Noch vor Jahren war es kaum möglich, die Popularität von Musik tatsächlich adäquat zu messen. Charts wurden lediglich danach erstellt, wie oft sich eine Single oder ein Album verkauft hatten. Dienste wie Spotify ändern das langsam aber sicher. Denn hier wird wirklich gezählt, wie oft ein Song gespielt wird. Diese Tatsache nahm der Musiker- und Datenanalyst Matt Daniels gemeinsam mit dem Datenjournalismus-Magazin Polygraph zum Anlass, zu ermitteln, welche Lieder laut Spotify als zeitlose Klassiker gelten dürfen — und welche noch zu solchen werden.
Daniels untersuchte Musikstücke von den 1950ern bis 2005. Die grundsätzliche These war dabei so simpel wie bestechend: „Stücke, die wenig gespielt werden, verschwinden im Nichts“, schreibt er. „Und die, die öfter gehört werden, bleiben im kulturellen Äther erhalten.“
Gemessen an Abspielzahlen ist etwa Nirvanas „Smells Like Teen Spirit“ mit über 50 Millionen Plays mit weitem Abstand der populärste Song der Neunzigerjahre. Die 2000er hingegen regiert „Loose Yourself“ von Eminem, die Achtziger hingegen „Don't Stop Believin’“ von Journey. Die Siebziger gehören Queen und ihrer „Bohemian Rhapsody“, die Sechziger den Rolling Stones mit „Paint It Black“ und in den Fünfzigern ist Elvis mit „Jailhouse Rock“ ganz vorne.
Der beliebteste Rap-Hit der Ära 1986 bis 1999 ist laut der Analyse Blackstreets „No Diggity“, doch die rerstlichen Top-Plätze des Genres werden von Notorious BIG dominiert. „Das ist ein starkes Zeichen dafür, dass sich zukünftige Generationen an Biggie als Referenzkünstler der Achtziger- und Neunziger-Hip-Hop-Ära erinnern werden“, folgert Daniels.
„Die kommende Generation wird bestimmen, was aus den 90ern relevant ist und in die Zukunft übernommen wird, ganz unabhängig von Qualität und kommerziellen Erfolgen“, sagt er.
Das sei in allen Genres und Zeiten so. „Zum Beispiel: 1961 war Bobby Lewis mit ‚Tossin' and Turnin'‘ sieben Wochen die Nummer Eins“, erklärt Daniels.
„Bobby Lewis war die Beyonce von 1961. Aber hast du davon gehört? Weißt du heute, wer Bobby Lewis ist?“
Wie Matt Daniels anführt, sei seine Auswertung natürlich nicht repräsentativ. Denn bei Spotify sind etwa weder die Beatles noch Taylor Swift gelistet.