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Mario Sixtus weiß, wer du bist – eine Doku-Empfehlung

von Max Biederbeck
Wir geben selten Fernsehtipps. Der Journalist und Filmemacher Mario Sixtus hat aber gleich zwei spannende Stücke über unsere Privatsphäre und ihre Zukunft produziert. Eins davon ist echt, das andere ein fast fiktives Fernsehspiel.

Leo Reinhardt ist durch die Brille gut zu erkennen. Er spaziert über die Straße, trägt einen schwarzen Mantel, ist schlank, hat graue Haare. Durch die Brille erkennt man auch Leo Reinhardts Alter, 45, seine Adresse, die Heidenfeldstraße 42 in Berlin, dass er vor kurzem Godzilla 3 gesehen hat, Transformers und einige Pornos: Big Titty M.I.L.F.S. und Pornstar Brides.

Es ist eine fiktive Szene aus Mario Sixtus Fernsehspiel „Operation Naked“, das kommenden Montag im ZDF ausgestrahlt wird. Heute Abend aber läuft bereits die Doku „Ich weiß, wer du bist“ auf Arte, ebenfalls von Sixtus. Sie zeigt: So weit sind wir vom Fall Leo Reinhardts gar nicht mehr entfernt. „Wir arbeiten im Film drei Punkte ab“, erklärt Regisseur und Netzreporter Sixtus im Gespräch mit WIRED. Einmal gehe es um Hardware: Wie wahrscheinlich sind HighTech-Brillen wirklich, die unseren Alltag aufzeichnen?


Lest jetzt das große Privacy-Special aus unserer gedruckten Ausgabe. Was passiert mit unseren Daten, unserer Identität und unserem Leben, wenn jeder unserer Schritte digital aufgezeichnet wird?

Sixtus' Antwort: „Sehr wahrscheinlich." Seine Recherchen hätten gezeigt, „dass die Technik schon sehr weit gekommen ist, wenn auch noch nicht im Laden“. So benutze etwa das amerikanische Militär die schlauen Brillen bereits zur Überwachung der US-Grenzen. Der Film „Ich weiß, wer du bist“ betrachtet außerdem, wie Algorithmen Gesichter erkennen können, und, wie die geschickte Verbindung von Datenbergen im Netz zu einem Profil über uns wird. „Vielleicht weiß ein Arbeitgeber irgendwann anhand von Daten, dieser Bewerber ist privat oft gestresst, den stelle ich nicht ein“, erklärt Sixtus. Am Ende steht das Ergebnis: So abwegig ist es nicht, das Szenario von Leo Reinhardt.

Klingt böser Technik, aber genau das ist nicht die Aussage von Sixtus' Filmen. „Es gibt keine böse Technik, nur disruptive Technik“, sagt er. Anstatt grundständig positiv über die Möglichkeiten und Gefahren zu disktuieren, schalte man hierzulande aber lieber erst einmal auf Abwehr. „Eine echte Debatte läuft immer noch nicht.“

Es geht den Filmen allerdings nicht nur um die Überwachung durch große Konzerne und Geheimdienste. Wenn überall Kameras sind und Programme, die unser Verhalten verstehen, wie verändert sich dann unser Umgang miteinander? Sixtus' sehr zu empfehlende Doku versucht sich einer Antwort auf diese Frage zu nähern. Heute Abend auf Arte

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