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Neue WhatsApp-Funktion: Willkommen in der Gruppenchat-Hölle

von Timo Brücken
WhatsApp kopiert die schlechten Gewohnheiten seines Mutterkonzerns – und macht damit sein nervigstes Feature endgültig unerträglich, kommentiert Timo Brücken.

WhatsApp gehört zu Facebook und Facebook hat so eine Angewohnheit: neue Funktionen heimlich ausrollen und dann für alle User automatisch aktivieren. Funktionen, von denen man sich – wenn überhaupt – erst im Nachhinein wieder abmelden kann. Prinzip: erst machen, dann fragen.

Dass WhatsApp sich dieses Verhalten von seiner Mutterfirma abschaut, überrascht nicht wirklich. Dass es jetzt ausgerechnet an einer der zentralsten Stelle des Messengers passiert, hingegen schon: im Gruppenchat.

Kurz auf Anfang: WhatsApp hat ein Feature aktiviert, heimlich und für alle User, mit dem sich Nutzer in Gruppenchats taggen lassen. Einfach ein @ vor den Namen setzen und sie bekommen eine Push-Nachricht aufs Smartphone – auch wenn sie die Gruppe eigentlich stumm geschaltet haben. Aber WhatsApp ist sogar noch schlimmer als Facebook: Die neue Funktion lässt sich – Stand heute – nicht abschalten.

Sag du doch auch mal was dazu, Marius!

Damit wird eines der nervigsten „Features“ des Messengers endgültig unerträglich. Willkommen in der Gruppenchat-Hölle.

Wenn Tante Lieselotte in der Familiengruppe händeringend ein Geschenk für Onkel Herbert sucht („Sag du doch auch mal was dazu, Marius!“). Wenn Justin seine Marie heiratet und seine Trauzeugen per WhatsApp alle Gäste zum Mitmachen bei der Partyplanung nötigen („Wer druckt die T-Shirts?!“). Wenn dieser eine Bekannte, mit dem ihr nur einmal im Berghain wart, schon wieder keinen findet, der mit ihm ausgehen will („Seid doch mal bitte nicht so 30!“). Dann ist eine Flucht jetzt nicht mehr ohne weiteres möglich.

Ich verstehe ja, dass das Tagging Vorteile haben kann. Chronische Schweiger, denen man alles aus der Nase ziehen muss, sind die andere Seite des Gruppenchat-Problems. Die bekommt man so besser wachgerüttelt. Aber leider gibt WhatsApp eher denen am anderen Ende der Geschwätzigkeitsskala eine neues Werkzeug in die Hand – all den Gesprächsaufnötigern, Organisationsfreaks und latent rassistischen Verwandten, die die Familiengruppe mit ihren Pegida-Sprüchen trollen.

Besonders effektiv wird das dadurch, dass WhatsApp das gleichzeitige Markieren mehrerer Personen erlaubt und gerade erst die maximale Größe von Chatgruppen von 100 auf 256 User erhöht hat. Prinzip Schrotflinte, viele potenzielle Ziele, viele potenzielle Schützen.

Vielen Dank auch, WhatsApp.

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