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Binaural Bits / Der Podcast „StartUp“ begleitet die Gründerinnen eines Dating-Portals

von Miriam Sandabad
Wenn Romantik und Unternehmergeist eine Liaison eingehen, ist das meistens eher ernüchternd — bei „StartUp“ hingegen eine ziemlich spannende Angelegenheit. Der Podcast begleitet die Gründerinnen einer Dating-Plattform, die sich von Tinder und Co. abheben will.

In einem Startup steht ein Kickertisch auf dem Flur, Club Mate auf dem Tisch und jeden Tag ein neuer Grund zum Feiern an — so ungefähr lautet das Klischee von frisch gegründeten Firmen, die „irgendwas mit Internet“ machen. Doch die Realität sieht häufig anders aus. Statt nach der nächsten großen Party wird nach potentiellen Investoren gesucht, anstelle von Luftschlangen klaubt man sich nach Feierabend vollgeschriebene To-Do-Listen aus den Taschen. Und immer dabei: das Spiel mit der Ungewissheit, die Angst davor, dass sich die visionäre Businessidee nicht auf dem Markt durchsetzen kann. Doch der große Vorteil während meiner ganz persönlichen Startup-Erfahrung war: Ich trug damals keine Verantwortung für das gesamte Unternehmen, war nur Angestellte, keine Gründerin.

Umso größer war die Spannung, mit der ich die neue Staffel des erfolgreichen US-Podcasts „StartUp“ erwartet habe. Hinter der Produktion steckt Alex Blumberg, langjähriger Produzenten der Radioshow „This American Life“. Blumberg ist eine Koryphäe im Audio-Storytelling, hat als Journalist in unzähligen Reportagen von Menschen und Schicksalen berichtet und sich nicht zuletzt mit der Business-Reihe „Planet Money“ in der Podcast-Szene einen Namen gemacht.

 

Im August vergangenen Jahres gründete er dann sein eigenes Startup, das Audio-Podcast-Netzwerk Gimlet Media und dokumentierte diesen Prozess in der ersten Staffel von „StartUp“. Dabei ließ er seine Hörer uneitel und schonungslos an allen Hochs und Tiefs einer Firmengründung teilhaben: In 14 Folgen konnte man ihn dabei begleiten, wie er mögliche Geldgeber traf, noch nachts an Ideen feilte und mit überarbeiteten Angestellten oder seiner Familie stritt und sich wieder vertrug.

Fpür die zweite Staffel, die Ende April gestartet ist, hat sich Alex Blumberg nun Co-Host Lisa Chow ins Boot geholt. Die beiden beobachten in dem halbstündigen Format nicht mehr ihre eigene Firma, sondern ein junges Startup im Silicon Valley: Dating Ring ist eine Dating-Plattform, die laut Selbstbeschreibung Technologie mit altmodischer Heiratsvermittlung verbinden will. Ander als bei Tinder und Co. werden Flirtwillige hier auf persönlich arrangierte Dates geschickt. Die potentiellen Matches werden von den Mitarbeiterinnen des Startups selbst ausgewählt, denn, so glaubt die junge Firma: „Roboter verstehen nichts von der Liebe.“

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Dating Ring hebt sich ab von der boomenden Startup-Szene Kaliforniens, denn die Macherinnen sind ausschließlich junge Frauen Anfang Zwanzig, die sich vorgenommen haben, in der männlich dominierten Welt des Silicon Valley zu bestehen. So kündigt Gründerin Lauren Kay bei ihrer Vorstellung vor möglichen Unterstützern in der ersten Folge des Podcasts an: „Es wird eine Milliarden Dollar schwere Firma geben, die persönliche Dates auf Abruf ermöglicht. Und Dating Ring wird diese Firma sein.“

In zehn Episoden wollen Alex Blumberg und Lisa Chow die Gründerinnen Lauren Kay und Emma Tessler auf ihrem Weg begleiten, rückblickend von der initialen Idee vor zwei Jahren über erste Date-Arrangements und die Investorensuche bis hin zu der bitteren Konfrontation mit Sexismus im Geschäftsleben. Und natürlich bei typischen Startup-Problemen, die aufkommen, wenn Freundschaft und Business sich vermischen. Genau das finde ich an dieser neuen Staffel von “StartUp” so spannend: Schon in der ersten Folge erfahren die Hörer viel über die Schwierigkeit, Gleichberechtigung innerhalb eines Gründerteams zu finden, zum Beispiel, wenn es um die finanzielle Beteiligung geht. Eine Lehre für mich daraus: Egal, wie gut die GründerInnen miteinander befreundet sind, am Ende versuchen alle, sich vor den anderen möglichst gut selbst zu vermarkten. Da klingt der Claim der aktuellen Staffel nur logisch: “Erst kommt die Liebe — dann kommt die Gerechtigkeit.”

Blumberg und Chow führen zwar durch den Podcast, ordnen das Geschehen ein und kommentieren es, sie haben ihren Protagonistinnen aber auch Aufzeichnungsgeräte mitgegeben, um selbst eine Art Audio-Tagebuch zu führen. Interviews mit allen Beteiligten runden die Dokumentation ab. Die „StartUp“-Macher folgen dabei nicht einer strengen Chronologie, sondern verschieben zeitliche Elemente, um Spannung zu erzeugen und Neugierde zu wecken. Das passt auch zu Dating Ring, denn die Entwicklung des jungen Unternehmens ist noch lange nicht abgeschlossen, wie Lisa Chow zu Beginn des Podcasts erklärt: „Dating Ring ist noch mitten auf seiner Reise — wir haben echt keine Ahnung, wie das alles hier ausgehen wird.“

Mittlerweile hat sich die Idee des persönlichen Verkuppelns auf professioneller Ebene herumgesprochen und Dating Ring genießt mediale Aufmerksamkeit. Dass Alex Blumberg mit seinem Podcast nun das Audio-Mikroskop auf Lauren Kay, Emma Tessler und ihre Firma hält, kann Chance und Risiko zugleich sein. Wie auch immer die Reise dieser Partnerbörse in Zeiten von Dating-Apps und Startup-Schwemmen weitergeht — meiner Meinung nach findet die aktuelle Staffel von „StartUp“ in genau dieser Unsicherheit ihre Stärke: Der Podcast zeigt auf sehr unterhaltsame und menschliche Art, was passiert, wenn Freunde aus Leidenschaft und Idealismus ein Unternehmen gründen. Auf die kommenden Folgen bin ich gespannt und überbrücke die Wartezeit mit Tischkickern und Club Mate.

In der letzten Folge „Binaural Bits“ ging es um Jen Simmons, die die Männerdomäne Tech-Podcasts aufmischt. 

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