Beim iPhone X gibt es keinen Home-Button und keinen Fingerabdrucksensor mehr. Das neueste Apple-Smartphone wird entsperrt, wenn es mit der Frontkamera das Gesicht seines Besitzers erkennt. Das bedeutet, dass es für Außenstehende deutlich leichter ist, an Daten zu gelangen: indem sie das Gerät einfach vor das Gesicht des Besitzers halten. Kritiker warnen, das könnte vor allem in Verhörsituationen ausgenutzt werden.
Rein rechtlich gesehen ist es in den USA, aber auch in Deutschland, nicht möglich, einen Verdächtigen zur Herausgabe seines Passworts zu zwingen. Dieser Schritt ist mit Face ID gar nicht notwendig. Wie sowohl die Washington Post als auch Heise Online und weitere Medien anmerken, ist es weit einfacher, das Gesicht eines Menschen gegen dessen Willen oder gar überraschend schnell vor eine Kamera zu halten, als dessen Fingerabdruck zu benutzen.
Gegen den Missbrauch durch Dritte hat Apple in die Funktion Touch ID und nach neueren Erkenntnissen auch in Face ID eine Panikfunktion eingebaut: Ein mehrfaches schnelles Drücken des Seitenschalters soll die Funktion deaktivieren. Dazu muss der Nutzer allerdings damit rechnen, durchsucht zu werden und Zeit haben, darauf zu reagieren.
Abgesehen davon, wird es für Behörden künftig schwieriger als bisher, die Daten auf dem Smartphone mit einem Computer zu durchsuchen. Sicherheitsexperten und Forensiker hatten in einer Entwicklerversion von iOS 11 eine Funktion entdeckt, die eine zusätzliche Hürde einbaut. Ohne einen sechstelligen Code des Smartphone-Besitzers bleibt den Beamten der Zugang verwehrt.
Zuletzt hatte eine Gruppe von US-Bürgern gegen die Trump-Regierung geklagt, weil ihre Smartphones an der Grenze ohne Durchsuchungsbefehl durchforstet wurden. Wie TechCrunch berichtet, wurden die Betroffenen von Beamten gezwungen, ihre Passwörter herauszugeben. Diesen Schritt könnten sich die Grenzer zumindest bei Besitzern eines iPhone X künftig sparen.