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„Man muss die Software verstehen“: Star-DJ Lost Frequencies im Interview

von Pearl Abbey-Obaro
Was braucht man, um DJ zu werden? WIRED sprach mit Lost Frequencies, Musikproduzent und gefeierter DJ, über Talent, Tools und Sampling.

Unter dem Namen Lost Frequencies ist der Belgier Felix De Laet seit 2014 als DJ weltbekannt. Mit seinem Remix von Are You With Me erreichte er in Deutschland 2015 die Spitze der Charts. Mit seinen gerade einmal 22 Jahren ist De Laet am vergangenen Wochenende auf einem der bekanntesten Festivals in Europa aufgetreten, dem Lollapalooza in Berlin.

WIRED: Vor Kurzem hast du vor tausenden Leuten auf dem Lollapalooza aufgelegt. Bist du vor solchen Gigs aufgeregt?
De Laet: Aufgeregt und ein bisschen nervös war ich. Besonders, weil ich zum ersten Mal meinen neuen Track gespielt habe, der im Oktober rauskommt.

WIRED: Bisher lief es doch immer ganz gut für dich.
De Laet: Ja, aber man weiß bei einem neuen Track vorher nie, wie er ankommen wird. Ich würde sagen, dass ich die letzten Jahre einfach großes Glück hatte. Irgendwie hat alles was ich rausgebracht hab den Leuten gefallen. Es ist total cool, wenn man ein Set spielt und das Publikum die Tracks kennt und mitsingt. In Berlin war das auch so. Die Leute haben ausgelassen gefeiert und hatten gute Laune. Deswegen liebe ich meinen Beruf.

WIRED: Man munkelt, dass du über die App Garageband zu diesem Beruf gekommen bist.
De Laet: Nur was das Produzieren von Musik angeht. Ich habe schon immer ziemlich viel elektronische Musik gehört und 2011 meinen ersten Latop geschenkt bekommen. Auf dem war Garageband vorinstalliert, also habe ich mir das Programm näher angeschaut und irgendwann aus Spaß angefangen, eigene Beats zu produzieren. Ich hab einfach immer weitergemacht und irgendwann ist das zu meinem Beruf geworden.

WIRED: So eine App ist also alles was man braucht, um Musikproduzent zu werden?
De Laet: Nein, das nicht, aber sie ist ein guter Anfang. Man lernt wie die verschiedenen Klänge zusammenkommen und entwickelt ein Gefühl dafür, was sich gut anhört und was nicht. Irgendwann stößt man mit dem Programm natürlich an seine Grenzen und es schränkt einen mehr ein, als einem zu helfen. Ich hab dann zu Reason gewechselt und danach zu Logic Pro, was ich heute immer noch benutze.

WIRED: Und irgendwann wird man dann zwangsläufig vom Produzenten zum DJ?
De Laet: Als DJ zu arbeiten oder selbst Sounds zu produzieren, das sind zwei unterschiedliche Dinge. Das eine geht nicht unbedingt in das andere über. Es gibt auch DJs, die keine eigene Musik produzieren und nur Songs nacheinander abspielen und mischen. Das ist ja auch die ursprüngliche Definition des Berufs. Ich selber habe als Produzent von elektronischer Musik angefangen und habe irgendwann später begonnen, als DJ zu arbeiten. So konnte ich meine produzierten Tracks in Sets packen und selbst auflegen. Das ist auch gerade noch der einfachste Weg für mich, zu performen. Mein Ziel ist eine Liveshow, daran arbeite ich zurzeit, aber sowas dauert lange und ist auch nicht so einfach.

WIRED: Also ist das Produzieren von Musik schwieriger als das Auflegen.
De Laet: Beides muss man erstmal lernen. Um Musik produzieren zu können braucht man aber Talent, um DJ zu sein nicht unbedingt.

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WIRED: Gibt es deiner Meinung nach auch DJs, die kein Talent haben?
De Laet: Sowas kommt häufiger vor, als man denkt. Manche DJs sind einfach nur intelligent und verstehen wie das Auflegen funktioniert. Es hat einfach viel mit Logik zu tun. Anfangs braucht man eine gute DJ-Software, wie zum Beispiel Serato, und einen Controller. Durch das Drücken der verschiedenen Knöpfe, lernt man, was mit dem Sound des jeweiligen Tracks passiert. Generell muss man also den Prozess und die Software verstehen, dazu braucht man nicht unbedingt musikalisches Talent. Es hilft aber, denn wenn man gut sein will, darf man nicht immer auf den Computer starren und gucken, was beim Drücken welcher Taste passiert. Die Kunst besteht darin, den Controller blind bedienen zu können und nur noch auf den Sound um einen herum zu hören. Man muss das fühlen können.

WIRED: Das hört sich an, als ob du das, was du tust, mit Leidenschaft tust.
De Laet: Musik hat einfach irgendwie schon immer mein Leben bestimmt. Ich habe, als ich klein war, Klavierspielen gelernt und seither immer Musik gemacht. In allem was ich produziere, steckt ganz viel Arbeit.

WIRED: Ärgert es einen dann nicht, wenn andere Leute Teile dieser Arbeit für sich beanspruchen?
De Laet: Du meinst Sampling? Ganz im Gegenteil. Ich liebe es. Ich erinnere mich, dass ich anfangs, wenn mir jemand erzählt hat, dass er etwas aus meinem Track gesampelt hat, ganz genau nachgefragt habe, was das war, und etwas skeptisch war. Aber mittlerweile habe ich gar kein Problem mehr damit. Ich habe gelernt, dass ein guter DJ aus einem winzigen Sample etwas ganz eigenes und neues schafft – das hat gar nichts mehr mit dem Original zu tun. Am Anfang habe ich das ja auch selber gemacht, Teile von fremden Songs gesampelt, in meine Tracks eingebaut und dann hat wiederum jemand anders Teile aus meinem neuen Track genommen und gesampelt. Es ist irgendwie ein Geben und Nehmen. Meiner Meinung nach ist das Teil unserer Musikkultur.

WIRED: Und deine Karriere als klassischer Pianist hast du für immer an den Nagel gehängt?
De Laet: Ich liebe elektronische Musik einfach. Und das hat meine Jugend stärker geprägt als das Klavierspielen. Solange den Leuten gefällt was ich mache, will ich damit auch weitermachen.

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