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Der Islamische Staat wird auf Twitter nicht stärker

von Cindy Michel
Das Vorgehen gegen digitale Missionare des sogenannten Islamischen Staates (IS) scheint erfolgreich zu sein: Eine Studie zeigt, dass der Output von englischsprachigen Tweets und Twitter-Accounts, die mit der terroristischen Vereinigung in Verbindung stehen, stagniert.

Zwischen Juni und Oktober 2015 sind eine Reihe von Twitter-Accounts abgeschaltet worden, deren Inhaber mit dem IS assoziiert wurden. Davon wurde das Wachstum der extremistischen Gruppe sowie ihr viraler Erfolg stark beeinträchtigt. Zu diesem Ergebnis kamen amerikanische Wissenschaftler der George Washington Universität.

Für ihre Studie analysierten sie eine Reihe von Accounts, die in der Vergangenheit immer wieder von der militanten Gruppe empfohlen worden waren. Dabei stellten die Forscher fest, dass die Zahl der offensichtlichen und leicht auffindbaren Twitter-Konten, die mit dem IS sympathisieren sollen, nie über 1000 lag und die Nutzer hauptsächlich untereinander kommunizierten.

Die Aktivität dieser Accounts blieben im niedrigen Bereich, seltene Ausschläge seien auf einzelne, besondere Ereignisse zurückzuführen, so die Autoren. Auch die durchschnittliche Anzahl der täglichen Tweets, die von den Accounts gesendet wurden, habe sich verringert: von 14,5 im Juni auf 5,5 im Oktober 2015. Follower sollen die Accounts durchschnittlich 300 bis 400 haben.

Im Vergleich zu anderen Portalen sei Twitter noch recht lax im Umgang mit der digitalen Terrorpropaganda, kritisiert J.M. Berger, Co-Autor der Studie. Das liege vor allem daran, dass die Plattform noch relativ jung sei. „Alle diese Firmen sind da einfach so reingezogen worden“, so Berger in einem Interview.


Dennoch, die Vorwürfe gegen Twitter sind akut: So prozessiert etwa Tamara Fields gegen das Unternehmen, seit ihr Ehemann bei einem Attentat des IS im November vergangenen Jahres getötet wurde. Sie wirft Twitter maßgebliche Mitschuld an der Popularität des IS vor. Wissentlich soll Twitter dem IS seine Plattform zur Verfügung gestellt haben, um Propaganda zu verbreiten. In der Anklageschrift heißt es: „Ohne Twitter wäre das explosionsartige Wachstum des IS zu einer der gefürchtetsten Terrorgruppen der Welt gar nicht erst möglich gewesen.“

Twitter reagiert auf die Vorwürfe: Anfang des Monats berichtete das Unternehmen, mehr als 125.000 Accounts stillgelegt zu haben, die mit extremistischen Gruppen in Verbindung stehen sollen. In einer Pressemitteilung vom 5. Februar heißt es: „Wir verurteilen den Missbrauch von Twitter, um gewalttätigen Terrorismus zu verbreiten.“

Regierungen und private Firmen reagieren auch gemeinsam auf extremistische Gruppen, die das Internet für ihre Zwecke missbrauchen. Erst vor Kurzem bildete die Obama-Regierung eine neue Task Force, auch Unternehmen wie Facebook und Google und Co. sind Teil dieser Regierungskampagne, die sich mit Kampf gegen den gewalttätigen Extremismus beschäftigt.


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