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Neue Drohnengesetze gefährden den Modellflugsport

von Armin Hempel
Die Deutsche Flugsicherung fordert eine Registrierungspflicht und die Beschränkung der Maximalflughöhe für Drohnen. Das könnte den Modellflugsport in Deutschland unmöglich machen, fürchtet WIRED-Admin und Hobby-Drohnenpilot Armin Hempel.

Es wird mal wieder eine Sau durchs Mediendorf getrieben: Beinahe-Zusammenstöße mit Passagiermaschinen im Landeanflug, ein Nahezu-Hausbrand durch einen abgestürzten Quadrokopter und nicht zuletzt die Spielzeug-Kameradrohne eines Piraten-Politikers, die irgendwann einmal fast auf unsere Bundeskanzlerin gefallen wäre – alles glasklare Beispiele dafür, dass von Drohnen unkontrollierbare Gefahren für Bevölkerung und Sicherheitskräfte ausgehen und wir ganz dringend neue Gesetze und härtere Strafen für kriminelle Drohnenpiloten brauchen.

Oder doch nicht? Sollten wir vielleicht eher der Auffassung des Modellfliegerverbandes folgen, der Verkehrsminister Dobrindt in einer Petition dazu auffordert, die geplante Novellierung der luftrechtlichen Bestimmungen zu stoppen, weil sie den „sicher und verantwortungsbewusst betriebenen Modellflug in Deutschland existenziell bedrohen“ würde?

Im Verkehrsministerium wird momentan an besagter Novelle gearbeitet. Unter anderem soll eine Kennzeichnungspflicht für Flugmodelle über 500 Gramm eingeführt werden und die maximal erlaubte Flughöhe auf 100 Meter begrenzt werden. Bisher waren 762 Meter erlaubt, sofern man sich nicht ohnehin in einer Flugverbotszone oder im anderweitig beschränkten Luftraum befand.

Kauft man sich eine einfache Kameradrohne, berät einen niemand hinsichtlich Flugunterricht, Versicherung oder Flugverbotszonen

Zugegeben, ich bin voreingenommen. Seit einem halben Jahr widme ich einen recht bedeutenden Teil meiner Freizeit dem Fliegen von Racing-Quadrokoptern. Ich bin allerdings immer noch damit beschäftigt, nicht ständig abzustürzen, während andere seit Jahren ästhetisch ansprechende Freestyle-Videos als Beweise ihres wahnsinnigen Fluggeschicks veröffentlichen. Ein wunderbares Hobby.

Der gleichen Faszination wie ich unterliegen momentan tausende Modellflug-Neulinge. Allein die Facebook-Gruppe mit dem Titel Drohnen & Quadrocopter zählt mittlerweile über 22.000 Likes. Und Andrew Amato von dronelife.com schätzt die weltweiten Multikopterverkäufe auf ungefähr zwei Millionen Stück pro Jahr, Tendenz rasant steigend. Ab Ende des Jahres werden die Rennen der Drone Racing League wohl auch im Fernsehen übertragen – einigen gilt die DRL bereits als Nachfolgerin der Formel Eins.

Das Problem der wachsenden Popularität: Alle wollen dabei sein, aber kaum jemand hat Lust, sich vorher richtig zu informieren. Kauft man sich eine einfache Kameradrohne, berät einen niemand hinsichtlich Flugunterricht, Versicherung, Flugverbotszonen, Aufstiegserlaubnissen und dem Fliegen über Menschenmengen, in Parks oder in Wohngebieten.

Klar, eigentlich sollte einem der gesunde Menschenverstand sagen, dass man nicht in der Nähe von Flughäfen oder im Naturschutzgebiet aufsteigen sollte. Allerdings scheint nicht jeder Käufer eines Multikopters die hellste Kerze am Baum zu sein – so hört man immer wieder von Drohnen, die am Strand oder bei Demonstrationen außer Kontrolle geraten sind. Oder eben von Linienpiloten, die durch Multikopter beim Landeanflug gestört wurden.

Die Einschränkung der Maximalflughöhe bedeutet das sichere Aus für einen Großteil des Sports

Ob die beunruhigenden Zwischenfälle mit Passagiermaschinen (dieses Jahr sind es immerhin schon mehr als 40) wirklich durch Quadkopter verursacht wurden, bezweifeln die meisten Modellpiloten aber. Sie halten unter anderem deswegen eine Novellierung der Luftverkehrsordnung für überflüssig. Erfahrene Flieger, die teilweise seit Jahrzehnten mit Modell-Helikoptern oder gar Düsenjet-Miniaturen unterwegs sind, wähnen ihr Hobby bedroht. Die bereits angesprochene Beschränkung der Maximalflughöhe auf 100 Meter würde nämlich erhebliche Einschnitte mit sich bringen. Von den momentan 20 Sportklassen des 85.000 Mitglieder starken Deutschen Modellfliegerverbandes, würden nur noch vier übrig bleiben. Kurz gesagt: Die Einschränkung der Maximalflughöhe bedeutet das sichere Aus für einen Großteil des Modellflugsports.

Deswegen hat der DMFV die Protest-Initiative Hände weg von meinem Hobby gestartet. Die dazugehörige Petition hat schon mehr als 120.000 Unterzeichner. Gleichzeitig sucht der Verband das Gespräch mit dem Verkehrsministerium und hofft, die umstrittene Gesetzesnovelle so abwenden zu können.

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Vollkommen egal, ob es neue Gesetze geben wird oder nicht: Es ist nach wie vor schwierig, diese auch durchzusetzen. Deswegen müsste vielmehr auf technischer Ebene etwas passieren. Solange ihr Hobby erhalten bleibt, haben die meisten Modellflieger auch nichts gegen einen GPS-Chip einzuwenden, der automatisch einen Aufstieg in Flugverbotszonen verhindert. Auch eine verpflichtende Registrierung jedes einzelnen Modells wäre denkbar. So könnte man zumindest die Halter identifizieren, sollte es zu Zwischenfällen kommen.

Ich als Hobby-Pilot würde auch eine Art Führerscheinpflicht für sinnvoll halten. Denn es ist viel zu einfach einfach, eine Drohne zu kaufen, sie in die Luft zu bekommen und ein paar Bilder damit zu machen. Eine nur minimal außer Kontrolle geratene Drohne wieder sicher auf den Boden zu bringen, ist aber deutlich schwieriger und einem Anfänger damit nahezu unmöglich – Unfälle sind vorprogrammiert.

Damit das populäre Hobby also erhalten bleiben kann, brauchen wir drei Dinge: Mehr gesunden Menschenverstand bei den Piloten, eine Führerscheinpflicht auch für nicht-kommerzielle Piloten und Kennzeichen, um die Halter eindeutig identifizieren zu können – aber keine weitere Beschränkung der Maximalflughöhe!

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