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In San Francisco jagt ein Roboter Obdachlose

von Michael Förtsch
Eigentlich werden die Roboter des Unternehmens Knightscope als elektronische Wachmänner eingesetzt. Eine Tierschutzorganisation nutzt einen K5-Roboter hingegen, um Obdachlose von ihrem Büro fernzuhalten. Der Widerstand gegen den Robo-Cop ist groß.

Mittlerweile ist es in vielen internationalen Metropolen keine Seltenheit mehr, Roboter zu sehen, die auf Parkplätzen, in Einkaufszentren oder auf Firmengeländen patrouillieren. In Dubai assistieren sie zudem Touristen und in China halten sie mit Gesichtserkennungssoftware nach Straftätern Ausschau. Die Tierschutzorganisation Society for the Prevention of Cruelty to Animals – kurz SPCA – lässt einen Roboter derzeit auf dem Bürgersteig um ihr Büro in San Francisco Streife rollen. Der K5-Roboter des Start-ups Knightscope ist mit Video-, Wärmebildkameras, Laserscanner, Radar, Mikrofon und CO2-Sensoren in der Lage, Vandalismus, Einbrüche und Verletze zu erkennen. Jedoch wird er von der SPCA genutzt, um Obdachlose zu verscheuchen und sie davon abzuhalten, ihr Nachtlager aufzuschlagen.

Der an einen Dalek aus Doctor Who erinnernde Blech-Wachmann ist bereits seit einem Monat im Einsatz. Auf seinen Rundfahrten gibt er eine entnervende Musikbeschallung von sich und kann bei Auffälligkeiten einen Wachdienst informieren. Wie die Tierschutzorganisation in US-Medien angibt, richte sich der Roboter gegen „Verbrechen, die scheinbar von den nahegelegenen Lagern von Obdachlosen ausgehen“. Darunter Drogenmissbrauch und Einbrüche. Wobei die Organisation dementiert, dass der K5 die Personen aus der Umgebung vertreiben solle. Zumindest laut Hersteller Knightscope habe sich „die Sicherheit und Qualität der Region“ durch den Einsatz schon deutlich verbessert. Die Kosten für die Anmietung des Roboters betragen zwischen sechs und sieben Dollar pro Stunde und liegen damit niedriger als der Mindestlohn für einen menschlichen Schutzmann.

Die Reaktion der Öffentlichkeit auf den mit Tieraufklebern dekorierten K5 ist allerdings alles andere als positiv. Den Einsatz gegen Obdachlose empfinden viele als unethisch, herzlos und empörend. Auf Twitter und Facebook wird zum Protest und gar zur Zerstörung des Roboters aufgerufen. Tatsächlich wurde der K5 angeblich schon mehrfach angegangen. Er wäre mit Barbecue-Sauce und Fäkalien beschmiert oder auch umgestoßen worden. Ebenso hätten Scherzbolde ihm „eine Plane übergestülpt“. Das wirft generelle Fragen über die Akzeptanz von Sicherheitsrobotern in der Öffentlichkeit auf.

Auch die Stadtverwaltung von San Francisco sieht Handlungsbedarf in Bezug auf die Roboter, die zuletzt immer wieder durch peinliche Pannen und gefährliche Unfälle auffielen. Bereits am ersten Dezember war die Tierschutzorganisation informiert worden, dass eine explizite Genehmigung für den Einsatz auf öffentlichem Grund nötig seit. Daher droht nun für jeden weiteren Einsatztag eine Geldbuße von 1000 US-Dollar. Es sei denn, es wird eine ordentliche Nutzungserlaubnis beantragt und bewilligt. Derzeit soll sich der Roboterhersteller Knightscope auch schon selbst in Verhandlungen mit der Stadtverwaltung befinden

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