Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Digitale Schulen werden Milliarden von Euro brauchen

von Cindy Michel
Laut einem aktuellen Report der Bertelsmann-Stiftung wird der Ausbau von IT-Infrastruktur an deutschen Schulen zu einer milliardenschweren Daueraufgabe.

In der Theorie klappt das schon mal mit dem digitalen Klassenzimmer: Der Bund diskutiert einen Digitalpakt, die Kultusminister haben sich auf eine gemeinsame Digitalisierungsstrategie verständigt. Auch in den aktuellen Koalitionsverhandlungen herrscht seltene Einigkeit darüber, dass es beim Thema Digitalisierung auch in der Bildung schneller gehen müsse. Immerhin bezeichnete der CDU-Politiker Peter Altmeier das Internet jüngst als „Grundrecht“ und Teil der „Staatlichen Fürsorge“.

Diese Fürsorge kommt aber nicht von alleine, und deshalb wird in den Kultusministerien gerade darüber nachgedacht, was die Schulen hierzulande eigentlich brauchen. Und sie brauchen einiges. Konzepte müssen erarbeitet und Lehrende ausgebildet werden. Die Schulen benötigen schnelles WLAN, Technologie für die Klassenräume, Endgeräte für die Schüler, IT-Support und Software für Lehrer und Lernende. Klingt teuer?

Ist teuer! Die Schulen mit dem Nötigen auszustatten, wird rund 2,8 Milliarden Euro jährlich kosten, wie ein aktueller Report im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung zusammengerechnet hat. Grundschulen mit 175 Kindern müssten demnach mit rund 45.000 Euro Kosten im Jahr rechnen, weiterführende Schulen ab 750 Schülern mit rund 300.000 Euro.

Die Anschaffung der Endgeräte hat den größten Kosten-Anteil: laut Report 800 Millionen Euro. Dessen Autoren gingen bei ihren Berechnungen davon aus, dass sich in der Grundschule vier bis fünf Kinder ein Gerät teilen, während an weiterführenden Schulen jeder Schüler an einem eigenen Gerät lernt. Weitere Posten in der Rechnung sind Computerräume, Beamer und Whiteboards in den Klassenzimmern, Software sowie eine IT-Stelle. Das macht 260 Euro pro Grundschüler und 400 Euro pro Jugendlichem in der weiterführenden Schule jährlich.

Laut den Bertelsmann-Schätzungen bringen Kommunen in Deutschland aktuell 20 bis 50 Prozent dieser jährlich anfallenden Kosten auf. Allein stemmen könnten sie das nicht, genau so wenig wie die Länder, sagen die Studienautoren. „Die Digitalisierung der Schulen braucht jetzt einen Kraftakt. Bund, Länder und Kommunen müssen sich in der neuen Legislaturperiode zügig darauf verständigen, Schulen beim Lernen mit digitalen Medien dauerhaft und auskömmlich zu unterstützen“, so Co-Autor Jörg Dräger. „Digitalisierung ist Normalität und Daueraufgabe. Einmalige Investitionen sind nicht ausreichend.“

Während Schulen in Großstädten schon heute mit WLAN und Tabletts ausgestattet sind, haben etliche Schulen auf dem Land nicht einmal einen adäquaten Computerraum. Hier sei der Bund gefordert, sagt Studienautor Andreas Breitner im Gespräch mit WIRED. „Die Länder und Kommunen werden das aus eigener Kraft kaum schaffen, so würde sich die Kluft eher vergrößern.“

Fraglich bleibe demnach auch, wie Eltern an den Kosten für individuelle Endgeräte fair und im Rahmen ihrer Möglichkeit beteiligt werden können. Breitner und sein Team schlagen die Entwicklung von „Solidarmodellen“ vor. Schon heute gebe es Regelungen, wie sozial schwächere Haushalte Lernmittel finanzieren können.

GQ Empfiehlt