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Mach Platz, Reddit! Amino will die hippere Community-Plattform sein

von Michael Förtsch
Das New Yorker Startup Amino will das neue Reddit werden. Das könnte klappen, denn die Plattformer ist jünger, bunter, lauter und mobile-only. Seit dieser Woche steht es jedem offen, bei Amino eine Community zu starten – und natürlich gibt es auch schon eine Pokémon Go.

Schon seit elf Jahren ist Reddit online, die „Startseite des Internets“. Was in den Foren diskutiert wird oder gar auf der Frontseite landet, gilt als relevant oder zumindest interessant. Ein Problem mit Überalterung hat Reddit noch nicht, allerdings ist die Online-Community auch nicht gerade ein Hort von Innovation und Jugend: Die Optik ist seit Jahren unverändert spartanisch und erst seit Ende 2014 gibt es eine offizielle Reddit-App – in Form der von Reddit aufgekaufte Fan-Anwendung Alien Blue.

Wem all das zu dröge und altbacken ist, der könnte bei Amino glücklich werden. Das Netzwerk des Startups Amino Apps, gegründet vom Mittzwanziger Ben Anderson, ist bunt und laut und bietet für nahezu jeden die richtige Themenecke.

Tatsächlich hat Amino schon mehr als vier Millionen Nutzer. Das Social Network hat nämlich schon 2013 als heimelige, ziemlich nerdige Community für Anime- und Cosplay-Fans begonnen. Jedes Themenforum hatte seine eigene, abgeschlossene Smartphone-App. Was eine weitere würdige Community-Sparte war, das bestimmten bis Dienstag die Entwickler selbst.

Doch seit Anfang dieser Woche kann nun jeder mit der zentralen Amino-App und einer Creator-Anwendung für iOS und Android ganz einfach eine eigene Gemeinschaft erstellen – und an allen anderen teilnehmen. Damit könnte das junge Start-up Reddit tatsächlich den Nachwuchs und die Zukunft streitig machen.

„Wir wollen uns selbst als Flaschenhals entfernen“, sagt Gründer Ben Anderson. „Unser Ziel ist es, eine Community für jedes Interesse der Welt zu haben.“ So finden sich mittlerweile tausende neue überspezifische Mini-Gemeinschaften in der App – wenn man nur weiß, wonach man suchen muss.

Gruppen für Eulen-Liebhaber, Pferdenarren, deutsche Korea-Pop-Fans, homoerotische Mangas, jede nur denkbare aktuelle TV-Serie und natürlich Einhörner gibt es zum Beispiel. So ähnlich die Grundgedanken von Reddit und Amino auch sind, so unterschiedlich ausdifferenziert sind beide Netzwerke und ihre Mitglieder. Zwar werden bei beiden vor allem Links, GIFs, Bilder und Texte gepostet. Wie auf Twitter kann man auf Amino aber auch einzelnen Nutzern folgen, um stets über neue Posts, Beiträge und Aktivitäten informiert zu sein.

In Gruppen zu Games wie Fallout 4, Aion oder League of Legends finden sich außerdem geradezu Wikipedia-artige Artikel und Datenbanken mit Spielgegenständen und deren Eigenschaften und Werten. Von den kleinen Gemeinschaften werden sie sorgfältig kuratiert und gepflegt. Gleiches gilt für die Communitys rund um Pokémon Go oder Girl-Bands.

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Abgesehen davon, dass man Amino ausschließlich auf dem Smartphone nutzen kann, sind es die zu jedem Themenbereich gehörenden Live-Chats, die es von Reddit abheben. Sie sorgen einerseits für ein stetes Grundrauschen, decken aber auch die Schwächen von Amino auf: Wie schon nach wenigen Minuten festzustellen ist, weichen die Chats teils arg von den eigentlichen Kanal-Themen ab und werden von einigen Nutzern mit Spam, Beschimpfungen oder rassistischen Hasskommentaren geflutet. Dinge, die die Amino-Machern nach eigener Aussage eigenlich nicht dulden wollen – die aber wohl, wie schon bei Reddit, sehr schwer zu unterbinden sind.

Trotzdem ist Amino spannend, neu und zeigt, wie die Themennetzwerke der Mobil-Generation und damit die potenziellen Erben der Community-Urgesteine aussehen könnten. Denn nicht einmal zehn Prozent der Animo-Nutzer sollen auch auf Reddit unterwegs sein. 

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