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Ledger und Nicholson als Joker toppen? Keine Chance

von GQ
An sich wäre ein Joker-Film von Scorsese großartig. Aber es gibt ein Problem: Es ist unwahrscheinlich, dass jemand ihn so gut darstellen wird, wie Jack Nicholson oder Heath Ledger es getan haben. Zeit, anderen Charakteren aus dem DC-Universum eine Chance zu geben – zum Beispiel Batwoman.

Es gibt nicht viele Comic-Bösewichte, die so verehrt werden wie der Joker. Auch wenn verehrt es nicht für jeden trifft, so ist der Joker doch zumindest der Bösewicht, den die meisten kennen. In den letzten drei Jahrzehnten stand er schon drei Mal prominent im Zentrum großer Filme. Anders als viele andere Widersacher aus Comicbüchern ist der Joker eine Figur mit Persönlichkeit. Seine Motivation geht über die Weltherrschaft hinaus und die Filme wurden dem stets gerecht. Jeder kennt den Joker – und zwar besser als so manch anderen Comic-Bösen der jüngeren Zeit.

Warner Bros. hofft darauf, auf dieser Welle mitschwimmen zu können. Wie Deadline berichtet, will das Studio zusammen mit DC Entertainment die Entstehungsgeschichte des Jokers erzählen. Im Gespräch sei Todd Phillips als Regisseur (bekannt durch unter anderem Hangover), das Drehbuch soll von 8-Mile-Autor Scott Silver stammen, produzieren wird Martin Scorsese. Ja. Wirklich. Laut dem Bericht will Warner Bros. Einzelgeschichten erzählen, bei denen dann unterschiedliche Schauspieler die ikonischen Charaktere darstellen. Demnach wird Jared Leto nicht zwingend die Rolle des Jokers übernehmen, obwohl er in David Ayers Suicide Squad genau das tat.

Die Casting-Frage mal beiseite: Viel entscheidender ist, dass der Film im Gotham City der frühen 80er spielt und sich so anfühlen soll „wie die Scorsese-Filme dieser Zeit“. Zum Beispiel Taxi Driver und Raging Bull. Mit diesen Vorbildern zu spielen, macht sicherlich Freude. Richtig spannend wird es, wenn man sich dann vorstellt, dass der Mann, der Gangs of New York und Wolf of Wall Street gedreht hat, das Batman-Universum neu interpretieren wird. (Unser Vorschlag: Der Joker wird mit Leonardo DiCaprio besetzt. Denn der entwickelt sich ohnehin immer mehr zu Jack Nicholson. Zeit den Kreis zu schließen.)

Der Joker ist schon oft viel zu gut gespielt worden

Das riesige Problem: Der Joker ist schon zu oft viel zu gut gespielt worden. Man denke nur an den Bösewicht in Tim Burtons 1989er Batman, als Nicholson mit dicker Gesichtsschminke und grünem Toupee begeisterte. Sein Auftritt als Joker galt als so eindrücklich, dass Heath Ledger starke Zweifel hatte, dem Vorbild gerecht zu werden, als er 17 Jahre später die Herausforderung annahm, den Joker darzustellen. Prompt gewann Ledger den Oscar für seinen Joker in Christopher Nolans The Dark Knight – mit einem Joker, dessen Auftritt all das in den Schatten stellte, was Bösewichte in anderen Comic-Verfilmungen taten oder später tun würden.  

Als Leto die Joker-Rolle in Suicide Squad annahm, hatte er keine Chance. Seine Darstellung war eine ganz eigene Art von Selbstmordmission. (Nicht nur, weil er seiner Kollegin Viola Davis ein totes Schwein schickte.)

An den wahren Joker reicht einfach niemand so schnell ran. Entsprechend schwer wird es für Waner Bros. und DC werden, jemanden zu finden, der seine zu großen Schuhe ausfüllen kann. Natürlich kann man smarte und sogar lustige Geschichten schreiben, wenn es um die Herkunft des Jokers geht. Im TV-Film Gotham gab es ihn bereits als jungen Mann. Aber es hat noch nie einen Film gegeben, der mit der Vorstellung eines Clown-Prinzen im Teenager-Alter spielte. Daraus könnte noch etwas werden.

Aber selbst wenn es gelänge, Jacob Tremblay dafür zu gewinnen, Gotham High zu terrorisieren, müsste er noch immer eine Wahnsinns-Performance hinlegen, um den Vorbildern auch nur annähernd nahe zu kommen. Ein Joker-Film von Scorsese ist theoretisch ganz großartig. Aber im Grunde ist der Joker auserzählt. Und jeder, der es mit den legendären Darstellungen von Nicholson und Ledger aufzunehmen versucht, sollte lieber überlegen, ob es nicht mit anderen Rollen mehr zu gewinnen gibt. Da sind so viele neue, spannende Figuren auf dem Markt, die bisher viel zu wenig in Filmen vorkamen. Batwoman hat zum Beispiel einen Film verdient. Kaum jemand erinnert sich noch wirklich an Uma Thurmans Poison Ivy in Batman & Robin. Sie sollte im neuen DC-Filmuniversum Wurzeln schlagen. Oder wie wäre es mit den Anarky-Comics?!

Kritiker sagen oft, dass Hollywood bitte dringend mal wieder etwas ausprobieren sollte. Und das stimmt: Hollywood bräuchte dringend ein paar neue Ideen. Damit kann nicht gemeint sein, ein Team um Martin Scorsese zu versammeln, um einen brillant gespielten Charakter bitteschön noch einmal ins Rampenlicht zu zerren.

Andererseits ist schon klar, warum Warner Bros. und DC das machen. Es gibt immer sofort grünes Licht für ein Vorhaben, wenn eine bekannte Figur darin vorkommt – und ein erfahrenes Produktionsteam sich der Sache annimmt. Hollywood bleibt damit aber stecken im Strudel des Immergleichen. Um es mit den Worten des Jokers zu sagen: „Diese Stadt braucht einen Denkzettel.“

WIRED.com

Dieser Artikel erschien zuerst bei WIRED.com
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