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"ET-Bereich": Als Merkel geflüchtete Nachwuchs-Coder besuchte

von Domenika Ahlrichs
Gut ein Jahr gibt es die ReDI School of Digital Integration in Berlin nun, die Geflüchtete ausbildet, die mit IT-Vorkenntnissen nach Deutschland kamen. So erfolgreich, dass nun ein Umzug anstand. Anlass genug für Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Schule zu besuchen und mit den IT-Experten aus aller Welt zu diskutieren.

Als Angela Merkel erfährt, dass die Diskussionsrunde auf Englisch stattfinden soll, zuckt sie mit den Schultern und sagt, sie werde „dann einfach sagen, dass ich nichts verstehe“. Alle lachen, sie selbst auch, die Kanzlerin ist bekannt für ihr gutes Englisch.

Allerdings ist sie von dem Vorschlag offensichtlich tatsächlich nicht so angetan, immerhin könnten die Teilnehmer der Runde doch alle recht gut Deutsch. „You can speak German quite well“, sagt Merkel etwa zu dem Syrer Munzer Khatab, als er das Mikro in der Hand hält. „In Deutschland kommen Sie viel größer raus, wenn Sie Deutsch sprechen.“ Er tut es. Es klappt. Unter Merkels ermutigendem Nicken erzählt Khatab von der App Bureaucrazy, die er entwickelt hat. Sie erleichtert Geflüchteten die Ankunft in Deutschland.

Eine Stunde Zeit hat sich die Kanzlerin genommen für den Besuch in der ReDI School of Digital Integration in Berlin, einer Coding-Schule für Geflüchtete, die sich auch schon Mark Zuckerberg bei seinem Berlin-Besuch vor rund einem Jahr ansah. Anlass für Merkels Besuch ist der Umzug in neue Räume: kloeckner.i, die Digitaleinheit von Klöckner&Co stellt als Hauptunterstützer der Schule eine Etage in der Nähe des Nordbahnhofs. Als Zuckerberg kam, war das Projekt noch neu, heute erlernen hier mehr als 130 junge Männer und Frauen mit etwas IT-Vorerfahrung Kenntnisse, die sie für einen Berufseinstieg oder die Gründung von Tech-Startups in ihrer neuen Heimat brauchen können. Viele kommen aus Syrien, manche aus Afghanistan, andere aus dem Irak, aus Eritrea und Ägypten.

Heba Aba Raboo zum Beispiel ist eine Ägypterin, die sich vor ihrer Ausreise jahrelang über YouTube selbst das Coden beibrachte und nun schon fünf Kurse an der ReDI-Schule absolviert hat. Sie sagt, es fühle sich für sie noch immer wie ein Traum an, dass hier Ehrenamtliche dafür sorgen, dass sie und andere IT-Kenntnisse erlernen. „Vielleicht arbeite ich bald in der Branche, das wäre der erste Job meines Lebens“, sagt sie. Dass Kanzlerin Merkel dieses Engagement zu würdigen weiß, rechnet sie ihr hoch an, zumal Merkel eher in dem Ruf stehe, Digitalisierungsfragen mindestens skeptisch gegenüberzustehen.

Die Kanzlerin leistet sich denn auch prompt einen Freud’schen Versprecher, als sie in ihrer kleinen Begrüßungsansprache von der „ET“-Branche spricht, die unbedingt auf neue Fachkräfte angewiesen sei.

Sie nehme die Gewissheit mit von diesem Besuch, wird Merkel später sagen, „dass wir nicht genug schauen können, wie wir Flüchtlinge in Kontakt mit wichtigen gesellschaftlichen Einrichtungen bringen“. Im Gespräch mit den nach Deutschland Geflüchteten hier in der Coding-Schule sei oft das Wort „Flüchtlingsheimblase“ gefallen, das sei ein Alarmwort: Es sei wichtig, dass die Neuankömmlinge schnell die Möglichkeit erhielten, „ihre Fähigkeiten anzuwenden und auszubauen“. Die App Bureaucrazy etwa will sie „nun unbedingt ansehen“, sagt die Kanzlerin und nickt dabei zu ihrem Pressesprecher Stefan Seibert herüber, der alles mit notiert.

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