bösen eigentlich immer den Hubschrauber? Haben die nichts gelernt? Ist Hubschrauber nicht immer das Synonym für: Der Held wird im letzten Moment an die Kufen springen, sich hochziehen, gegen den Bösen kämpfen und am Ende triumphieren? Sind böse Menschen wirklich so wenig lernfähig? Dann bedroht Tschiller einen anderen Typen in einem Club und flüstert ihm bedrohlich zu: „I burn your house down and i kill you…(all?)“. Das Ende des Satzes verstehe ich leider nicht. Es klingt wie „youaaaaa“, aber das würde wenig Sinn machen. So wie es ebenfalls erstaunlich wenig Sinn macht, dass Tschiller plötzlich Englisch spricht. Egal. Abgerundet wird das Ganze mit einer weiteren Empfehlung der TV Movie und der Focus kommt auch mal zu Wort. Da sitzen ja bekanntermaßen die allergrößten Experten, sie schreiben: „Til Schweiger at his best.“

Platz 2: Sekunde 31-40
Jetzt wird's verwirrend, die Schnitt werden schneller, dazu metallisches Hämmern, dass ebenfalls beschleunigt. Szenen wechseln sich mit Pressezitaten ab. Ich versuche das mal aufzudröseln: Schweiger im Club — stern.de-Zitat — Flug über ein Auto — Bild-Zitat — Yardim schießt, Auto explodiert — TV-direkt-Zitat — Schweiger haut jemanden — Bunte-Zitat — Mähdrescher bei Nacht — noch ein Bild-Zitat — eine Stadt — TV-Digital-Zitat — Bosporusbrücke, jemand springt von einem fahrenden Auto auf ein anderes — Titelschrift kommt reingeflogen. Alles in zehn Sekunden. Wow. Der Trailer hat im Grunde genommen genauso viele Szenen wie Pressestimmen. Das muss ja ein echter Knaller werden, wenn die alle so toll über den schreiben, oder?

Wenn man Hollywood schon nachmacht, dann bitte richtig!

Platz 1: Sekunde 41-51
Focus Online mit dem Knallerzitat: „Mehr Action wäre Körperverletzung“. Dann ein verletzter Tschiller, der eine anscheinend verletzte Frau von einem Krankenwagen weg (!!!) trägt, weil der gerade mit Überschlag explodiert. Dann kommen die Credits und, man muss es wirklich so sagen, auch wenn ich jetzt ganz schlimm spoile, kommt der beste Moment des Trailers: Er ist vorbei.

Klar, es ist immer leicht, Dinge auseinanderzupflücken. Aber dieser Trailer macht es einem einfach zu leicht. Vermutlich ist der Film gar nicht mal so übel, halt ein bisschen Hau-drauf-Action für zwischendurch. Warum nicht, wie ich schon sagte, hierzulande wird im Kino sowieso viel zu wenig gesprengt. Aber dann aus Unsicherheit über das eigene Produkt den eigenen Trailer so wahllos mit irgendwelchen Zitaten vollzuhauen, dass man sich mehr an die Schrifttafeln, als an irgendwelche Szenen erinnert, erscheint mir dann doch etwas kontraproduktiv. Wenn man Hollywood schon nachmacht (was ich begrüße), dann bitte auch richtig. 

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