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Neue Technologien fangen den Klimakiller CO2 ein und nutzen ihn

von Anna Schughart
CO2 aus der Luft filtern und so die Erde retten – super Plan. In Indien ist kürzlich das Umwandeln in Backpulver gelungen. Auch in Deutschland arbeiten Wissenschaftler und Unternehmen an Technologien, die CO2 als Rohstoff nutzbar machen. Ändert das was am Klimawandel? Jein.

„Ich bin ein Geschäftsmann. Ich habe nie daran gedacht, den Planeten zu retten“, sagt Ramachadran Gopalan zu BBC Radio 4. Doch trotzdem klingt das, was Gopalan und seine Fabrik in Indien machen, im ersten Moment wie die Lösung eines der drängendsten Probleme unserer Zeit: den Klimawandel. Denn anstatt CO2 in die Luft zu pusten, nutzt Gopalans Fabrik das Gas für die Herstellung von Backpulver. 

Das funktioniert so: Carbonclean verbrennt Kohle, um Energie für chemische Prozesse zu gewinnen. Anschließend wird das CO2 aus den Verbrennungsabgasen herausgefiltert und für die Herstellung von Backpulver und anderen Chemikalien genutzt. „Ich brauchte einen verlässlichen CO2-Fluss und das war der beste Weg, ihn zu bekommen“, sagt Gopalan zur BBC. Laut Guardian ist seine Firma die weltweite Erste, die zeigt: CCU ist kommerziell nutzbar.

CCU? Die Abkürzung steht für: Carbon Capture and Utilization. Und genau das steckt auch dahinter: CO2 soll eingefangen und wiederverwertet werden. Damit kann CCU verhindern, das immer mehr CO2 in die Atmosphäre gelangt. Ein anderer Ansatz, der das gleiche Ziel hat, nennt sich – ganz ähnlich – CCS (Carbon Capture and Storage). Sowohl CCU als auch CCS sollen CO2 aus Rauchabgasen abscheiden.

Die Idee, dass man den Kohlenstoff, der sich im CO2 befindet, nutzen kann, ist wahnsinnig schön

Barbara Olfe-Kräutlein

Doch es gibt einen wichtigen Unterschied: Während bei CCS das CO2 in unterirdischen Speichern gelagert wird, geht CCU noch einen Schritt weiter. CO2 ist hier nicht einfach nur ein Abfallstoff, den man am Besten irgendwo vergräbt, sondern etwas, das man weiter nutzen kann. Zum Beispiel, um eben Backpulver herzustellen. CCU zielt also nicht nur darauf ab, Emissionen zu reduzieren, sondern auch einen Rohstoff zu gewinnen.

„An CCU wird schon lange geforscht. Die Idee, dass man den Kohlenstoff, der sich im CO2 befindet, nutzen kann und nicht andere Kohlenstoffquellen erschließen muss, ist ja auch wahnsinnig schön“, sagt Barbara Olfe-Kräutlein vom Institute for Advanced Sustainability Studies in Potsdam im Gespräch mit WIRED Germany. Auch in Deutschland arbeiten Wissenschaftler und Unternehmen daran, CO2 immer besser als Rohstoff nutzbar zu machen – und damit vielleicht eines Tages sogar Erdöl zu ersetzen. Unterstützt wird das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Das Gas kann dabei aus unterschiedlichen Quellen gewonnen werden. Bisher wird meistens das CO2 genutzt, das in chemischen Anlagen, beispielsweise bei der Ammoniak-Herstellung, entsteht. Besonders verlockend klingt aber auch die Idee, CO2 direkt aus der Luft zu filtern. Das nennt sich dann air capture: „Eine ganz innovative Technologie, die noch am Anfang steht,“ sagt Olfe-Kräutlein. Einer der air-capture-Pioniere ist das Schweizer Unternehmen Climeworks, das einen Filter entwickelt halt, der CO2 aus der Luft ziehen kann. Das ehrgeizige Ziel der Entwickler: Bis 2025 soll ein Prozent der globalen CO2-Emissionen gefangen werden.

Wer CO2 als Rohstoff sieht, muss aber auch damit etwas anfangen. Schon heute wird das Gas genutzt: in der Getränkeindustrie, als Kühlmittel, zur Herstellung von Düngern oder um die Haltbarkeit von Lebensmitteln zu verlängern. Das größte Potenzial für die Anwendung von CO2 sieht Olfe-Kräutlein allerdings in der Ersetzung von Erdgas und Erdöl. Heißt: Kohlenstoffdioxid ist vor allem in der Kraftstoffherstellung interessant.

Auch hier gibt es schon einige Pilotprojekte: Das Dresdner Unternehmen Sunfire macht zum Beispiel aus Kohenlstoffdioxid Kraftstoff für Autos und Flugzeuge. Auch bei der Herstellung von Schaumstoffen oder Medikamenten könnte CO2 Erdöl ersetzen. CCU, sagt Olfe-Kräutlein, könnte darüber hinaus helfen, Energie zu speichern und so ein großes Problem der erneuerbaren Energien lösen.

Durch CCU könnte man etwa sechs Prozent der Emissionen einsparen

Olfe-Kräutlein

Also alle Probleme gelöst? Nein, denn den Klimawandel kann CCU nicht aufhalten – zumindest nicht alleine. Dazu sind die Größenverhältnisse einfach zu ungleich. Jährlich betragen die vom Menschen verursachten CO2-Emissionen 30 Gt, also: 30.000.000.000 Tonnen. Außerdem wird das CO2 bei CCU ja eben nicht für immer verbannt, sondern früher oder später wieder freigesetzt. Sei es, wenn es ein Kraftstoff verbrannt oder ein Kunststoff wieder recycelt wird.

„Wenn man realistisch-optimistisch schätzt, kann man davon ausgehen, dass man durch CCU etwa sechs Prozent der Emissionen einsparen könnte“, sagt Olfe-Kräutlein. Das scheint, global gesehen, nicht wirklich viel zu sein. Allerdings, findet Olfe-Kräutlein, seien sechs Prozent sind auch schon eine ganze Menge. Bis dahin braucht es aber noch viel Forschung: „Technologisch gibt es unglaublich viele vielversprechende Ansätze, aber die müssen noch die weiteren Schritte durchlaufen, bis sie irgendwann den Markt erreichen.“ 

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