Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Kommentar / Marvel und Sony: Diese Argumentation gegen Superheldinnen-Filme ist nicht euer Ernst, oder?

von Max Biederbeck
Es sei dahingestellt, ob WikiLeaks moralisch gehandelt hat, als es interne Dokumente von Sony Pictures veröffentlichte. Sowohl Aufarbeitung als auch Herkunft sind fraglich. Fakt ist aber: Die Dateien, Aufzeichnungen und E-Mails sind eine nicht enden wollende Quelle an sexistischen und rassistischen Vorurteilen.

Dazu gehören schwere Anschuldigungen von Mitarbeitern gegen das Unternehmen, genauso wie die Bezeichnung der Schauspielerin Angelina Jolie als ‚minimally talented spoiled brat‘, als untalentierte verzogene Göre. Der neue Auszug aus einem E-Mail-Verkehr zwischen Sony CEO Michael Lynton und dem CEO von Marvel Entertainment Ike Perlmutter setzt die Reihe jetzt fort und sorgt in US-Medien für Aufregung. Betreff: „Female Movies“.

In der E-Mail argumentiert Perlmutter gegen die weitere Vermarktung von Superheldinnen-Filmen, indem er verschiedene Streifen aus der Vergangenheit auflistet. „Catwoman“, so schreibt er, sei einer der wichtigsten Charakter aus dem Batman-Universum und „der Film ein Desaster“. Auch „Elektra“ von Marvel sei eine schlechte Idee gewesen und „very, very bad“. Perlmutter schließt mit dem Beispiel „Super Girl“ aus dem Jahr 1984. Der Film habe so wenig eingespielt, dass man ihn nur als Fehlschlag bezeichnen könne, schreibt der CEO. Das war's. Thema beendet.

Der Vergleich mit einem 30 Jahre alten Film ist völlig daneben.

Es ist für die Planung eines Geschäfts völlig in Ordnung, andere Filme zum Vergleich heranzuziehen. In diesem Fall eben andere Superheldinnen. Aber: Eine Argumentation auf einem 30 Jahre alten Beispiel und einer selektiven Auswahl wie dieser aufzubauen, ist sowohl im gesellschaftlichen als auch im geschäftlichen Kontext völlig daneben.

Perlmutter vergisst in seiner Argumentation gegen Superheldinnen, dass es durchaus derartige weibliche Hauptrollen gibt, die gut funktionieren. Man denke an Katniss Everdeen. Die Freiheitskämpferin mit dem Bogen spielte allein im ersten Teil von „The Hunger Games“ binnen drei Tagen 155 Millionen Dollar ein. Einer der erfolgreichsten Kinostarts aller Zeiten.

Der Grund dafür waren die hohen Produktionskosten und die viele Arbeit, die in den Film gesteckt wurden. Schon die Bücher über die Tribute von Panem waren ein Erfolg. Es war klar, dass Everdeen als Heldin zum Selbstläufer an den Kassen werden würde.

Es stimmt, Supergirl, Catwoman und Elektra sind furchtbare Filme, das lag aber nicht an der weiblichen Besetzung, sondern an der schlechten und billigen Umsetzung und Produktion. Es gibt genügend Beispiele mit männlichen Helden, die genauso schrecklich sind. Man denke an „Daredevil“, „Green Lantern“ oder „Batman und Robin“.

Es sind meistens weibliche Nebenrollen, die teure Produktionen mit männlichen Helden tragen.

Der Sony CEO verkennt auch, dass es meistens weibliche Nebenrollen sind, die große und teure Produktionen mit männlichen Helden tragen: Catwoman in „The Dark Knight Rises“, Lois Lane in... nun ja, jedem „Superman“-Film und Black Widdow im „Avengers“-Team. Eine Journalistin schreibt im US-Magazin Mother Jones treffend: „Leute wie Perlmutter verstehen nicht oder wollen nicht verstehen, dass viele von uns nur wegen der weiblichen Rollen in diese Filme gehen.“

Anstatt schlechte Beispiele aufzuzählen und sich auf altertümliche und patriarchalische Positionen zurückzuziehen, sollte Perlmutter mehr Geld in die Hand nehmen und die guten Heldinnen-Comics zu Blockbustern machen. Denn Sony und Marvel können tolle Filme produzieren, und der richtige Stoff liegt da draußen in tausenden Comics aufgezeichnet.

Mehr zum Thema:

Die Superheldinnen kommen — Die Superheldinnen von IAmElemental mischen die von weißen Männern dominierte Heldenwelt gewaltig auf.

„Captain Marvel“ — Was Comic-Professor Arnold Blumberg über Marvel Studios' ersten Superheldinnen-Film sagt. 

GQ Empfiehlt