Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Nach der neuen Game-of-Thrones-Folge ist klar, wer die wichtigste Person in Westeros ist

von Dominik Schönleben
Bran Stark hatte lange Zeit eine der langweiligsten Storylines in Game of Thrones. Dann verschwand er für eine Staffel sogar komplett. Jetzt ist der querschnittsgelähmte Junge zurück – und könnte sich zur wichtigsten Personen in der Geschichte von Westeros entwickeln.

Die fünfte Folge der sechsten Staffel war eine der besten Game-of-Thrones-Episoden seit Langem. Denn sie hat die Serie wieder in Bewegung gebracht, nachdem sie drei Folgen lang nur dahinplätscherte. Die Konsequenzen der Wiederbelebung von Jon Snow (Jon Schnee), die erneute Machtergreifung von Daenerys Targaryan und die stetige Etablierung von Ramsay Bolton als neuem, stereotypem Bösewicht der Serie: alles Handlungsstränge, die irgendwie absehbar waren.

Doch in Das Tor (The Door) bekommt man erneut einen Geschmack von dem, was Game of Thrones zum Hype werden ließ. Die Folge fügt Puzzlestücke zusammen, die Fans seit Langem bewegen, jedoch nicht ohne gleichzeitig mehr neue Fragen aufzuwerfen, als eigentlich gerade beantwortet wurden. Nach Das Tor hat man das Gefühl, es steht wieder offen, wie es mit GoT weitergeht.

Werden sich die Rachefantasien der Starks verwirklichen? Wird Danaerys mit ihrer Dothraki-Armee endlich nach Westeros kommen? Und spielt das überhaupt noch eine Rolle, wenn die Weißen Wanderer (White Walker) doch längst Richtung Süden ziehen? Viel Fragen, doch eine Sache ist nach Das Tor klar: Bran Stark wird eine zentrale Rolle für die Zukunft Westeros spielen – und vielleicht auch für seine Vergangenheit.

!!! ACHTUNG, SPOILER! Der Artikel vermischt ab hier Buchwissen mit Serienwissen und wilden Spekulationen. Wir haben euch hiermit gewarnt! Auch wenn ihr Episode fünf der sechsten GoT-Staffel – Das Tor – gesehen habt, erfahrt ihr vielleicht Dinge, die Zuschauern der Serie noch nicht bekannt sind !!!

Alle gängigen Fan-Theorien zu Hodors Einsilbigkeit werden in Das Tor widerlegt, als endlich das Geheimnis um seine Vergangenheit gelüftet wird. Das Wort „Hodor“, das der freundliche Riese als einzige Vokabel beherrscht, steht eigentlich für den verkürzten Satz „Halt das Tor“ („Hold the Door“). Diese Offenbarung geht einher mit Hodors Tod und zeichnet ihn so als einen der unbesungenen Helden von Westeros. Sein Tod schockierte nicht, sondern macht einfach nur traurig, weil man Mitgefühl empfindet. Weil man im selben Moment erkennt, welche Last er all die Jahre auf seinen Schultern trug.

Im ersten Moment wirkt Hodors Tod vielleicht wie ein billiger Plot Point: Bran reist in einer Vision, einem sogenannten Grünen Traum (Green Dream), in die Vergangenheit und bemerkt, dass er so die Zukunft beeinflussen kann. Als dadurch ein Angriff der Weißen Wanderer hervorgerufen wird, nimmt ihn sein Mentor, der Dreiäugige Rabe (Three Eyed Raven), mit auf eine letzte Vision, während seine Freunde versuchen zu fliehen.

In dieser Vision, die ansonsten bedeutungslos scheint, sagt der Dreiäugige Rabe zu Bran: „Listen to your friend.“ Damit meint er Mira Reed, die den unruhigen Hodor dazu drängt ihr zu helfen und ruft: „We need you Hodor!“.

Als Bran also in Hodors Körper schlüpft, während er noch in der Vision aus der Vergangenheit feststeckt, kommt es scheinbar zu einem Unfall. Der junge Hodor bleibt geistig geschädigt zurück, weil er Mira immer und immer wieder „Halt das Tor“ rufen hört, was von ihm zu „Hodor“ verkürzt wird. Die billige Erklärung für das Hodor-Mysterium: irgendwas mit Zeitreise. Denn eigentlich hätte Bran Hodor auch in der Gegenwart übernehmen können, um die Tür zu verbarrikadieren. Ist die Zeitreise also nur ein billiges Plot Device, um Hodors Hintergrundgeschichte zu erklären?

Nicht ganz, diese oberflächliche Betrachtung greift zu kurz. Denn hätte Bran wirklich den Hodor der Gegenwart übernommen, dann wäre er in dessen Körper gestorben. Bran musste also eine andere Lösung finden.

Und auf die wurde Bran vom Dreiäugigen Raben gestoßen. Er hatte ihn absichtlich in diese eigentlich unwichtige Szene in der Vergangenheit geführt. Damit Bran den jungen Hodor übernehmen kann, um etwas sehr Grausames zu tun: Er dringt in den Geist des jungen Hodor ein, um ihm eine Mission zu geben. Er vernichtet dessen eigenen Willen und gibt ihm einen Auftrag: „Halt das Tor“. Diesen wiederholt Hodor seitdem als einzige Vokabel, trägt ihn als Namen – und wartet darauf ihn zu erfüllen. Er ist zu seinem einzigen Lebenszweck geworden.

+++ Mehr von WIRED regelmäßig ins Postfach? Hier für den Newsletter anmelden +++

Verdeutlicht wird dies auch durch die Szene kurz vor Hodors Tod, als er sich weigert, Mira zu helfen. Denn er hat bereits erkannt, dass der Moment seines Opfertodes gekommen ist – und will ihn hinauszögern. Doch dann, als er die Tür blockiert, wirkt der Riese auf einmal so klar, wie noch nie zuvor. Nicht gesteuert von Bran, sondern als würde er selbst die Tür mit all seiner Hingabe verschlossen halten wollen. So wird Hodor zum vielleicht tragischsten Helden des Fantasy-Epos.

Und doch ist die Szene nur Vorbereitung für Brans zukünftigen Story Arc: Er hat gesehen, wie groß die Bedrohung aus dem Norden ist, und besitzt die Fähigkeit, die Vergangenheit zu beeinflussen. Er wird also alles Versuchen, um die Weißen Wanderer zu stoppen oder Westeros zumindest auf ihre Ankunft vorzubereiten. Warum also nicht auch durch Eingriffe in die Zeitlinie?

Was er dabei vermutlich erkennen muss: Die Vergangenheit ist eigentlich unveränderlich. So wie sein Eingreifen in Hodors Leben bereits Teil der Geschichte war, wird es mit anderen Ereignissen auch sein. Seine Geschichte wird fortan die eines ebenso mächtigen wie traurigen Magiers sein, der eigentlich nur das lostritt, was längst geschehen ist.

Diese mögliche Storyline für Bran liegt vor allem durch etwas nahe, das in Das Tor in den Fokus gerückt wird: Varys und Tyrion Lennister haben eine Audienz mit einer Priesterin des Roten Gottes. Sie spricht davon, dass eine Stimme aus den Flammen geantwortet habe, als ein Hexenmeister das Gemächt des Eunuchen Varys ins Feuer warf, als dieser noch ein Kind war. Was, wenn Bran diese Stimme war, der versuchte, die Ereignisse zu verändern?

Wenn man annimmt, dass Bran versuchen wird, Ereignisse der Vergangenheit zu beeinflussen und so Ereignisse in der Zukunft auszulösen, gibt es einige Optionen, die sofort ins Auge stechen: Er selbst ist etwa nach Brandon dem Erbauer benannt, einer mystischen Figur aus der Geschichte von Westeros, der vor 8000 Jahren Winterfell und die Mauer als Bollwerk gegen die Weißen Wanderer errichtet haben soll. Was, wenn es in Wahrheit umgekehrt ist und der Erbauer nach Bran benannt wurde – weil er Bran ist, ein in der Zeit zurückgereister Bran wohlgemerkt?

Im Zentrum der Vorgeschichte von Game of Thrones steht Aerys Targaryen, der Irre König (The Mad King). Seine Grausamkeit entfachte die Rebellion, die Robert Baratheon zum König machte und so die Geschichte um die ungeklärte Thronfolge ins Rollen brachte. Grund für den daraus folgenden, grausamen Krieg ist also der Wahnsinn, dem der Irre König anheim gefallen war. „Burn them! Burn them all“, soll er laut Jamie Lennister immer wieder gerufen haben, während er Menschen auf dem Scheiterhaufen verbrannte – und selbst noch im Sterben soll er die Worte unaufhörlich gemurmelt haben.

Was also, wenn Bran zu ihm aus dem Feuer gesprochen hat, versuchte, ihn zu beeinflussen und ihn so überhaupt erst wahnsinnig gemacht hat? Verbrennen sollte Aerys Targaryen mit dem von den Alchemisten hergestellten grünen Seefeuer (Wildfire) seine Feinde. Die waren, wie Bran ihm versuchte einzuflüstern, jedoch nicht Rickard Stark und sein Sohn Brandon, die Aerys auf den Scheiterhaufen werfen ließ, sondern die ebenfalls im Norden lebenden Weißen Wanderer.

Vielleicht ist Bran also derjenige, der viele der tragischen Ereignisse in Game of Thrones verursacht hat, obwohl er eigentlich nur Westeros beschützen wollte. Selbst der Dreiäugige Rabe scheint nicht überrascht darüber, dass der Nachtkönig Bran in der neuen Folge berührt – als hätte er längst gewusst, dass es geschehen muss. Ist der Dreiäugige Rabe vielleicht der ältere Bran, der aus der Zukunft zurückgekehrt ist? „The time has come for you to become me“, sind jedenfalls die Worte des alten Mannes zu Bran, kurz bevor die Armee der Untoten den versteckten Wehrholzbaum (Heart Tree) findet.

Obwohl Bran Stark also für eine komplette Staffel abwesend war, ist er nun zum zentralen Charakter der Show geworden. Es scheint so, als seien die Ereignisse der letzten 8000 Jahre in der Geschichte von Westeros von seinem Handeln beeinflusst worden.

Letzte Woche ging es an dieser Stelle um die Frage, warum Ramsay Snow der langweiligste Bösewicht von Game of Thrones ist. 

GQ Empfiehlt